1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
reicht sie ihm aus? Auf diese Frage weiß ich keine Antwort.«
Ich nickte einige Male sehr bedächtig.
Suko setzte nach. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er sich damit zufrieden gibt. Nicht ein Typ wie Saladin. Der will seine Rache bis zum Ende auskosten.«
»Das heißt, bis zum Tod.«
»Genau«, sagte Suko. Nach einer Weile fragte er: »Was können wir dagegen unternehmen?«
»Gegen Saladins Rache wohl nichts. Wir müssen uns näher mit der Wirtin befassen und auch versuchen, sie zu schützen. Mehr kann ich nicht vorschlagen.«
»Das heißt, wir bleiben in ihrer Nähe.«
»So ungefähr.«
»Und wie oder wann?«
Ich stand von meinem Stuhl auf. »Am besten sofort. Ich möchte noch mal mit ihr reden.«
»Gut, vielleicht finden wir doch noch einen Hinweis.«
Hier unten wurden wir nicht gebraucht. Er war auch zu hoffen, dass Rose Nelson mittlerweile ihren Schock überwunden hatte und sie vernünftig sprechen konnte. Klar, wir verlangten viel, doch je länger wir warteten, umso mehr würde sie vielleicht vergessen.
Den Weg kannten wir. Zudem dachten wir an nichts Böses, aber es kam alles anders, als wir es uns gedacht hatten. Wir standen noch nicht auf der Treppe, als wir die Schreie hörten, und einen Moment später rollte uns ein Mann der Spurensicherung entgegen, wobei sein Kopf von einem Schwall Blut umgeben war, das aus einer tiefen Halswunde schoss…
***
Schlagartig hatte uns der Horror wieder!
Der Mann in seiner hellen Schutzkleidung schrie nicht mal. Er fiel nur Stufe für Stufe hinab, und bei jedem Auf ticken wurde sein Körper ein Stück in die Höhe geschleudert.
Es war ein wirklich schreckliches Bild, das sich uns bot, und die Sekunden, bis uns der Körper erreicht hatte, vergingen blitzschnell, sodass wir erst wieder reagierten, als der Körper vor unseren Füßen liegen blieb.
Von oben hörten wir Schreie und auch das Kreischen einer Frauenstimme. Es konnte sich nur um Rose Nelson handeln, und für mich stand fest, wem der Kollege die schreckliche Wunde zu verdanken hatte. Es war zudem fraglich, ob er damit überleben konnte. Ich schrie Suko zu, dass er sich um den Mann kümmern sollte, und rannte die Stufen hoch, auf denen hin und wieder Blutspritzer zu sehen waren.
In der ersten Etage sah ich zunächst niemanden. Aber ich hörte die Schreie, und die kamen aus der Richtung, in der das Zimmer des Toten lag. Ich hetzte hin und riss die Tür auf, die nicht ganz ins Schloss gefallen war. Der erste Blick reichte schon aus.
Rose Nelson war der Todesengel. Das Messer mit der blutigen Klinge hielt sie in der rechten Hand. Sie drehte mir den Rücken zu, um die beiden Personen in Schach zu halten, die sich mit dem Rücken an die Wand gedrückt hatten und aus vor Angst geweiteten Augen auf die Frau mit dem Messer starrten, die ihren Arm ständig in Bewegung hielt und immer wieder mit der Klinge hantierte. Sie schnellte ständig auf die beiden Männer zu, aber ebenso schnell glitt sie wieder zurück. Es stand fest, dass die beiden nervös werden und die Übersicht verlieren sollten.
Rose hatte mich nicht bemerkt. Sie war wie von Sinnen und nicht mehr sie selbst. Ich wusste, wer sie in diesen Zustand versetzt hatte, aber der befand sich leider zu weit weg von mir.
Wenn sie sprach, war es mehr ein Kreischen. »Ich steche euch ab, verdammt! Ja, ich steche euch ab wie Tiere, ihr verdammten Bullen. Ihr habt keine Chance. Ich will euer Blut fließen sehen und…«
»Rose!«, fuhr ich sie mit lauter Stimme an.
Sie wollte nicht hören. Dafür sprang sie nach vorn und stieß die Hand mit dem Messer vor. Aber es war wieder nur eine Finte. Ich hörte ihr Kreischen, ihr schrilles Lachen und wusste, dass es keinen Sinn hatte, sie noch mal anzusprechen.
Mit der rechten Hand griff ich ein. Ich krallte die gekrümmten Finger in die linke Schulter der Frau und hielt sie so hart fest, dass ich sie zurückreißen konnte.
Sie machte die Drehbewegung auch mit. Dabei schwang sie ihren rechten Arm in die Höhe, um mir das Messer in den Körper zu stoßen.
Auf halbem Weg drosch ich ihr die Beine weg. Für einen Moment hing sie mit den Beinen strampelnd in der Luft, bevor sie auf den Boden schlug.
Auch dort reagierte sie wie eine Furie. Sie warf sich sofort wieder herum und wollte auf die Beine kommen. Bei diesen wilden Bewegungen hatte ich Mühe, sie zu packen.
Ich schlug zu, als sie auf die Füße kam. Ich erwischte ihren Nacken.
Der Treffer trieb sie nach vorn. Sie prallte gegen die Wand und
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