1536 - Ghoul-Parade
Kräfte war, das kam vielleicht noch hinzu, nein, es lag an etwas anderem.
Der Hintergrund blieb zwar so wie immer, doch die Flüchtende hatte Probleme, ihre Füße anzuheben, denn der Boden erwies sich plötzlich als zäh und weich. Er war so weich, dass sie bei jedem Schritt tiefer einsank. Nur mit Mühe konnte sie sich befreien. Sie kämpfte, sie schüttelte den Kopf, und das dunkle Haar flog von einer Seite zur anderen.
Es war kein guter Film, das wollte Johnny seinem Kommilitonen auch sagen. Nur kam er nicht mehr dazu. Er musste seine Worte für sich behalten, denn alles veränderte sich. Mit dem nächsten Schritt sackte die Fliehende so tief ein, dass sie nicht mehr in der Lage war, sich zu befreien.
Plötzlich steckte sie bis zu den Knien fest!
Ed Robson kicherte. »Und jetzt wird es spannend, Conolly! Echt supergeil, glaub mir.«
Johnny schwieg. Auf seiner Stirn aber lagen kleine Schweißperlen. Sie bildeten dort eine glatte Schicht, und er spürte, dass sein Herz schneller schlug. Jetzt war er davon überzeugt, dass Robson nicht geblufft hatte.
Und er hatte es tatsächlich nicht. Die Frau kämpfte. Sie wollte sich befreien, und sie sah nicht, was hinter ihr geschah.
Dafür hatte es die Kamera beobachtet. Ihr Blickwinkel war besser, und so konnte Johnny dorthin schauen, wo sich die Erde hinter der Frau öffnete und Gestalten erschienen, die in einen Horrorfilm gepasst hätten.
Zuerst wirkten sie wie Skelette. Aber da war etwas, das sie von normalen Skeletten unterschied. Sie sahen schmierig und schleimig aus, und Skelette mit grünlich schimmerndem Gebein gab es eigentlich nicht.
Das mussten andere Wesen sein.
Die Flüchtende sah sie nicht. Kein Mensch hat am Rücken Augen. Sie wollte sich aus dem weichen Boden befreien, das war alles. Sie bemühte sich, sie kämpfte. Ihr verzerrtes Gesicht war für Johnny überdeutlich zu sehen.
Leider schaffte sie es nicht!
Zwar warf sie ihren Körper nach vorn und streckte auch die Arme aus, nur fanden ihre Hände nichts, an dem sie sich festklammern konnten.
Sie griffen einfach nur ins Leere, und der Ausdruck der Panik auf dem Gesicht war nicht zu übersehen.
Sie ruderte heftig mit den Armen - und wurde gepackt!
Johnny stand wie unter Strom. Er hatte sich von der Szenerie einfangen lassen. Er achtete auch nicht auf das Flüstern seines Nebenmannes, der davon sprach, dass es nun richtig spannend wurde.
Die Frau kam nicht mehr weg.
Zu schnell waren die Gestalten in ihrem Rücken, die sie bisher noch nicht bemerkt hatte. Und sie sah sie auch dann noch nicht, als die ersten Klauen Zugriffen und sie festhielten. Sie zerrten sie zurück. Weitere Klauen folgten, legten sich um ihren Hals und auf ihren Mund und sorgten dafür, dass sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte.
Etwas zuckte über den kleinen Bildschirm. Die Konturen lösten sich auf.
Für einen Moment war Schnee zu sehen, dann nichts mehr.
Dafür hörte Johnny den Kommentar seinen Mitstudenten.
»Das war doch cool, nicht?«
***
Johnny Conolly schwieg. Er musste das Gesehene erst verkraften und wollte einfach nicht glauben, dass die Szene den Tatsachen entsprach, und das sagte er auch.
»Ja, das war ein gutes Schauspiel.«
»Ach, meinst du?«
»Was sollte es sonst gewesen sein?«
Ed Robson fing an zu kichern. »Was es sonst gewesen sein sollte? Kann ich dir sagen. Das war echt, Johnny. Verdammt echt sogar. Die Frau ist geholt worden.«
Johnny schaute Ed Robson an. Er wollte, nicht so direkt sein und sagte mit leiser Stimme: »Ein guter, Film, wirklich. Du hast dir Mühe gegeben.«
»Das war kein Film, Johnny. Das war echt.«
»Und die Frau?«
»Ist tot. Sie wurde geholt, das hast du doch gesehen.«
Ja, das habe ich gesehen!, dachte Johnny. Das habe ich sogar sehr gut gesehen. Aber das war nicht echt. Das war nur gespielt, und das sagte er Robson auch.
»Du irrst dich. Es war echt.«
»Nein.«
»Doch.« Robson grinste. In seinen Augen flackerte es. »Ein heißer Film nicht wahr?«
Nach einigen Sekunden fragte Johnny nach: »Dann hast du den Mord an dieser Frau gefilmt? Sie konnte doch nicht mehr fliehen - oder?«
»Nein, konnte sie nicht. Sie wurde geholt, das hast du ja gesehen.«
»Und wer hat sie geholt?«
»Keine Ahnung. Ich hätte - na ja, die Kapazität war eben erschöpft. Vielleicht hätten wir noch mehr sehen können, so aber musste ich passen. Schade eigentlich.«
Johnny verengte die Augen. »Dann ist sie also tot?«
Ed hob lässig die Schultern. »Davon
Weitere Kostenlose Bücher