153 - Angelina, die Teufelin
seiner Kleidung ein. Dann sprach sie einen Zauber und setzte das Knäuel in Brand.
Eine Minute später war der Dämon tot und zu Asche zerfallen.
„Wir werden im schnelleren Zeitablauf flüchten müssen", keuchte Flindt. „Da kommen die Wachleute. Schaffst du das noch, Coco?"
„Ich versuch's", preßte sie hervor. Über dem Gelände heulten die Alarmsirenen.
Sie schafften es knapp. Marco, der Ministersohn, wurde sofort zu einem Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte über seinen Zustand ins Grübeln kamen. Ein ähnlicher Fall wurde genannt - vor ein paar Tagen hatte ein gewisser Signor Fattio gegen ein ähnliches Krankheitsbild zu kämpfen gehabt; was aus ihm geworden war, wußte niemand zu sagen. Die Privatärzte, an die er sich gewandt hatte, hatten von ihm nichts mehr gesehen und gehört.
„Wahrscheinlich ist er tot. Aber niemand weiß, woran er starb. Ein Krankheitserreger, der für diese rapide Auszehrung verantwortlich ist, konnte in seinem Blut nicht gefunden werden."
Für Marco bestand keine Gefahr mehr, der Zerfall setzte sich nicht weiter fort. Bei einiger Pflege und Fürsorge würde er schon bald sein früheres Aussehen zurückerlangen.
„Magie", sagte Coco später, als sie in den frühen Morgenstunden zum Hotel zurückfuhren. Sie fühlte sich ein wenig müde. Und sie ärgerte sich, daß Angelina wieder entkommen ,war. Die rothaarige Teufelin, fand Coco, entwickelte sich zum Problemfall.
„Magie", fuhr sie fort, „und gegen Magie läßt sich eben mit Pillen und Säften nichts ausrichten.
Retti muß diese Krankheit ausgeknobelt haben."
Und dann erschrak sie, als sie Dorian sah.
Der Dämonenkiller wirkte fast schon so ausgezehrt wie Marco! Aber er schlief, und deshalb konnte ihm selbst sein Zustand auch nicht bewußt werden.
Auszehrung, die mit ziemlicher Sicherheit zum Tode führt! Cocos Gedanken überschlugen sich. Dorian war infiziert! Retti mußte ihn angesteckt haben. Wahrscheinlich, als das Bourbonglas zerbrach! Die Scherben oder der Bourbon selbst mußten das Gift getragen haben.
An Marco sah Coco, wie rasend schnell diese tödliche Krankheit wirkte. Der junge Mann war erst am Vortag entführt worden und schon ein halbes Skelett. Bei Dorian würde es auch nicht sehr viel länger dauern. Er hatte vielleicht eine kräftigere Konstitution, aber Coco fürchtete, daß sich damit höchstens Stunden herausschinden ließen, mehr nicht.
Sie mußte versuchen, den magischen Keim der schleichenden Todeskrankheit aus Dorian zu reißen oder diesen Keim unschädlich zu machen. Retti selbst wäre am geeignetsten dafür gewesen. Coco traute sich zu, daß sie den Dämon irgendwie dazu hätte zwingen können. Aber nun war es zu spät. Sie selbst hatte Retti vernichtet. Jetzt mußte sie zusehen, wie sie Dorian anderweitig helfen konnte. Sie überlegte, von wem sie Unterstützung bekommen konnte. Rebecca schied aus; erstens wußte Coco im Moment nicht, ob sie die Vampirin gerade in Wien, in London oder irgendwo in der Welt erreichte, und je weiter sie entfernt war, desto länger würde ihre Anreise dauern. Aber von anderen bekannten und starken Magiern hatte Coco nichts Gutes zu erwarten.
Allein schaffte sie es wahrscheinlich nicht. Hier mußte ein Heilkundiger ran.
Es dauerte lange, bis Coco sich an Giorgio Fontanelli erinnerte. Der Magier war bereit, sein Können einzusetzen, und zu Cocos Überraschungen hatte er bereits Grundzüge entwickelt, wie er vorgehen wollte. Es stellte sich heraus, daß Fontanelli ursprünglich Fattio hatte helfen sollen.
Fontanelli nannte einen bestürzend hohen Preis für seine Hilfeleistung. Coco akzeptierte. Dorian war zwischenzeitlich aufgewacht und hatte erkannt, wie es um ihn stand. Er war klapperdürr geworden, eine schwächliche Gestalt, die kaum in der Lage war, sich noch auf den eigenen Beinen zu halten. Coco hatte ihn hypnotisiert und zur Ruhe gezwungen. In seinem geschwächten Zustand war Aufregung jeder Art gefährlich für ihn.
Nie hätte sie sich träumen lassen, daß sie Dorian einmal wie einen altersschwachen Greis pflegen würde.
Fontanelli tat irgend etwas, das Coco nicht begriff. Sie unterstützte ihn wohl mit magischer Kraft, aber er verwendete eine Mischung aus unterschiedlichen Kulturmagien, die sich untereinander kaum vertrugen. Aber vielleicht war es gerade dieses Widersprüchliche in der Heilmagie selbst, das half. Es gelang Fontanelli, den fressenden Keim zu stoppen.
„Signor Hunter wird nicht weiter vom Fleisch fallen", sagte er. „Aber er
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