1530 - Sturm in der Dunkelwolke
sagte Mieka sanft. „Es war ein großer Zufall. Sammité hat uns beide mit einem Rettungsboot aufgelesen, dann wurde das Boot an den Rand der Wolke gespült." Manurod hustete qualvoll. „Unmöglich!" stieß er hervor. „Niemand entkommt in einem Rettungsboot der Provcon-Faust ..."
Die Arkonidin legte ihm besänftigend eine Hand auf die Stirn. In ihrem Blick lag sehr viel Zuneigung. „Du hattest schlimme innere Verletzungen, Manu. Dein Hirn war angeschlagen. Du mußt schlafen ..."
Tatsächlich schloß Manurod die Augen. Innerhalb weniger Sekunden war er wieder bewußtlos.
Tiefe Atemzüge zeigten, daß er sich auf dem Weg der Besserung befand.
Beau konnte nicht behaupten, daß er froh darüber war. Dieser Kommandant bedeutete nur Komplikationen.
Plötzlich kam eine Zwotterfrau hereingestürmt. „Ich bin Halligga!" rief sie. „Keemila schickt mich! Sie sagt, ihr sollt nach draußen kommen!
Eine Vision von ganz außerordentlicher Bedeutung!"
„Was soll das?" wunderte sich Veit Beiken mit grollender Stimme. „Ich weiß schon", gab Beau zurück. Er drehte sich um und hastete zur Tür hinaus. Draußen schlug ihm Sand ins Gesicht, doch Sturm herrschte zum Glück noch nicht wieder. Die anderen folgten dichtauf.
Auf dem Platz zwischen den Häusern hatten sich zwölf Zwotterfrauen versammelt - offenbar die gesamte weibliche Einwohnerschaft von Dizzkel-Point. In ihrer Erregung fuchtelten sie mit Händen und Füßen und stießen rasend schnell Wortfetzen in der Sprache der Zwotter aus. „Verdammt", fluchte Beau. „Ich verstehe kein Wort."
„Vielleicht kann sie übersetzen?" Vert Beiken deutete mit seiner Riesenpranke auf Keemila, die zwischen den Zwerginnen herumhuschte.
Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit war eine Zwotterfrau, die alle Anzeichen von geistiger Umnachtung zeigte.
Die Frau keuchte und schlug die Hände vors Gesicht. Gleichzeitig stieß sie spitze Schreie aus; fand dabei aber immer noch Zeit, rasche Blicke in die Runde zu werfen.
Der Sand zerrte an Beaus weißer Uniform.
Glitzernde Lichterscheinungen erfüllten die höheren Schichten der Atmosphäre; das Heulen des Windes nahm langsam zu. Beau gab dem Ertruser ein Zeichen. Vert Beiken trat vor und fischte mit einem zielsicheren Griff Keemila aus der Meute heraus. Der mehr als doppelt so große Riese setzte die Zwergin vor Beau auf die Füße.
Aber Keemila war nicht böse. „Das ist Zwizza!" rief sie aufgeregt. „Sie wird gleich das Gesicht haben!"
Sogleich wollte sie wieder verschwinden. Beau hielt sie aber am Kragen ihrer braunen Kuttenkleidung fest. „Hiergeblieben! Du mußt uns übersetzen!"
„Ja ... Bei König Tezohr, jetzt beginnt es!"
Die Zwotterfrau namens Zwizza war mit einemmal ganz ruhig. Sie setzte sich in die Mitte und begann mit stockender Stimme zu erzählen. „Sie sieht eine Welt, die kommen wird ... Eine Welt, die zu uns kommen wird! Zwizza kann die Welt genau erkennen ... Aber ... Das ist nicht möglich!"
Die Zwotterfrau mit dem „Gesicht" legte die Hände an den Hals und schien zu würgen. Sofort waren alle anderen außer Keemila bei ihr; Beau hielt seine Übersetzerin mit Gewalt fest. „Was ist los?" herrschte er sie an. „Sag schon!"
Keemila begann zu zittern. „Laß sie los, Beau!" rief Mieka.
Er warf ihr einen wütenden Blick zu, und die Arkonidin verstummte. Der nächste böse Blick galt Keemila. „Zwizza sagt ..." Die Zwotterfrau brach mitten im Satz ab, fuhr dann aber mit etwas festerer Stimme fort: „Sie sagt, daß unsere neue Heimat ganz anders aussieht, als wir dachten ... Zwizza sieht eine Scheibe von ... In eurer Rechnung achttausend Kilometer Durchmesser! Eine Scheibe, Beaunomet Jaffe!"
„Na und?"
„Es ist eine Scheibe!" Keemila lachte hysterisch. „Und wir dachten, die neue Heimat wäre ..."
Sie brach zitternd ab. „Weiter!" forderte Beau. „Zwizza sieht eine künstliche Sonne, sie sieht Wärme, Sand und Wasser. Und sie sieht niemanden, der auf dieser Welt zu Hause ist. Nur den Menschling, der so anders ist als ihr, so unendlich viel mehr ..."
Die Zwergin in der Mitte brach zusammen. Beau begriff, daß die Vision vorüber war. Die Zwotterfrauen kümmerten sich liebevoll um Zwizza.
Ratlos drehte er sich um. Er hatte bei weitem mehr erwartet.
Eine Sandbö peitschte ihm mitten ins Gesicht; er kniff die Augen zusammen und hustete. Dann erst fiel ihm die betroffenen Mienen der Arkonidinnen auf. „Was ist los?"
„Hast du nicht gehört, Beau?" fragte Mieka. „Eine Scheibenwelt von
Weitere Kostenlose Bücher