1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat
drallen Körper jetzt schon vergessen…«
Auf derartige Worte hatte Elisa zwar nicht gewartet, sie waren auch nicht überraschend für sie gekommen, und sie ließen eine gewisse Interpretation zu, denn ihre Gedanken drehten sich um den Begriff Vereinigung.
Was bedeutete das? Wie sollten ihre Mutter und der Teufel sich mit ihr vereinigen?
So sehr sie auch darüber nachgrübelte, zu einem Ergebnis kam sie nicht. Es war eben alles zu fremd für sie, und die Aussicht, ihr Aussehen zu verlieren und Ähnlichkeit mit ihrer Mutter zu bekommen, machte sie fast verrückt.
Elisa hatte sich vorgenommen, nicht zu schreien und auch nicht zu betteln. Egal, was kam. Ihrer Mutter nur keine Blöße zeigen und so lange wie möglich ihr offen entgegentreten.
Camilla wandte sich von ihrer Tochter ab und bewegte sich mit kleinen Schritten auf das Feuer zu. Sie summte dabei eine Melodie vor sich hin, und als sie so nah vor den Flammen stand, dass sie sie hätte berühren können, da streckte sie ihre Arme aus, als wollte sie die Hände in das Feuer stecken. Das tat sie auch.
Elisa lag hinter ihr. Sie sah nicht genau, was ihre Mutter tat, aber das ungewöhnliche Flackern war nicht eben als natürlich anzusehen.
Das Feuer veränderte sich. Es schlug nach vorn, und plötzlich glaubte Elisa, ihren Augen nicht trauen zu können. Die Flammen hatten sich selbstständig gemacht. Sie waren aus ihrem Gefängnis heraus nach vorn geweht und hätten Camilla eigentlich verbrennen müssen, was jedoch nicht eintrat. Sie genoss das Feuer, das sie wie eine zweite Kleidung vom Kopf bis zu den Füßen umgab.
Es ist wirklich Teufelswerk!, fuhr es Elisa durch den Kopf. Verdammtes Erbe der Hölle.
Noch drehte Camilla ihr weiterhin den Rücken zu. Dabei hob sie die Arme an, als wäre sie eine Priesterin, die das Feuer anbeten wollte, das sich zum Großteil noch in einem Gefängnis hielt. Sie fing an zu sprechen und redete in einer Sprache, die sich kehlig anhörte und von der Elisa kein Wort verstand.
Es waren eher Urlaute. Die Schülerin dachte an eine Beschwörung, und das wiederum passte zur gesamten Szenerie. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn der Leibhaftige persönlich erschienen wäre, aber das trat zum Glück nicht ein.
Und so wartete sie weiter. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Die Schläge dröhnten in ihrem Kopf, und das verdammte Gift in ihrem Körper lähmte sie noch immer.
Ohne Vorwarnung drehte sich Camilla herum.
Elisa riss den Mund auf, doch der Schrei blieb in der Kehle stecken. Nicht mal ein Röcheln drang über ihre Lippen. Jetzt hatte sie das Gefühl, in einer eisigen Starre zu stecken.
Sie schüttelte im Liegen den Kopf, doch sie änderte nichts an den Vorgängen. Der Flammenmantel blieb bestehen. Er hätte die dünne Haut auf den Knochen verbrennen und zusammenschrumpfen lassen müssen. Nichts davon trat ein. Dieses Feuer war anders und nicht mit dem zu vergleichen, was Elisa kannte.
Helle Flammen umtanzten den Körper ihrer Mutter. So war Elisa in der Lage, in das knochige Gesicht zu schauen, das sich zu einem Lächeln verzogen hatte. Das Feuer ließ sie in Ruhe. Es tanzte durch die struppigen Haare, ohne sie zu verbrennen, obwohl dort kleine Funken sprühten, wie von Mini-Wunderkerzen.
»Was sagst du, Elisa?«
»Nicht, nein. Ich will nichts sagen.«
»Der Teufel ist mein Freund, wie du sehen kannst. Seine Bosheit umtanzt mich. Sein Feuer verbrennt mich nicht. Es gibt mir die Kraft, so weiter zu machen.«
»Was bist du wirklich?«
»Sag es, Elisa. Los, sag es. Was denkst du?«
»Eine Hexe?«
Camilla musste lachen. »Ja, manche sehen mich so. Sie stufen mich als Hexe ein. Aber ich bin mehr, viel mehr. Ich bin eine Geliebte des Teufels. Er hat sich für mich schon damals entschieden. Er hat mich angenommen, verstehst du?«
»Ja, ich weiß. Ich habe dich gesehen, Ich sehe dich noch immer. Aber ich bin nicht du. Ich will nicht so werden, hast du verstanden. Nein und immer nein.«
»Du hast keine andere Wahl, Tochter. Denk daran, wer dein Vater ist.«
»Der Teufel nicht!«, schrie sie. »Das will ich nicht!«
Camilla musste wieder lachen. »Natürlich ist es der Teufel, Töchterchen. Da kannst du dich noch so aufregen. Der Höllenherrscher ist dein Vater, niemand sonst.«
Elisa konnte es noch immer nicht glauben. »Und wie ist das möglich gewesen? Wieso hat er dir ein Kind machen können? Wo hast du dich denn mit ihm gepaart, wenn überhaupt? Hier? Hier unten…?«
»Nein.«
»Wie dann? Wie ist es passiert,
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