1501 - Weg ohne Wiederkehr
Haaren, leicht schräg gestellten Augen, hohlen Wangen und einer gekrümmten Nase. Er hielt sich auffallend gerade, und jede seiner Gesten schien wohlüberlegt zu sein. „Unübersehbar ist aber auch, daß diese schlechte Nachricht voll auf die Wirtschaft durchgeschlagen ist und das vorläufige Ende der Hoffnungen von zahllosen Menschen auf eine bessere Zukunft bedeutet. Du darfst nicht nur an die großen Unternehmungen in der Industrie und auf dem Dienstleistungssektor denken, sondern du solltest die sogenannten kleinen Leute im Auge haben, die nur wenig tun können, um ihr eigenes Schicksal zu bestimmen und günstiger zu gestalten."
„Deshalb bin ich hier", erklärte Rhodan.
Der Anwalt blickte ihn überrascht an. „Es geht mir um die sozial Schwachen", betonte Rhodan. „Ich möchte etwas für sie tun."
„Du könntest dich an die Presse wenden."
Rhodan seufzte. „In den letzten vierundzwanzig Stunden habe ich eine Pressekonferenz abgehalten, zwölf Interviews gegeben und war in vier Talk-Shows. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe versucht, den Menschen Hoffnung zu geben, aber ich kann nun einmal diese rätselhafte Forderung von ES nicht aus der Welt schaffen. Ich kann mich nicht hinstellen und behaupten, daß sie nicht existiert."
„Das ist richtig", stimmte der Anwalt zu. „Was hast du vor?"
„Ich werde mein privates Vermögen einsetzen, um den Menschen zu zeigen, daß ich voller Optimismus in die Zukunft sehe, obwohl ich zusammen mit den anderen Aktivatorträgern am fünfzehnten Oktober auf Wanderer erscheinen und meinen Zellaktivator abgeben muß."
„Du glaubst also doch, daß es irgendwie weitergeht?"
„Wenn nicht für mich, so doch ganz gewiß für die Menschheit. Es ist nicht gut, wenn man sich allzusehr an mir orientiert."
„Dein privates Vermögen ist beträchtlich", erklärte Whasboush nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm seines Computers. „Im Verlauf deines Jahrtausende währenden Lebens haben sich gewaltige Vermögenswerte angesammelt."
„Von denen ich die meisten in öffentliche Stiftungen eingebracht habe", ergänzte Rhodan. „Durch viele Wirren und wirtschaftliche Umschichtungen haben sich Verschiebungen ergeben.
In zahlreichen gerichtlichen Auseinandersetzungen hat dieses Büro - belegt durch die Aufzeichnung meiner Vorfahren - immer wieder Ansprüche für dich durchgesetzt und so das Vermögen vergrößert."
„Richtig", unterbrach ihn Rhodan ein wenig ungeduldig. „Dennoch ist es nicht korrekt, von meinem Privatvermögen zu sprechen. Geld ist für mich nie wichtig gewesen. Es hat immer Dinge gegeben, die ich wesentlich höher eingestuft habe als Vermögen. Tatsache ist, daß so gut wie alles in Stiftungen eingebracht wurde."
„In denen du eine gewichtige Stimme hast."
„Damit soll jetzt Schluß sein. Ich verzichte auf alles. Was jetzt noch vorhanden ist, geht in den Fonds für körperlich Benachteiligte."
„Es gibt wichtigere Fonds", kritisierte der Anwalt. „Ich denke zum Beispiel an ..."
„Für mich nicht", sagte Rhodan rasch. „Ich möchte nicht, daß irgend jemand wegen seines Aussehens benachteiligt und um seine Lebensfreude betrogen wird. Wenn ich die finanziellen Mittel in diesem Fonds aufstocke, zeige ich den Menschen, daß ich voller Zuversicht in die Zukunft sehe, in eine Zukunft, in der das Brot auf dem Tisch so selbstverständlich ist, daß sich darüber niemand Gedanken macht. Damit will ich den Menschen Hoffnung geben und ihnen vor Augen führen, daß ich an ihrer großartigen Zukunft nicht den geringsten Zweifel hege."
Lächelnd unterzeichnete er bald darauf eine Reihe von Verträgen und Bestimmungen über seinen Nachlaß. „Wie ich gehört habe, ist Homer Gershwin Adams auch hier in Boston", eröffnete ihm der Anwalt, als alle rechtlichen Angelegenheiten abgeschlossen waren. „Ich weiß allerdings nicht, ob man ihn erreichen kann."
„Versuch’ es", bat Rhodan.
Eine Verbindung zu Adams kam nicht zustande, und Rhodan beschloß, Boston zu verlassen und zum Goshun-See zurückzukehren.
Als er das Anwaltsbüro verließ, besaß er so gut wie nichts mehr. 2. „Ich muß das alles regeln, Serena", beschloß Homer G. Adams das Gespräch mit seiner Lebensgefährtin. „Es wird einige Tage dauern, dann melde ich mich wieder bei dir."
Er schaltete den Telekom ab und wandte sich wieder Walda Rem, seinem Assistenten zu, einem hoch aufgeschossenen, schlanken Mann mit schütterem Haar und einem dichten Oberlippenbart, dessen Spitzen um die Mundwinkel
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