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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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konnte, zog Hauptmann Judin alle Aufmerksamkeit auf sich.
    »Reißt euch zusammen, Männer«, forderte der Offizier energisch. »Wir dürfen jetzt weder in Verzweiflung noch in Lethargie verfallen, das wäre unserer sicherer Tod. Nein, wir müssen den gewisslosen Lumpen, die hier alles an sich gerissen haben, das Serum so schnell wie möglich wieder abjagen. Nicht nur zum Wohle unserer Gemeinschaft, nein, auch für uns selbst. Also los! Ich erwarte vollen Einsatz!«
    Mit grimmiger Wut im Bauch machten sie sich auf, nach Spuren zu suchen. Leonid spürte zum ersten Mal im Leben den festen Wunsch, einen anderen Menschen zu töten. Er wusste, dass er ohne Zögern abdrücken würde, sollte er einen der Diebe vor den Lauf bekommen. Einfach schießen und möglichst viele Serumsbeutel an sich raffen.
    Diese Erkenntnis veränderte sein Leben. Im ersten Moment erschreckte sie ihn zwar, gleichzeitig machte sie ihn härter und entschlossener.
    Zu seinem Bedauern waren die Diebe längst aus dem Bunker verschwunden. Der Erkundungstrupp fand nur noch einen leeren Hubwagen, der unter einem offenen Notausstieg stand, sowie einige ausgelaufene Serumsbeutel, die beim Umladen zerrissen waren. Mit der öligen Substanz, die von den eisernen Stiegen tropfte, konnte niemand mehr etwas anfangen.
    Dabei hätte allein diese Menge ausgereicht, um sie alle sicher über den Winter zu bringen.
    Am liebsten hätte Leonid geschrien und geflucht, doch was nutzte das? Sie hatten Besseres zu tun. Sie mussten die Namen der verschwundenen Kameraden herausfinden, um sie zu jagen und zur Strecke zu bringen, solange sie noch konnten.
    Bevor die wertvollen Vorräte für alle Zeiten verloren gingen.
    ***
    »Schneller treten«, befahl Juri Dolgoruki verärgert.
    Der junge Student auf dem Sattel kam der Anordnung nach.
    Energisch trat er in die Pedalen, bis sich die Schwungscheibe des grob zusammengeschweißten Fahrradrahmens so schnell drehte, dass die eingestanzten Löcher zu einem durchgehenden Kreis verschwammen. Der an die Schwungscheibe montierte Dynamo schnurrte wie eine brünstige Raubkatze, doch das anmontierte Kabel leitete trotzdem keinen Strom weiter.
    »Das gibt's doch wohl nicht.« Dolgorukis Blick wanderte von dem Dynamo zu einem an der Tischkante montierten Strahler und wieder zurück. Doch so oft er die Leitungen auch überprüfte, die Birne hinter dem Glas wollte einfach nicht leuchten. »Das muss doch gehen.«
    »Vielleicht ein Kabelbruch?«, vermutete der regierende Kommissar Konstantin Fedjajewski vorsichtig. »Oder Ihre drehbare Kupferspule funktioniert nicht richtig.«
    Dolgoruki warf ihm einen Blick zu, der einen Diamanten gespalten hätte. »Ich habe den Dynamo persönlich nach alten Plänen zusammengebaut«, antwortete er verschnupft. »Das Ganze beruht auf einem recht einfachen System, da gibt es nicht viel verkehrt zu machen. Und was das Kabel angeht, das habe ich bereits dreimal ausgetauscht. Die Glühbirne ebenfalls. Nein, das Material ist in Ordnung. So viel steht fest.«
    Der Student auf dem reifenlosen Gefährt begann laut zu keuchen, doch das half nichts. Dolgoruki ließ ihn weiter treten, obwohl sein Gesicht bereits knallrot vor Anstrengung angelaufen war. Erst als er die Schweißtropfen aus seinem langen blonden Haar schüttelte, wurde die Aufmerksamkeit des leitenden Ingenieurs geweckt.
    Angewidert wischte Dolgoruki einige salzige Spitzer ab, die ihn auf den Wangen getroffen hatten. »Es ist gut!«, herrschte er den Radfahrer an, als ob der an der ganzen Misere Schuld wäre. »Ich brauche Sie nicht mehr! Sie können gehen!«
    Der nur mit einem Hemd und kurzen Hosen bekleidete Mann hielt keuchend an, griff nach einem auf dem Tisch liegenden Handtuch und stieg ab. Ohne ein einziges Wort wandte er sich um und verließ das Büro im dritten Stock des ehemaligen Bolschoitheaters. Auch eine Möglichkeit, Protest auszudrücken.
    Sein Vorgesetzter hing allerdings viel zu sehr seinen Gedanken nach, als dass er diese Spitze bemerkt hätte. »Dieser verdammte EMP«, ereiferte er sich, als ob er von einem lebenden, vor Boshaftigkeit triefenden Wesen spräche. »Er unterbindet weiterhin jeden Energiefluss. Selbst bei neu konstruierten Bauteilen.«
    Konstantin Fedjajewski zog seinen über die Schultern geworfenen Mantel enger. Er fror, nicht nur wegen ihrer frostigen Zukunftsaussichten. Draußen regierten schon seit Tagen Nebel und Regen. Der Herbst war mit Macht in das Land gezogen. Ausgerechnet jetzt streikte die Heizung. Das große

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