1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
jemand, der sich allein nicht mehr zurechtfand. Sie ließ sich von Suko die Treppe hinauf führen.
Ich machte den Schluss und schaute mich in der Gaststube um, ohne jedoch etwas Verdächtiges finden zu können, das auf diesen schrecklichen Mord hinwies.
Wir gingen die Treppe hoch. Ich hatte den Eindruck, eine noch bedrückendere Atmosphäre zu erleben, als beim ersten Mal.
Im Flur blieben die Wirtin und Suko stehen. Rose deutete auf eine Tür.
»Dahinter liegt er.«
»Und wo können wir die Waffe finden?«, fragte Suko.
»Die habe ich an die Wand gelehnt, nachdem ich heute Morgen mit ihr in Bubis Zimmer gegangen war.«
»Okay.« Er nickte mir zu. »Kommst du?«
»Klar.«
»Ich gehe da nicht hinein«, sagte Rose Nelson mit leiser Stimme. »Nein, verflucht, das tue ich nicht.«
»Okay, bleiben Sie hier auf dem Flur.«
Nach diesem Satz öffnete ich die Tür, betrat das Zimmer und blieb sehr schnell wieder stehen. Hart und deutlich hörbar saugte ich die Luft ein, denn was ich da sah, das war wirklich nichts für schwache Nerven.
Die Leiche lag auf dem Bett, und ich musste leider erkennen, dass sich die Wirtin nicht geirrt hatte. Der Kopf des Mannes war von einer Ladung Schrot zerrissen worden. Was davon übrig geblieben war, das möchte ich lieber nicht beschreiben.
Ich wusste plötzlich, dass dieser letzte Fall, in dem der Hypnotiseur Saladin eine große Rolle gespielt hatte, noch nicht beendet war. Dieser Tote musste indirekt mit ihm zu tun haben, und es war unsere Aufgabe, den Fall aufzuklären.
Suko stand auch nicht mehr auf dem Flur. Ich sah seinen Umriss rechts neben mir. Er sagte nichts, aber, die Laute, die er von sich gab, waren alles andere als normal.
»Man hat ihn aus kürzester Entfernung erschossen«, sagte ich. »Er hatte keine Chance.«
»Und zwar mit der Waffe, die hier an der Wand lehnt.«
Ich nickte. »Wer ist der Killer?«
»Rose Nelson.«
»Das sieht so aus, und wir werden auch ihre Fingerabdrücke auf der Schrotflinte finden, doch ich stelle mir schon jetzt die Frage, welchen Grund sie gehabt haben könnte.«
»Keinen«, sagte Suko. »Zumindest keinen, den wir nachvollziehen können. Wir müssen sie fragen.«
»Okay.«
Suko verließ zuerst das Mordzimmer. Ich schaute mich nach etwas um, doch ich fand nichts. Irgendwelche verräterischen Spuren fielen mir nicht auf.
Es war alles andere als eine tolle Luft, die ich hier einatmete, und so folgte ich Suko. Im Flur traf ich wieder mit Rose Nelson und meinem Freund zusammen.
Die Wirtin lehnte an der Wand und weinte lautlos. Über ihre Wagen rannen Tränen, und ich musste meine Frage zweimal stellen, bevor ich eine Antwort erhielt.
»Ja, ich habe hier oben meine Wohnung.«
»Gut. Lassen Sie uns dorthin gehen.«
Sie führte uns hin, und wir betraten einen Raum, der mit alten Möbeln voll gestopft war. Hier gab es genügend Sitzplätze. Suko und ich setzten uns auf die Couch und starrten gegen eine alte Vitrine, auf der zahlreiche kleine Hasen aus Porzellan und Ton standen. Die sammelte Rose wohl.
Diesmal trank Mrs Nelson keinen Wodka. Sie saß völlig in sich zusammengesunken in einem für sie viel zu großen Sessel, hielt den Kopf gesenkt, und ihre Hände lagen auf den Oberschenkeln.
»Können Sie uns etwas zu Bubis Tod sagen?«, fragte ich.
»Man hat ihn erschossen.«
»Sicher.«
»Und ich weiß nicht, wer es gewesen ist«, sagte sie leise, »aber ich habe den Verdacht, dass ich es getan habe.«
»Nur den Verdacht?«, fragte Suko.
»Ja.«
»Wie kommen Sie darauf?«
Rose musste erst überlegen. »Das ist recht einfach. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, was die letzte Nacht angeht. Früher konnte ich das immer, aber diesmal ist da nichts als ein schwarzes Loch.«
»Sie können sich an absolut gar nichts erinnern?«
»Ja, das stimmt, Inspektor, nur dass es da einen fürchterlichen Traum gegeben hat. Das weiß ich, aber fragen Sie mich bitte nicht nach Einzelheiten. Ich kann Ihnen keine nennen. Ich fühlte mich heute Morgen nur völlig fertig. Ich war einfach kaputt.«
»Und weiter?«
Rose schaute Suko aus ihren feuchten Augen an. »Ja, und dann fand ich Bubi.«
»Und was war mit dem Gewehr?«
»Das lag neben meinem Bett.«
Suko hakte noch mal nach. »Also neben dem Ihren?«
»Ja, wenn ich es Ihnen doch sage. Neben meinem Bett, und ich weiß nicht, wie es dahin gekommen ist, aber das hat ja den schrecklichen Verdacht in mir ausgelöst. Ich habe Bubi erschossen.«
»Warum sollten Sie das getan haben?«, fragte
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