1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
Löcher, die an den Rändern feucht schimmerten, weil das geronnene Blut noch keinen festen Schorf gebildet hatte.
Und Blut war in dieser verdammten Welt etwas sehr Kostbares. Das war die Nahrung für deren Bewohner.
Einige von ihnen hatten es gerochen. Das Haus des Supervampirs stand zwar recht einsam auf einem flachen Hügel, aber jeder der Blutsauger kannte den Platz, und so wurden die sensiblen Gestalten von dem Blutgeruch angezogen, Er hatte sie schon gesehen. Hin und wieder hatte ein bleiches Gesicht durch eines der Fenster geschaut, aber es war immer sehr schnell wieder verschwunden, denn noch trauten sich die Gestalten nicht näher.
Mallmann war zu Saladin gekommen, um zu erfahren, ob sein Partner mit der Aktion Erfolg gehabt hatte.
Saladin richtete sich auf seinem Lager auf. Er wollte die Schmerzen in seiner Brust ignorieren, was er nicht so recht schaffte. Zwar stöhnt er nicht auf, aber ein Fluch verließ schon seinen Mund, und der blieb auch Dracula II nicht verborgen.
Er grinste kalt, bevor er sagte: »Es geht dir nicht besonders gut - oder?«
»Nein, verdammt.«
»Hast du keinen Erfolg gehabt?«
»Doch!«
»Super.«
»Meine Fernhypnose klappte. Dieses Weib hat die Schrotflinte genommen, ist damit zu ihrem tief schlafenden Helfer gegangen und hat ihm den Kopf weggeschossen.«
»Perfekt.«
»Ja, das schon, aber nicht für mich.«
»Du denkst an deinen Zustand hier?«
»Woran sonst?«
Mallmann lächelte wieder. »Ich kann ja verstehen, dass du ungeduldig bist, aber wo würde es dir besser gehen als hier? Ich denke, dass es nirgendwo der Fall sein würde. Du bist nur hier bei uns sicher. Hier kannst du deine Wunden ausheilen. Du bist einfach zu schwach, um die normale Welt unsicher zu machen. Begreife das.«
»Nein!«, schrie Saladin den Supervampir an. »Nein, verdammt noch mal, und abermals nein! So ist das nicht, verstehst du?«
»Im Moment nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«
Saladin stieß hart die Luft aus. »Ich bin verletzt, okay. Aber nur körperlich. Geistig bin ich auf der Höhe wie immer, sonst hätte ich das nicht schaffen können. Ich lasse mich nicht fertigmachen. Ich ziehe alles durch, was ich mir vorgenommen habe.«
»Sehr schön, und was ist das?«
»Es geht weiter«, flüsterte der Hypnotiseur. »Wer glaubt, dass ich aus dem Spiel bin, der hat sich geirrt. Eine habe ich geschafft, andere werden folgen.«
»Kannst du mir Namen nennen?«
»Nein.«
»Warum nicht? Ist dein Vertrauen zu mir so gering?«
»Das hat damit nichts zu tun«, flüsterte Saladin. »Ich muss meinen eigenen Weg finden. Alles Weitere kannst du vergessen. Und jetzt lass mich in Ruhe, verdammt.«
»Ja, schon gut. Ich lasse dich allein. Überlege dir einen anderen Plan, aber lass dir Zeit dabei…« Mallmann wies auf die Brustwunden des Mannes. »Ich glaube, sie bluten noch leicht.«
»Hau ab!«
Der Supervampir lachte, als er sich mit einer schwungvollen Bewegung umdrehte. Sekunden später hatte er das Haus verlassen.
Saladin blieb allein zurück. Mit sich und auch mit seinen schweren Gedanken. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er hörte sein Herz lauter als gewöhnlich schlagen, und in seinen Augen leuchtete die kalte Wut. Er legte sich wieder hin und dachte, welch ein Freund Mallmann war.
Nein, er war kein Freund. Es war höchstens das, was man einen Verbündeten nennt. Darüber wurde sich Saladin wieder einmal bewusst.
Jeder ging seinen eigenen Weg und benutzte den anderen nur zu seinem eigenen Vorteil.
In Saladins Kehle lag dicker Schleim. Es war nicht eben warm in diesem verdammten Vampirhaus, an dessen Wand ein viereckiger Gegenstand hing, der aussah wie eine Mischung aus Spiegel und einem großen Flachbildschirm. Saladin wusste über die Funktion Bescheid. Dieses Viereck war ein Tor, das zwei Welten miteinander verband. So konnte man durch das Tor die Vampirwelt verlassen und in die normale eintreten.
Für Mallmann konnte es nichts Perfekteres geben.
Saladin wusste auch, dass einer wie dieser verdammte Supervampir keine Freunde hatte. Er brauchte Verbündete, die auch funktionierten, und momentan war das bei dem Hypnotiseur nicht der Fall. Er war einfach zu schwach, und das würde auch noch eine ganze Weile so bleiben.
Mallmann hatte ihn allein zurückgelassen, und er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Obwohl er in der Vampirwelt Schutz und auch Sicherheit gefunden hatte, traute er dem Braten nicht. Wer hier existierte, der war kein Mensch, auch wenn
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