15 - Todestanz
Woche daraus und wir sind im Geschäft.«
»Versuch nicht, mit mir zu handeln, junge Lady. An mir haben sich schon Kunsthändler die Zähne ausgebissen, gegen die deine Vampire die reinsten Waisenknaben sind.«
So scherzhaft diese Worte auch gemeint sein mochten, Buffy blieb der drohende Unterton in der Stimme ihrer Mutter nicht verborgen. Sie durfte den Bogen nicht überspannen, sonst hatte der Deal so viel Zukunft wie ein Vampir mittags um zwölf am Strand von Miami
Beach.
Manchmal war es selbst für eine Jägerin klüger nachzugeben.
Zumindest ein wenig.
*
Der Mond stand als milchig trübe Sichel tief am rümmel, Wolkenschleier zogen in trägen Fetzen an ihm vorüber. Mit weit ausholenden Schritten ging Buffy über den in Dunkelheit getauchten Friedhof, den Pflock, den sie von Kendra erhalten hatte - Mr. Pointy, wie sie ihn bisweilen nannte -, lässig hin und her schwingend. Es war eigenartig, doch seit sie ihn bei sich trug, fühlte sie sich viel sicherer ... irgendwie stärker. Auf unerklärliche Weise schien er die Bürde ihres Schicksals als Jägerin erträglicher zu machen.
»Okay, genug Selbstmitleid für heute«, schalt sie sich selbst. Doch das war leichter gesagt als getan, vor allem an einem Abend wie diesem. Eigentlich hatte Will versprochen, sie zu begleiten und mit ihr noch einmal den Stoff für die nächste Klausur durchzugehen, doch dann hatte ihre treueste Gefährtin sie eiskalt im Regen stehen lassen, um einer weiteren Probe der Dingoes beizuwohnen. Ende nächster Woche würde es endlich so weit sein, und das Bronze würde Schauplatz jenes denkwürdigen Ereignisses werden, an das Willow sie mindestens fünfmal am Tag erinnerte: die Battle of the Bands.
»Oh nein, sie ist nicht besessen«, brummelte Buffy ärgerlich vor sich hin. »Überhaupt nicht.«
Doch wenn sie ehrlich war, konnte Buffy es ihr nicht einmal übel nehmen. Nicht wirklich jedenfalls. Ein gemeinsamer Abend mit ihrem Liebling, selbst wenn der Liebling nichts anderes im Kopf hatte als seine Musik und seine Band, schlug einen nächtlichen Streifzug durch das Reich der Toten um Längen.
Nur gut, dass der ganze Zirkus nicht bei Vollmond stattfand, dachte Buffy, sonst wäre Oz gezwungen, eine Extraeinlage als Werwolf zu geben. Zumindest in punkto Showeffekt würden die Dingoes damit das absolute Highlight des Abends sein. Andererseits ...
Ein Frösteln durchfuhr sie. Da war es wieder - dieses unangenehme Kribbeln in ihrem Nacken, das sie bereits in der vergangenen Nacht verspürt hatte. Anders als das Gefühl, das sie normalerweise überkam, wenn Vampire in der Nähe waren, doch nichtsdestoweniger beunruhigend. Buffy blieb einen Augenblick stehen und der Schauer ebbte langsam ab.
»Na super, jetzt hab ich auch schon Halluzinationen«, grummelte sie. »Es tut mir Leid, Giles, aber ich konnte heute Nacht leider keinen einzigen Vampir erlegen, weil ich einem Phantom hinterhergejagt bin.« Kein gelungener Auftakt ihres allmorgendlichen Berichts.
Nicht, dass es darüber hinaus viel zu berichten gäbe. Bis jetzt jedenfalls war diese Nacht eine komplette Pleite. Nicht ein Vampir weit und breit, nicht einmal einer von der dümmeren Sorte. Nur dieses merkwürdige Gefühl, dass etwas Bedrohliches in der Luft lag. Und selbst das löste sich mit der Zeit in Wohlgefallen auf.
Wenn das so weiterging, würde nur noch ihre Langeweile schrecklich sein.
Was nicht unbedingt das Schlechteste wäre, dachte sie, vielleicht hatte ihre Mutter gar nicht so Unrecht. Ein wenig Zeit zur Besinnung hatte noch niemandem geschadet.
Während sie ihren Weg fortsetzte, stellte Buffy sich vor, wie ihre Mutter zu Hause saß und auf sie wartete, als ob sie von einem Date heimkehrte. Wenn es nur so wäre, dachte Buffy wehmütig. Zurzeit wies ihr Terminkalender nicht ein einziges Rendezvous auf.
Ein Rascheln zu ihrer Rechten ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben. Kein Zweifel, da war etwas. Mit einem Satz sprang sie auf eines der Grabmonumente und spähte in die Dunkelheit. Nichts. Nicht einmal eine streunende Katze, die im Unterholz nach Beute jagte.
Verdammt, wo stecken die nur alle?, dachte Buffy. Fand vielleicht irgendwo ein Räumungsverkauf statt, von dem sie nichts mitbekommen hatte?
Die Vorstellung von Einkaufszentren und Geschäften lenkte ihre Gedanken wieder in den Alltag zurück, und das wiederum ließ sie erneut an ihre Mutter denken. Ließ man die rein kulinarischen Aspekte außen vor, war das gemeinsame Essen für beide eine einzige Tortur
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