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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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gefahren, um Stärke und Überlegenheit zu demonstrieren. Nun standen zwei ARETs wie festgefroren auf dem Platz und konnten ihre Strahlenkanone nicht einmal um einen Zentimeter bewegen. Noch wusste keiner der Barbaren, wie umfassend die Schwächung der Technos tatsächlich war, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie dahinter kamen.
    Der EMP hatte seine Wirkung lautlos und unsichtbar entfaltet. Das war das einzig Gute an ihrer vertrackten Situation. Auf Befehl von Konstantin Fedjajewski trugen die Sicherheitskräfte weiterhin Lasergewehre, obwohl die nur noch als unförmige Keulen zu gebrauchen waren. Nach außen hin sollte der Anstrich der Normalität gewahrt werden.
    Dem Gefreiten, der unten auf dem Platz in seinem Blut lag, nutzte das wenig.
    Konstantin Fedjajewski zog sich der Magen zusammen, als er die riesige Lache sah, die sich rund um die zuckende Gestalt ausbreitete. Die klaffende Wunde im Brustbereich musste von einem exakt geführten Schwertstreich stammen, anders ließ sich der enorme Blutverlust nicht erklären.
    Von allen Seiten stürmten blau uniformierte Soldaten heran, die ihrem Kameraden zur Hilfe eilen wollten. Doch es war zu spät. Der arme Teufel lag bereits im Sterben.
    Unter den Technos an den Marktständen breitete sich Panik aus. Viele hasteten sofort nach Hause, ohne die gekauften Waren mitzunehmen.
    Die Barbaren auf dem Platz verfolgten das Schauspiel mit ungläubigem Staunen. Einige von ihnen riefen den Soldaten sogar etwas zu und deuteten auf eine der altehrwürdigen Fassaden links des Platzes.
    Als die Männer im Büro der angezeigten Richtung mit Blicken folgten, blieb ihnen fast das Herz stehen. Denn oben, auf dem mit frisch gebrannten Pfannen gedeckten Dach, stand eine mit lederner Hose und schwarzem Umhang bekleidete Gestalt, die einen blutbefleckten Säbel in Händen hielt.
    Der Mörder war ein Nosfera!
    Vermutlich ein Bluttempler. Nur einem Angehörigen dieses kriegerischen Ordens war zuzutrauen, ein mehrgeschossiges Haus in so kurzer Zeit zu erklimmen. Statt zu verschwinden, blieb er herausfordernd an der Dachkante stehen und hob für alle sichtbar die blutige Klinge in die Höhe.
    Es schien, als ob er sich mit seiner Tat brüsten wollte.
    Normalerweise hätte er diese überhebliche Pose keine zwei Sekunden überlebt. Länger dauerte es nämlich nicht, um ihn mit der Kanone eines ARETs vom Haus zu fegen.
    Doch der EMP hatte alles verändert.
    Die Soldaten konnten nur traurig auf die nutzlosen Lasergewehre in ihren Händen starren und mussten sich verhöhnen lassen. In ohnmächtiger Wut starrten sie zu dem Mörder ihres Kameraden empor.
    Einer von ihnen trug eine Strogoff im Gürtel, die einzige Waffe, die noch funktionierte. Auf diese Entfernung bedurfte es aber schon mehr als einer Portion Glück, um etwas zu treffen.
    Wir haben viel zu wenig Exemplare dieses Modells, schoss es dem regierenden Kommissar durch den Kopf. Wir brauchen mehr davon, wenn wir überleben wollen. Doch wie wollten sie weitere Waffen herstellen?
    Auch Drehmaschinen und Werkbänke benötigten Strom!
    Der Soldat mit der Strogoff versuchte sein Glück. Die Schüsse halten laut über den Platz, doch er zielte viel zu kurz.
    Zwei Meter unterhalb der kupfernen Regenrinne wölkte Staub auf. Wenigstens schlugen die Kugeln in die Hauswand und nicht in eines der nahe gelegenen Fenster ein.
    Der Bluttempler blieb einen Moment lang unbeweglich stehen, zog es dann aber vor, den Rückzug anzutreten, bevor sich der Gefreite mit der Strogoff noch einschoss. Einige Soldaten jubelten, weil es gelungen war, den Nosfera zu vertreiben. Sie gehörten zu den Glücklichen, die die Brisanz der Lage noch nicht erfassten.
    Konstantin Fedjajewski sah dagegen seinen schlimmsten Albtraum in Erfüllung gehen.
    »Sie wissen es«, flüsterte er, gerade laut genug, dass ihn Judin und Dolgoruki verstehen konnten. »Die Nosfera wissen Bescheid, und bei den Barbaren wird es sich nach diesem Vorfall wie ein Lauffeuer herumsprechen.«
    »Was denn?«, fragte Dolgoruki verwirrt.
    Konstantin Fedjajewski sah den Ingenieur aus blutunterlaufenen Augen an. »Das wir so gut wie hilflos sind!«
    ***
    Basiliuskathedrale, Ordensburg der Bluttempler
    »Vor uns liegt die Zeit der neuen Dunkelheit«, verkündete der Greis, der den im Kreis sitzenden Bluttemplern gebot. Im Gegensatz zu den anderen hatte er die Kapuze seines Umhangs abgeworfen und den Kopf in den Nacken gelegt. Seine Augen waren so weit nach oben gedreht, dass nur noch weißes

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