1539 - Im Wald der Wölfe
mühsam ein Gähnen.
»Ich jedenfalls fahre wieder nach Hause. Ich bin verdammt müde. Bei Tageslicht sieht alles anders aus.«
»Das glaube ich nicht.«
Warren hob die Schultern. »Du bist der Polizist. Also ist es dein Problem und gleichzeitig so etwas wie deine Feuertaufe. Ich stehe dir trotzdem gern mit Rat und Tat zur Seite.«
»Ich weiß.«
»Dann bis später.«
Ted Franklin gab keine Antwort. Er schaute Sam Warren nach, wie er zur Haustür ging und wenig später in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war…
***
Ruhe fand der junge Polizist nicht. Er wusste auch, dass er keinen Schlaf finden würde. Zweimal ging er noch zur Zelle, um nachzuschauen. Der Ire schlief noch immer. Auf eine erneute Verwandlung wies nichts hin. Was soll ich tun?
Diese Frage quälte ihn. Sie brannte sich in seinem Kopf fest.
Im Büro war Ted allein. Es gab keinen Menschen, der ihm hätte einen Rat geben können. Er dachte auch über das Verhalten seines pensionierten Kollegen nach.
Dass sich Sam Warren so gesperrt hatte, wunderte ihn schon. Er war eigentlich ein Mensch, der mit offenen Augen durch die Welt lief und sich den Problemen stellte. So zumindest hatte Ted ihn immer erlebt. Dass sich Sam jetzt so sperrte, war eigenartig, und er hätte gern den Grund dafür gekannt. Er schob es auf das Alter, denn etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Jedenfalls war Ted nicht Sams Meinung.
Er musste etwas unternehmen. Wenn das erst der Anfang gewesen war, dann konnten noch mehr Verwandlungen folgen, und das sicherlich nicht nur bei Brett Mahony.
Es musste einen Grund geben, da hatte Sam Warren schon recht. Aber wo fand man ihn?
Genau das war Teds Problem, aber er wollte es nicht dabei belassen und dachte über eine Lösung nach. Das Motiv lag nicht bei den Menschen und auch nicht im Ort, sondern im Wald.
Ja, dieser Wald, der recht dicht an die Häuser heranwuchs, war schon immer etwas Besonderes gewesen. Es gab da auch die alte Geschichte von Karen Foster, die jetzt in Hazelwood lebte und hier einen kleinen Laden betrieb, in dem sie die schönen Dinge des Lebens verkaufte. Von der Wolle bis zu kleinen Engeln und auch Spielzeug für Kinder.
Karen war schon etwas Besonderes. Über ihre Vergangenheit sprach sie selbst nie. Das taten andere Menschen. Allerdings nicht mit ihr. Nur untereinander und ziemlich hinter hochgehaltener Hand.
Ted Franklin kam zu einem Entschluss. Von ihm wollte er auch nicht abweichen. Er konnte den Vorgang einfach nicht auf sich beruhen lassen. Er musste etwas unternehmen, und er war sicher, dass er allein zu schwach dazu war. Er brauchte Hilfe, und die würde er hier in Hazelwood nicht bekommen.
London lag zwar nicht zum Greifen nah, aber es war auch nicht so weit entfernt. Und dort gab es sicherlich Kollegen, die einem Vorgang gegenüber, wie er ihn erlebt hatte, aufgeschlossener waren als der alte Sam Warren.
Namen kannte er nicht, doch er hatte Vertrauen zu Scotland Yard. Dort würde man ihn nicht auflaufen lassen, und deshalb entschloss sich der junge Polizist, die Bilder zum Yard zu schicken und mit einem entsprechenden Kommentar zu versehen…
***
Ein Morgen wie viele andere auch. Nur diesmal vielleicht etwas schlimmer, was an diesem Novemberwetter lag, das man nicht eben als super bezeichnen konnte.
Schauer und Sturm!
Da war man froh, seinen warmen Platz im Büro zu finden. Den Fall mit den Teufelspilgefn hatten wir gelöst. Um die Frauen, die glücklicherweise überlebt hatten, kümmerten sich die Psychologen. Für uns war die Sache erledigt.
Der Tag bekam direkt einen freundlicheren Touch, als wir das Vorzimmer betraten und uns der Geruch des frisch gekochten Kaffees entgegenwehte. Glenda Perkins war mal wieder in Hochform, und ich dachte daran, wie gut mir die erste Tasse tun würde.
»Du bist ein Engel«, sagte ich zur Begrüßung, was Glenda gar nicht passte.
Sie wich zurück und hob beide Hände an. »Ist irgendwas mit dir, Geisterjäger?«
»Was sollte sein?«
»Na, diese Begrüßung.« Sie schüttelte den Kopf. Dann lachte sie. »So etwas habe ich noch nie gehört, und meine Flügel habe ich leider zu Hause gelassen.«
»Das ist schade.«
»Dann würde ich nämlich wegfliegen.«
Meine Antwort war nur ein Grinsen, und ich wandte mich an Suko. »Da will man mal nett sein, und schon gib es Nackenschläge.«
»So ist das Leben.«
»Richtig, Suko. Aber dazu gehört auch ein guter Kaffee, und der duftet wieder wie…«
»Sag es lieber nicht«, meinte Glenda. »Was bei
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