1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
die Ausfahrt zu erreichen, musste die Fahrerin zur anderen Seite lenken.
Das tat sie auch, aber auf dem feuchten Boden geriet der BMW ins Rutschen.
Wer immer vergessen hatte, den Stumpf eines gefällten Baumes zu entfernen, dem konnten wir jetzt dankbar sein, denn bevor der BMW die korrekte Richtung einschlagen konnte, rammte er frontal dagegen.
Der kleine Wagen wurde regelrecht durchgeschüttelt und gab ein schrilles Kreischen von sich.
Wir standen längst und stiegen aus. Das heißt, wir flogen fast aus dem Rover. Das erste Geräusch, das unsere Ohren erreichte, war das eines Motors, der in hohen Drehzahlen lief.
Als er verstummte, flog die Fahrertür auf. Eine in Weiß gekleidete Gestalt verließ geduckt das Fahrzeug und rannte auf uns zu. Eine Frau mit langen, rötlich-braunen Haaren. In ihrem Gesicht malte sich eine gewisse Panik ab. Sie wäre Suko und mir genau in die Arme gelaufen, aber das wollten wir nicht, denn wir mussten verhindern, dass Saladin uns entkam.
»Nimm du die Frau!«, rief ich Glenda zu und jagte bereits auf den BMW zu.
Die Beifahrertür stand ebenfalls offen. Also musste auch Saladin den Wagen verlassen haben. Wir sahen ihn nicht.
Nach drei Schritten erhielten wir die Aufklärung. Er hatte sich geduckt, war in Deckung des Wagens geblieben. Doch das konnte er nicht lange durchhalten.
Nachdem er sich einige Meter vom BMW entfernt hatte, richtete er sich auf und hetzte in langen Sprüngen davon.
Er gelangte in den Teil des Parks, der mit Bäumen bewachsen war. Dort würde er Deckung finden und auch die Chance, sich wegzubeamen.
Genau das wollte Suko nicht zulassen.
Wahrend er lief, berührte er den Stab des Buddha, dessen Erbe er war.
Er musste nur das eine Wort rufen, dann blieb die Zeit für fünf Sekunden stehen. Jeder Mensch, der sich in seiner Rufweite aufhielt, wurde in dieser Spanne zu einer Statue.
Topar, hieß das Wort, und genau das rief Suko so laut wie möglich…
***
Von jetzt an gab es nur noch ihn, der sich bewegen konnte. Sein Freund John Sinclair war mitten in der Bewegung gestoppt worden. Erst wenn die fünf Sekunden abgelaufen waren, wurde er wieder normal.
Suko hatte die Chance, Saladin zu stellen, aber es blieben ihm nur die wenigen Sekunden, und Saladin hatte schon einen beträchtlichen Vorsprung herausholen können.
Suko hetzte an dem BMW mit der zerbeulten Schnauze vorbei. Vor ihm lag leider keine freie Fläche. Die Bäume standen recht nah beisammen.
Er sah auch die Bänke zwischen ihnen stehen, die von der winterlichen Witterung gezeichnet worden waren.
Und Saladin?
Ihn sah Suko nicht. Er war tatsächlich verschwunden und wie vom Erdboden verschluckt.
Noch eine Sekunde!
Es war vorbei!
Suko wusste, dass die Zeit nicht gereicht hatte. Wieder einmal hatte Saladin bewiesen, dass er…
Suko hörte ein Geräusch. Gar nicht mal weit von ihm entfernt. In der Nähe eines Komposthaufens sah er die Gestalt des Hypnotiseurs ein wenig erhöht stehen. Er war sogar in Schussweite, aber Suko hörte ihn nur noch laut auflachen, dann löste sich seine Gestalt auf.
Wieder mal hatte er das Nachsehen, auch wenn es diesmal wirklich nur um Sekunden gegangen war.
Als er hinter sich die heftigen Atemzüge hörte, musste er sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, wer ihn da eingeholt hatte.
»Er war wieder einmal schneller, John.«
»Verdammt«, sagte ich nur und blieb stehen.
Wir standen da wie zwei Kinder, denen man das Spielzeug weggenommen hatte, und so ähnlich fühlten wir uns auch.
»Irgendwann, John, das schwöre ich dir, irgendwann kriegen wir ihn, darauf kannst du dich verlassen.«
»Wie oft haben wir das schon gesagt?«
Suko winkte ab. »Erinnere mich nicht daran.«
»Dann lass uns gehen.«
Unserem Wagen war nichts passiert. Der BMW aber brauchte eine neue Frontseite. An der Fahrerseite standen zwei Frauen. Glenda und die Person im weißen Kittel, die weinte.
»Hast du was erfahren?«, fragte ich Glenda.
»Das ist Dr. Taylor. Sie ist völlig außer sich. Sie weiß nicht, was hier abgelaufen ist. Ihr ist wohl die Erinnerung genommen worden. Ich schätze, dass Saladin sie hypnotisiert hat.«
Der Vorfall war nicht unbeobachtet geblieben. Aus der Klinik liefen zwei Frauen und ein Mann auf uns zu. Beide Frauen trugen weiße Krankenhauskleidung. Der Mann nicht. Er sah aus wie ein Monteur.
»Was ist denn geschehen, Dr. Taylor?«, fragte der Mann.
»Sie hatte einen Unfall«, sagte ich.
»Wer sind Sie denn?« Mein Ausweis klärte ihn und die Frauen auf.
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