1525 - Methanwelt Antau I
weißt, daß es nicht so ist", erwiderte sie empört. Tatsächlich war sie besonnen genug, um sich nicht von Rachegefühlen hinreißen zu lassen. „Also verschone mich mit diesem Schwachsinn."
Das Mitte November gestartete Projekt UBI ES lief auf Hochtouren. Überall in der Milchstraße waren Hunderte von Raumschiffen damit beschäftigt, auf Planeten, Monden und Asteroiden zentrale Kontrollstationen zu errichten, von denen jede rund 10000 Satelliten des ehemaligen cantarischen Kontrollfunknetzes überwachen und als Orter- und Tastersystem einsetzen sollte. Das gigantische Unternehmen diente ausschließlich dem Zweck, ES und dessen Kunstwelt Wanderer aufzuspüren.
Im Rahmen des Projekts UBI ES arbeiteten stets zwei Raumschiffe zusammen in einem Sektor.
Die TABATINGA war zusammen mit der LORETO im Einsatz gewesen, bis es dann zu dem plötzlichen Überfall gekommen war. Da Nikki Frickel eine enge Beziehung zu der Besatzung des vernichteten Raumschiffs gehabt hatte, fühlte sie sich verpflichtet, die Hintergründe des heimtückischen Überfalls aufzuklären. „Ich konnte der LORETO nicht helfen", erläuterte die Pilotin. „Wir waren zu weit weg von ihr.
Und es ging zu schnell. Aber ich will wenigstens wissen, warum das alles passiert ist. Nur dann kann ich verhindern, daß so etwas noch einmal geschieht."
„Wir werden möglicherweise nie klären können, warum die LORETO angegriffen und vernichtet wurde", gab Loydel Shvartz zu bedenken. „Dazu müßten wir genau wissen, was an Bord geschehen ist."
„Ich verstehe, was du sagen willst", entgegnete sie. „Das Ende der LORETO könnte durch eine Verkettung unglücklicher Umstände herbeigeführt worden sein. Natürlich. Möglich ist alles. Aber ich bin davon überzeugt, daß es sehr wohl Zusammenhänge zwischen dem gibt, was bisher geschehen ist, und dem, was wir zur Zeit unternehmen."
Er blickte sie überrascht an. „Wir suchen ES."
„Richtig. Und das könnte jemandem nicht in den Kram passen. Und wenn das so ist, dann müssen wir sofort handeln, damit es nicht noch mehr Opfer gibt."
Er mußte ihr recht geben. Vielleicht handelten die anderen tatsächlich zu zögerlich. „Okay", erwiderte er. „Du bist der Meinung, daß die Zeit drängt. Hoffen wir, daß du dich irrst."
„Ausgemachter Blödsinn", hatte Hevven Trevok, der Kommandant der ALPHA CARINAE, gesagt. „Das geht uns einen feuchten Kehricht an."
Chris Ystvan, die blonde Biologin, und Duala Kama, der dunkelhäutige Meeresforscher, waren anderer Ansicht.
Mit einer Space-Jet hatten sie die ALPHA CARINAE verlassen, um einen kurzen Besuch auf dem Planeten Sentineg im Seynta-System zu machen, das nur wenige Lichtjahre vom Pfado-System entfernt war. Dort - im Pfado-System sollte die ALPHA CARINAE zusammen mit der PI LUPI eine zentrale Kontrollstation für die Erschließung des cantarischen Kontrollfunknetzes errichten. Für diese Arbeiten wurden die beiden Wissenschaftler nicht unbedingt benötigt. Daher hatten sie sich für einen besonderen Einsatz auf den Planeten Sentineg freistellen lassen. „Hevven Trevok ist ein echter Kumpel", sagte Duala Kama. „Ich finde es prima, daß er uns diese Gelegenheit gegeben hat, obwohl er die ganze Mission für einen ausgemachten Blödsinn hält."
„In seinen Augen verschwenden wir nur Zeit", erwiderte die Biologin. Sie war eine kleine, zierliche Frau mit grünen Augen und einem hellen Teint. Ein mit drei Diamanten besetztes Platinband zierte ihre Stirn. Jede ihrer Bewegungen wirkte ungemein ruhig und sparsam.
Duala Kama wirkte dagegen nervös. Seine Hände waren ständig in Bewegung. Ruhe strahlten lediglich seine Augen aus, so sehr, daß sie beinahe wie Fremdkörper an ihm wirkten.
Chris Ystvan arbeitete gern mit ihm zusammen. Er war ein ungewöhnlich mutiger und engagierter Mann. Seine wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Meeresbiologie hatten galaxisweit Anerkennung gefunden. Er war bereits von vielen Kollegen auf verschiedenen Planeten der Milchstraße eingeladen worden, um dort mit ihnen gemeinsam Phänomene aufzuklären, die sich bisher jeder wissenschaftlicher Erkenntnis entzogen hatten.
Chris Ystvan lenkte die Space-Jet in die obersten Schichten des Sauerstoffplaneten Sentineg.
Stumm deutete sie auf die Monitoren.
Duala Kama beugte sich unwillkürlich vor. Er nickte.
Selbst aus dieser Höhe waren die gezackten Spuren zu erkennen, die Micmac hinterlassen hatte.
Sie zogen sich als breite Streifen kreuz und quer durch die Landschaften des
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