1523 - Die Horror-Maschine
glaube nicht, dass wir allein hier im Haus gewesen sind.«
»Wie kommst du denn darauf?«
Elisa wollte schon eine schnelle Antwort geben. Sie überlegte es sich anders, weil sie sich davor fürchtete, dass ihr Sohn die Worte in den falschen Hals bekam, und deshalb winkte sie ab und sagte mit leiser Stimme: »Ist schon gut, mein Junge.«
»Nein, das ist es eben nicht. Du bist so komisch, Ma. So habe ich dich noch nie erlebt.«
»Das stimmt wohl.«
»Dann sag es doch!«
Elisa Parker musste sich erst sammeln. Dann sprach sie davon, dass sie eine dunkle Gestalt im Garten gesehen hatte, die wohl ein Einbrecher gewesen sein musste.
»Ach, bist du sicher?«
»Ich weiß es nicht, Bernie.« Sie gab sich leicht verzweifelt. »Mir ist nur nichts anderes eingefallen. Tut mir leid.«
»Wie sah der Mann denn aus?«
»Keine Ahnung.«
»Aber du hast ihn doch gesehen.«
»Ich sah nur seinen Rücken, Bernie, das ist alles. Nichts weiter. Aber er was groß. Größer als ein normaler Mensch, glaube ich. Da konnte man schon Furcht bekommen, wenn man nur seinen Rücken sah.«
Sie wunderte sich darüber, wie gelassen ihr Sohn blieb, der auf die Flasche deutete.
»Du hast was getrunken. Kann es sein, dass es ein paar Schlucke zu viel waren?«
»Nein, Bernie. Ich bin nicht betrunken. Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen. Davon bin ich fest überzeugt. Ich hörte auch das Zuschlagen einer Tür. Er ist aus dem Haus gekommen.«
Natürlich wusste Bernie, wen seine Mutter meinte. Nur kam es ihm nicht in den Sinn, mit der Wahrheit herauszurücken. Er wollte keine Pferde scheu machen.
»Hast du denn gesehen, wohin er gegangen ist?«
»Er war plötzlich weg.«
»Dann ist es gut.«
Sie lachte ihren Sohn an. »Das sagst du so einfach.«
»Was denn noch?«
»Er könnte zurückkehren.«
Bernie gab diesmal keine Antwort. Er wusste es ja besser, und er war froh, dass seine Mutter nicht auf sein Verhalten einging, und so wechselte er das Thema.
»Ich gehe jetzt ins Bett.«
»Tu das, und ich werde noch mal die Türen überprüfen und sehen, ob sie alle abgeschlossen sind.«
»Gut.«
Elisa schaute zu, wie sich ihr Sohn wortlos umdrehte und dann wegging.
Die Frau blieb noch für eine Weile im Wohnzimmer stehen. Bernies Verhalten war schon seltsam gewesen. Er hatte keine Angst gezeigt. Er war so cool geblieben, als hätte ihm das alles nichts ausgemacht, und darüber wunderte sie sich schon.
Ob er mehr wusste? Ob diese dunkle Gestalt vielleicht der Besucher ihres Sohnes gewesen war?
Das zu akzeptieren fiel ihr nicht leicht. Sie konnte es sich auch nicht vorstellen, und trotzdem wollte ihr der Gedanke nicht aus dem Kopf.
Bernie war kein normaler Jugendlicher. Zumindest nicht in ihren Augen.
Er ging andere Wege, und jetzt überlegte sie, ob er sich einen Freund, der ebenso dachte wie er, ins Haus geholt hatte, um mit ihm zu spielen.
Nein, das hätte sie gewusst. Außerdem hatte sie ihn vor Kurzem noch in seinem Zimmer gesehen, und dort war alles okay gewesen.
Was dachte er wirklich?
Bernie war jemand, der seine Geheimnisse nicht so ohne Weiteres preisgab. Das hatte er von seinem Vater geerbt, was sehr schade war.
Elisa Parker sah keinen Zusammenhang zwischen dem Jungen und der dunklen Gestalt, aber es stand schon fest, dass sich in dieser Nacht irgendetwas verändert hatte. So zumindest dachte Elisa, und davon ließ sie sich auch nicht abbringen.
Und das bereitete ihr große Sorgen…
***
Blut!
Die Frau mit den hellblonden Haaren war auf der Jagd nach Blut, denn sie brauchte den Saft der Menschen, um auch weiterhin existieren zu können.
Justine Cavallo kannte ihr Ziel, und sie ließ sich davon auch nicht abbringen.
Sie war eine Vampirin. Wenn sie das Blut der Menschen trank, ging der alte Fluch auch auf ihr Opfer über, und dieser ehemalige Mensch erwachte dann als Vampir.
Das wollte die blonde Bestie nicht. In London sollte sich keine Vampirpest ausbreiten. Wenn hier jemand Blut saugte, dann war sie es und kein anderer.
Die Cavallo nahm nicht jeden Menschen. Sie suchte sich ihre Opfer schon aus. Sie bestimmte, wer sein Leben beenden musste und wer nicht. Bisher war sie gut damit gefahren. Dass die Frau, bei der sie wohnte, es nicht respektierte, machte ihr nichts aus. Die blonde Bestie ging ihren eigenen Weg, obwohl das vielen nicht passte, auch nicht John Sinclair, dem Geisterjäger, der ein Freund der Frau war, bei der sie Unterschlupf gefunden hatte.
Sie war auf der Suche und hatte sich eine Sommernacht
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