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1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

Titel: 1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe ich schon mit einem Pfarrer gesprochen, der bestand darauf, dass es keine Hexen gibt.«
    »Ja, ja, so seid ihr jungen Leute. Aber denk immer daran, Elisa, auch das Internet und all der moderne Kram kann das nicht für immer vergraben, was sich über die Jahrhunderte hinweg gehalten hat. So und nicht anders muss man die Dinge sehen. Irgendwann wird es zurückkehren, und ich kenne Menschen, die davor warnen. Deshalb sollten wir Menschen gerüstet sein. Gerade hier in der Schule wollen wir euch darauf vorbereiten.«
    Elisa Foret wollte zum Schluss kommen. »Dann verbieten Sie mir also den Besuch bei meiner Mutter?«
    Schwester Agnes schüttelte den Kopf und lächelte. »Ach, Kind, ich würde ihn dir gern verbieten, aber du hast Recht mit deiner Antwort. Du bist schon recht alt geworden. Du kannst zu deiner Mutter fahren, aber ich möchte, dass du meine Warnungen im Kopf behältst. Ist das klar für dich?«
    »Ich habe verstanden.«
    »Dann möge dich der Allmächtige behüten.« Schwester Agnes gab dem jungen Mädchen ihren Segen und stellte danach noch eine letzte Frage.
    »Weißt du wie deine Mutter aussieht?«
    »Nein, nicht wirklich.«
    »Sie ist noch nicht so alt. Sie hat dich in jungen Jahren bekommen, aber das Leben soll sie gezeichnet haben, wie ich hörte. Sie sieht älter aus als sie ist. Ich will nicht sagen, dass sie vom Aussehen her deine Großmutter sein könnte, aber wie schon gesagt, du solltest dich nicht wundern.«
    »Danke, Schwester Agnes, das Sie Verständnis für mich haben. Ich werde es Ihnen nie vergessen.«
    Die Frau winkte ab. »So schlimm ist es nicht. Außerdem bist du fast erwachsen.« Sie ließ ihre Blicke über die Gestalt der Siebzehnjährigen gleiten. »Du bist sehr hübsch. Du hast schon den Körper einer Frau, und deshalb rate ich dir, auf dich Acht zu geben. Die Welt draußen ist anders, ganz anders als die, in der wir hier leben.«
    »Ich passe schon auf, und einen Freund habe ich noch nicht, Schwester.«
    »Das hätte ich auch gewusst.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, denn ganz so dumm sind wir nicht. Auch wir wissen, was in der Welt passiert. Wir beobachten, wir ziehen unsere Schlüsse, denn nur dann können wir unsere Empfehlungen geben oder bestimmte Warnungen aussprechen.«
    Elisa war aufgestanden und schaute die Schwester an. »Ja«, flüsterte sie, »ja. Ich denke, dass ich die Dinge bisher wohl nicht richtig eingeschätzt habe. Lehrpersonen sind wohl nicht nur die Feinde der Schüler, sondern auch die Freunde.«
    »Und Begleiter, mein Kind.«
    »Ja, das muss man wohl so sehen.« Elisa nickte der Schwester zu und lief schnell aus dem Zimmer. Den nachdenklichen Blick, den man ihr nachwarf, sah sie nicht. Deshalb sah sie auch nicht, wie die Frau zum Telefonhörer griff und nur einen Satz sagte, als der andere Teilnehmer abhob.
    »Es ist so weit.«
    »Ach! Kommt sie?«
    »Ich denke schon.«
    »Und weiter?«
    »Jetzt liegt alles an dir…«
    ***
    Elisa dachte darüber nach, ob sie jetzt ein schlechtes Gewissen haben musste, als sie ihr Fahrrad aus dem Ständer holte und sich auf den Sattel schwang.
    Nein, ganz und gar nicht. Es war einfach legitim, wenn sie so dachte.
    Camilla war ihre Mutter und Elisa hatte ein Recht darauf, sie zu sehen, auch wenn diese Frau das Kind kurz nach der Geburt weg gegeben hatte, wobei ihr die genauen Umstände nicht bekannt waren. In den zurückliegenden Jahren hatte sie sich kaum mit diesem Thema beschäftigt, doch jetzt, kurz vor dem offiziellen Erwachsenwerden, war dieser Wunsch in ihr hochgekommen und konnte auch nicht mehr unterdrückt werden. Es gab eine Blutsverwandtschaft zwischen ihnen, und Elisa hatte das Gefühl, dass sich diese Verwandtschaft mit fortschreitender Zeit noch verstärkt hatte. Der Wunsch war viel drängender geworden. Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten.
    Es war ihr vorgekommen, als hätte die Mutter sie gelockt.
    Natürlich drängten sich Fragen auf, die auch nicht losließen, als sie den Weg in Richtung Ortschaft einschlug. Da das Internat auf einer flachen Anhöhe lag, konnte sie ihr Rad eigentlich rollen lassen und nur hin und wieder abbremsen. Es war so einfach ins Tal zu fahren. Umgekehrt gab es Probleme. Da stiegen die meisten Radfahrer ab, wenn sie den Hügel hochfuhren.
    Es war ein Tag, der nicht eben von der Sonne verwöhnt wurde. Sie hielt sich hinter einer grauen Wolkenwand verborgen. Im letzten Sommer hatte es zu viel geregnet, und besonders die Anzahl der Unwetter hatte zugenommen. Nur einige Kilometer

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