1530 - Sturm in der Dunkelwolke
Zwottermänner nahmen das zum Anlaß, sich auf den Rest der Gruppe zu stürzen.
Nur Beau zog ein böses Gesicht; kurze Zeit später verließ er ohne Erklärung das Haus.
Mieka lächelte darüber. Sie sah ein, daß die kleinen Plagegeister nicht jedermanns Fall waren.
Die nächste Stunde verstrich wie im Flug. Sobald sie Zutrauen gefaßt hatten, versuchten die Zwotter, ihnen Tand und wertlose Steine zu verkaufen. Sie versuchten immer wieder dieselben Tricks.
Irgendwann verschwand auch Sammité nach draußen.
Die Zwotter blieben noch längere Zeit - bis es ihnen zu langweilig wurde.
Dann gingen auch sie, und Mieka war mit Manurod, Vert Beiken, Jon Killmert und Melda Zen Held allein. Der Kommandant schlief noch, die beiden Männer mochte sie nicht. Blieb also Melda, wenn sie Beau nicht hinterherlaufen wollte.
Als auch noch Killmert und Beiken in ein Hinterzimmer verschwanden, waren sie allein.
Eine Weile belauerten sich die beiden wie Rivalinnen.
Sie ist schön. Aber du weißt Beau zu schätzen, wie er ist.
Zehn Minuten verstrichen. „Ich kenne das", sagte die Akonin plötzlich. „Du bist so verliebt, daß es für dich nichts Wichtigeres auf der Welt gibt."
Mieka spürte, wie sie rot wurde. Ihr Herz pochte heftig. „Was ... was meinst du?"
Melda lachte. „Du weißt genau, was ich meine: Beau. Er hat dich voll in der Hand, nicht wahr?"
„Das stimmt nicht!" empörte sich Mieka. „Es ist nur so, daß ..."
„Rede nicht weiter. Ich kenne Beaus Wirkung auf Frauen. Ja, darauf kann er sich verlassen. Er ist der widerlichste Mann, den es gibt, und trotzdem liebe ich ihn genau wie du."
Mieka starrte die Akonin an, als habe sie ihr eine Ohrfeige verpaßt. Die Frau sah wirklich schön aus; obwohl der Schutzanzug ihre verführerische Kleidung verdeckte. „Du kannst mir glauben", fuhr Melda fort, „daß ich mit Beaunomet Jaffe alles erlebt habe, was man sich nur denken kann. Ich habe ihm alles gegeben. Mein Ehrgefühl, meine Kraft, meine Liebe. Er hat genommen. Und dann hat er mich fallenlassen."
„Aber ... du bist bei ihm!" brachte Mieka heraus. „Ich bin nützlich, weil ich etwas von Geschäften verstehe."
„Das kann nicht sein! Du willst Beau schlechtmachen, so wie Sammité. Aber ich durchschaue dich!"
Melda Zen Held zog spöttisch die Augenbrauen hoch. „So? Tust du das? Was denkst du, was dein feiner Beau in diesem Augenblick unternimmt?"
„Ich weiß nicht, ich habe keine Ahnung ..."
Melda verzog bedeutungsvoll die Lippen. „Ich kenne ihn. Es gibt nur eine Möglichkeit."
Mieka begriff plötzlich, was die Akonin meinte. Ihr schossen Tränen in die Augen.
Sammité war nicht hier. „Das kann nicht sein", flüsterte sie. „Du lügst, Melda!"
Mieka sprang auf und rannte hinaus in den Sturm. Heftig blies ihr Sand ins Gesicht und trocknete die Tränen.
Elf Häuser, und in einem davon steckte Beau.
*
„Ich habe dir gesagt, daß er nichts wert ist", sagte Sammité später. Ihr Mund war verschmiert, die Frisur in Unordnung.
Sie wollte eine Hand um Miekas Schultern legen, doch die Arkonidin zuckte zurück. „Und du?" brach es aus Mieka hervor. „Was bist du wert, Sammité?"
Das Gesicht der anderen verhärtete sich. „Ich bin Beau gewachsen", sagte sie. „Du nicht. Dich wird er zerbrechen. Männer wie er sind so.
Aber an mir wird er sich verschlucken, das schwöre ich dir."
Mieka hatte eine Stunde Zeit, sich mit den Gegebenheiten abzufinden. Als Beau das Haus betrat, lag sie neben Manurod auf dem Boden. Der Helm ihres SERUNS war als Kopfstütze im Nacken zusammengefaltet. Sie tat, als schlafe sie.
Mieka hörte seine Stimme, laut und ohne jedes Schuldbewußtsein. Vielleicht ... hatte Sammité recht. Früher hätte sie den Gedanken nicht ohne Tränen ertragen, und auch jetzt beherrschte sie sich nur, weil Beau anwesend war.
Nein, diesen Anblick gönnte ihm Mieka nicht. Das war er wirklich nicht wert. Müdigkeit umfing die Arkonidin, und sie wollte sich den eigenen Gedanken nicht mehr aussetzen müssen.
Der Schlaf kam wie gerufen. Doch in ihren Träumen fühlte sie sich erneut in den Staubmantel versetzt; Mieka kämpfte gegen eine drückende Umklammerung, der sie nicht entkommen konnte.
Ein Geräusch weckte sie schließlich.
Wieviel Zeit war vergangen? Sie sah auf die Uhr und erschrak. So lange hatte sie geschlafen?
Mieka spürte noch immer die Erschöpfung in allen Gliedern.
Nach Neuer Galaktischer Zeitrechnung schrieb man den ersten Januar des Jahres 1171 NGZ. Um genau
Weitere Kostenlose Bücher