1541 - Ball der Vampire
nicht anders. Es war die Angst, die ihr das befahl.
Sie schwankte etwas, ging zur Seite und sah nicht, dass sie genau auf die große Sitzlandschaft zusteuerte, gegen die sie dann auch stieß und nach hinten kippte.
Die Frau fiel auf ihr Gesäß. Dicke Kissen hielten sie von einem Abrutschen ab. Sie sank ein wie immer, und Doreen wusste zugleich, dass sie nicht mehr die Kraft besaß, ohne Hilfe wieder auf die Beine zu kommen.
Sie blieb in ihrer Position und sah den Eindringling immer mehr auf sich zukommen. Obwohl er gebückt ging, kam er ihr so groß vor. Er hatte den Kopf leicht nach vorn gestreckt und machte so den Eindruck eines witternden Menschen.
Doreen Hill konnte an nichts mehr denken. Zwar raste einiges durch ihren Kopf, aber es war nicht zu fassen. Sie glaubte daran, dass ihre Gedanken nicht mehr der normalen Logik folgten. Für sie war alles so anders geworden. Nichts war mehr normal.
Was da in ihr Haus eingebrochen war, konnte nicht als Mensch angesehen werden.
Bereits jenseits der Scheibe hatte sie das Maul und die beiden gefährlichen Zähne gesehen, die sie jetzt aus der Nähe deutlicher sah.
Wie helle Kiesel sahen sie aus. Ihre Spitzen warteten darauf, sich in die Haut eines Menschen bohren zu können.
Für Doreen war die Gestalt ein Vampir, daran ging kein Weg vorbei.
Zugleich war er auch ein besonderer Blutsauger und nicht zu vergleichen mit der Frau, die sie hinter der Scheibe gesehen hatte.
Was will er von mir?, schoss es Doreen durch den Kopf.
Die Antwort gab sie sich selbst. Er will mein Blut. Er will mich leer trinken. Er will sich an mir stärken, das ist es doch.
Und er kam noch näher. Ein langer Schritt, dann stand er dicht vor ihr und bewegte sich nicht mehr.
Doreen hörte ihn. Es war kein Atmen, sondern ein Röcheln oder Keuchen tief in seiner Kehle, die ebenfalls von einer rötlichen Haut bedeckt war.
Doreen war nicht mehr fähig, sich zu bewegen, und zuckte kaum zurück, als die Klaue nach ihr griff und ihren Hals mit einem schmerzhaften Griff umklammerte.
Sie bekam keine Luft mehr. Sie wurde nach hinten gedrückt. Das hässliche Gesicht mit dem geöffneten Mund näherte sich ihr immer mehr, sodass Doreen mit ihrem Leben abschloss. Ein Biss, und das Aussaugen des Blutes würde sie zu einem anderen Wesen machen.
Vielleicht wurde sie auch vorher bewusstlos, denn der Griff des Vampirs lockerte sich nicht.
Bis er plötzlich seine Hand zurückzog und die Frau wieder nach Luft schnappen konnte.
Sie tat es, aber sie atmete falsch. Angstzustände brausten in ihr hoch, während der Eindringling starr vor ihr stand und sie aus seinen gelblichen Eisaugen betrachtete. Da schimmerte kein Gefühl durch. Er war nur auf seinen Vorteil bedacht.
Aber er tat ihr nichts. Er ließ sie in Ruhe. Er schaute nur auf sie nieder, und irgendwann fing er an zu nicken, als hätte er etwas Bestimmtes bestätigt bekommen.
»Ich wollte dich, und ich werde dich bekommen. Du bist wunderschön. Du bist wie ein Engel, und ich liebe die Engel. Ich werde dich mit in meine Hölle nehmen, das kann ich dir versprechen.«
Doreen hatte alles gehört. Und sie wunderte sich, dass sie ihre Sprache wiederfand.
»Wo soll ich hin?«
»Ich werde eine Party feiern. Eine besondere Party. Oder einen Ball. Einen Ball der Vampire, und du wirst ein Ehrengast bei mir sein.«
»Warum ich…?«
»Weil ich das so will. Weil ich damit einen bestimmten Plan verfolge. Ich nehme dich mit zu meiner Party. Sie wird dir gefallen. Du wirst viele wiedersehen, die du kennst. Ich habe sie mir von deinem Freund geholt. Tremaines Auswahl war sehr groß, und ich bin damit auch völlig zufrieden.«
»Wo muss ich denn hin?«
»An einen Platz, den ich bestimme.«
»Und Yago?«
Der Vampir gab ein Geräusch von sich, das sich wie ein Kichern anhörte. »Yago wird auch dort sein. Er ist auch so etwas wie ein Ehrengast auf meinem Ball. Du kannst mit ihm tanzen, aber erst, wenn du dich in meiner düsteren Welt bewegst.«
»Nein, nein! Das will ich nicht. Das ist nicht möglich. Das kann ich auch nicht.«
»Du musst, schöne Doreen. Es gib keine andere Möglichkeit für dich. Ich habe mich nun einmal so entschieden…«
»Nein, sie muss nicht und sie wird auch nicht mit gehen!«, sagte plötzlich eine fremde Männerstimme, die beide überraschte…
***
Ich war der Sprecher gewesen. Durch die aufgebrochene Tür waren wir mit Leichtigkeit ins Haus gelangt und hatten uns bis in diesen Bereich geschlichen.
Ich stand vor Jane und schützte
Weitere Kostenlose Bücher