1507 - Insel der Monster
nach. „Ich erwarte dich in meiner Behausung. Das Angebot deines Vaters könnte mich interessieren.
Solltest du nur meine Zeit stehlen wollen, werde ich dir Manieren beibringen. Ich habe in meiner Erzmine hart zu arbeiten.
Richte dich nach meinem Leitstrahl."
„Ich möchte Atlan mitbringen!" forderte Kassian. „Kennst du seinen Namen?"
Diesmal klang Ironie in der grollenden Stimme mit. „Jeder Leibwächter, der für einen arkonidischen Patrizier gearbeitet hat, kennt Atlan! Bringe ihn mit. Aber nicht mehr Personen!"
Der Hinweis klang wie eine Warnung. Ich orderte die Kombikamera herbei und meldete mich. „Atlan spricht. Ich möchte keine Gesetze mißachten. Ist die Landung auf dem Mond erlaubt?"
Der Omni musterte mich intensiv. Seine geschlitzten Pupillen verengten sich. „Äh - du bist das! Weißt du, daß ich auf Befehl des cantarischen Supremkommandos einmal auf dich angesetzt war? Dein Glück, daß ich dich nicht gefunden habe."
„Hättest du mich gefunden, würdest du jetzt nicht mehr leben. Also war es dein Glück! Können wir rechtens landen oder nicht?"
Meine Aussage schien ihm nicht zu behagen. Er musterte mich noch intensiver. Dann kam eine überraschende Antwort. „Ich, Kücüktekin, erteile dir die Erlaubnis in meiner Eigenschaft als Obmann der Prospektoren.
Wer sie dir verwehren will, bekommt es mit uns zu tun. Hier sind ausschließlich Leute meiner Art. Ich warte."
Er schaltete abrupt ab. Unsere Schwebekamera flog in ihre Ausgangsposition zurück. „Das ist aber ein liebenswertes Exemplar seiner Gattung", stellte Maynti Herkrol fest. Sie war beunruhigt. „Wollt ihr wirklich auf dem Ödmond landen? Lohnt sich das?"
„Das Wachschiff der Tentra-Blues hat uns voll in der Aktivortung!" bekräftigte Cisoph Tonk Mayntis Zweifel. „Unbemerkt kommt ihr nicht nach unten. Die Besatzung hat übrigens Sonden ausgeschickt. Sie stehen in der verlängerten Linie zwischen uns und dem Bodensender. Es ist anzunehmen, daß man zumindest die Antworten dieses Küzküz mitgehört hat."
„Seit wann hat ein untergeordneter Schiffsbediensteter Ratschläge zu geben?" warf All ein. Seine Augen schienen Gift zu sprühen.
Kassian hatte sich bereits erhoben. „Verzeih mir nur noch einmal", bat er zerknirscht und preßte die Handflächen gegeneinander. „Ich mußte zu dem verwerflichen Mittel der Täuschung greifen. Arkonidische Schiffseigner sprechen in dieser Weise von ihren Besatzungen. Ich mußte echt wirken."
„Verwerflich?" empörte sich Ali. „Gegen dich war ein altterranischer Roßtäuscher ein Wohltäter."
„Die haben sich auch keine groben Fehler erlaubt", fügte Maynti spitz hinzu. „Wer immer auf den Arkonwelten war, kennt natürlich Atlan. Wie konntest du den Blue nur danach fragen?"
„Ich lerne eben noch", klagte Kassian mit Unschuldsmiene. „Seine Definition für den Funkanruf war Klasse", mischte sich Aaron Silverman ein. „Arkonidische Patrizier können sich durchaus Leibwächter halten. Was ist nun? Startet man, oder startet man nicht?"
„Man startet!" entschied ich. „Wir nehmen eins der beiden Verbindungsboote. Die schwerbewaffnete Jet könnte Unwillen erregen. Haltet hier oben die Augen auf. Sitzbereitschaft. Stiller Klarschiffzustand. Keine entsprechenden Emissionen abstrahlen."
„Wir machen das eigentlich nicht zum erstenmal!" beschwerte sich Tonk.
Ich bat mit einem Wink um Entschuldigung und stand ebenfalls auf. Kassian wartete an der Hauptschleuse.
Dort begann der weit nach hinten führende Verbindungsgang zum Auslegerteil der KARMINA.
Der Hangar für die beiden Verbindungsboote war ebenfalls nachträglich eingebaut worden. Es war umständlich, ihn zu erreichen. „SERUNS, mein Kristallprinz?" erkundigte sich Kassian.
Er verzichtete darauf, mir einen Vortrag über eventuelle Gefahren zu halten. Er machte sich!
Noch vor einem Jahr hätte er weitschweifig dargelegt, daß man einen luftleeren Himmelskörper mit einer offenbar aggressiv eingestellten Bevölkerung nur mit voller Ausrüstung betritt
3.
Der Mond des sechsten Simban-Planeten war ein typischer Einseitendreher. Er rotierte während eines Umlaufs nur einmal um seine Polachse.
Kassian hatte das Verbindungsboot gestartet und den Abstieg der Syntronik überlassen. Der Funkleitstrahl des Omni-600-Klons war schwach, aber gut auszumachen.
Kurz vor der Landung schaltete Kassian die Automatik ab und übernahm die Schiffsführung manuell.
Das Boot schwebte nur noch wenige Meter über der Oberfläche.
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