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1500 - Ruf der Unsterblichkeit

Titel: 1500 - Ruf der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihrer letzten Zufluchtsstätte in die nördlichen Ostalpen zurück. Georg war nicht in der Hütte. Sie durchwanderte den Traum, aber sie konnte keinen Kontakt mehr zu dem Einsiedler herstellen. Sie war der letzte Mensch im Simusense! Und dann tauchte Georg auf.
    Sie traute ihren Augen nicht. „Ich habe eine mehrtägige Bergwanderung hinter mir", entschuldigte er seine Abwesenheit. „Du lügst", sagte sie ihm auf den Kopf zu. „Du warst auf irgendeiner fremden Ebene, zu der ich keinen Zugang habe. Andernfalls hätte ich dich gefunden."
    Georg setzte sich neben sie. Er schwieg lange, bevor er ihr gestand: „Ich bin nicht der, für den ich mich ausgegeben habe, Bliss. Ich bin Julian Tifflor.
    Gemeinsam mit Nia habe ich versucht, dich zu retten. Beinahe hätten wir es geschafft. Aber als wir dich aus dem Netz geholt hatten, war der Schock für dich so groß, dass du gestorben wärst. Wir mussten dich zurückschicken, um dich zu retten."
    Bliss war wie tot. Das war das Ende ihrer Träume. „Bliss", sagte Mega-Tiff eindringlich. „Du musst uns helfen. Du bist psychisch völlig abhängig vom Netz, gewissermaßen eins mit Simusense geworden. Ohne deine Unterstützung können wir dich nicht herausholen." Bliss war auf einmal ganz ruhig. „Tatsächlich?" meinte sie lächelnd. Sie konnte Nia nicht mehr böse sein, und sie konnte Julian Tifflor nicht mehr hassen. Alles hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. „Mehr wollte ich gar nicht. Dies ist mein Triumph. Simusense für immer!"
    „Bliss, komm zur dir", redete Tifflor mit Engelszungen auf sie ein. Er zeigte sich nunmehr in seiner wahren Gestalt. Nun, da er nicht mehr Georg war, sah er in der zünftigen Tracht der Einheimischen zu komisch aus. „Dir hat doch Nias Traum gefallen, du hast dich auf dieser Ebene sehr wohl gefühlt. Was macht es da für einen Unterschied, dass es kein Traum, sondern die Wirklichkeit war? Es wird dir gefallen. Komm mit mir aus dem Netz."„Das würde mich töten", sagte Bliss. Und sie wiederholte diesen Ausspruch noch tausendmal. Zögerte die Entscheidung .über weitere Jahre hinaus. Tiff betreute sie auch weiterhin.' Wann immer es seine Zeit erlaubte, kam er zu ihr ins Netz und erzählte ihr von seinen Erlebnissen auf den Welten der Milchstraße. Er verhalf ihr „auf diese Weise zu wundervollen Träumen, wie sie sie bisher nie gekannt hatte. Er war ihr bestes Pferdchen.
    Aber damit wollte er sich nicht abfinden. Und darum bedrängte er sie, mit ihm in die Wirklichkeit zu kommen. Armer, naiver Tiff. Wie konnte er nur glauben, dass sie das, was er ihr zu geben hatte, für ein Leben in der Realität eintauschen würde? Das konnte sie ihm natürlich nicht sagen. Und sie musste ihn bei Laune halten. Er durfte nicht merken, dass sie gar nicht aussteigen wollte. Sie wollte auf dieser Traumschiene fahren, solange es ging.
    Sie würde es schon merken, wenn Tifflor die Nase voll hatte. Dann musste er ihr den goldenen Schuss geben. Sie hielt ihn bis ins Jahr 1169 hin. Aber dann kam der 2. September. Und als Tiff sie diesmal aufsuchte, da merkte sie, dass er einen Entschluss gefasst hatte. Er redete wieder beschwörend auf sie ein. Ihre Versuche, Traummaterial aus ihm herauszuholen, schlugen fehl.
    Da war ihr klar, dass diese wunderbare Zeit zu Ende ging. „Bliss, so geht es nicht mehr weiter", sagte Tiff entschlossen. „Du musst endlich aufwachen!" Sie nickte. „Ich bin bereit." Tiff küsste sie im Traum. Dann reichte er ihr die Hand und ging mit ihr aus dem Netz. Er wusste nicht, dass dies der Goldene Schuss für sie war.
     
    STREIFLICHT IV
     
    Die Stadt liegt auf einer weiten Hochebene am Ufer eines gewaltigen Stromes. Nahe der Stadt stürzt der breite Strom über den Rand des Felsplateaus über 800 Meter in die Tiefe. Die tosenden Wassermassen brechen sich in einem tiefblauen Meer. Das Meer ist in dieser Bucht 1000 Meter breit. Wer die Niagarafälle kennt, der wird bestätigen, dass sie gegen diese Fälle ein armseliges Rinnsal sind. Die Kraft des Wassers hat den Fels zerklüftet, ausgewaschen und geschliffen. Dies über eine lange, lange Zeit hinweg. Die Felsformationen, von der Geduld und Kraft des fließenden Wassers geformt, geben Auskunft darüber, dass das Wasser schon seit urdenklichen Zeiten fließt.
    Auch in den reißenden Fluten und im Meer, in das sie stürzen, wie in der Luft: kein Leben. Wie am Tag vor der Schöpfung. Das Tosen der ur gewaltigen Wassermassen übertönt das Hintergrundsummen. Nur das Wasser fließt auf seinem

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