1541 - Ball der Vampire
»Über einen Ball der Vampire? Nein, das denke ich nicht. Wäre es so, hätte er es uns nicht verschwiegen. Davon bin ich überzeugt, denn ich glaube nicht, dass er ein falsches Spiel treibt. Sonst hätte er dich nicht engagiert.«
»Stimmt.« Jane nickte. »Ich denke, dass wir ihm Bescheid geben sollten, was hier passiert ist. Er wird uns zwar zur Hölle wünschen, aber wir können ihm die Tatsachen nicht verschweigen.«
»Dafür bin ich auch. Für mich ist nur dieser Vampir viel wichtiger. Wir wissen jetzt, wie er aussieht. Aber wir wissen nicht, ob er einen Namen hat und woher er kommt.«
»Aus der Vampirwelt vielleicht?«
Ich schluckte. Da hatte Jane ein heißes Thema angesprochen. Es gab diese verfluchte düstere Welt, und sie war von Will Mallmann alias Dracula II gegründet worden.
Ich spürte ein Kratzen im Hals, als ich an ihn dachte.
Jane konnte mit ihrem Verdacht durchaus recht haben. Vielleicht war es Mallmann gelungen, in seiner Welt eine Gestalt zu schaffen, die eben eine Mischung aus Mensch und Monster war.
»Nicht schlecht, John, oder?«
»Ja, eine Option.«
»Kennst du eine weitere?«
»Leider nicht. Einer wie unser Freund hier ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Auch wenn ich näher darüber nachdenke, ich bekomme es nicht in die Reihe. Ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen, und das gefällt mir gar nicht.«
»Bleibt uns als letzte Hoffnung Yago Tremaine«, sagte Jane. »Ich könnte mir vorstellen, dass er diese Gestalt schon gesehen oder zumindest von ihr gehört hat.«
»Hast du seine Telefonnummer?«
»Ja, ich weiß wie ich ihn erreichen kann.«
»Okay, dann wähl sie.«
Jane holte ihr Handy hervor, kam aber nicht dazu, seine Nummer anzuwählen, denn in unserer Nähe stand ein Telefon, das eine weiche Melodie ertönen ließ.
Ich nahm ab und meldete mich mit einem neutralen: »Ja?«
»Wer sind Sie?«
»John Sinclair.«
Tremaine war der Anrufer. Er lachte jetzt auf.
»Ja, das ist gut. Das ist sogar ausgezeichnet.«
»Warum?«
»Weil ich einen Anruf erhielt. Da war jemand dran, der mir davon erzählte, dass er sich meinen Engel gekrallt hätte.«
»Wer ist denn Ihr Engel?«
»Doreen natürlich. Jetzt bin ich beruhigt. Sie sind im Haus. Da wollte mich wohl einer verarschen.«
»Ich denke, das wollte er nicht«, sagte ich leise.
»Wieso?«
»Ihre Freundin ist tatsächlich entführt worden. Wir konnten es leider nicht verhindern.«
Es wurde still. Keine Antwort. Nicht mal ein Atemgeräusch. Sekunden später dann der Schrei. Voller Wut und auch voller Schmerz.
»Das darf nicht wahr sein! Das ist…«
»Sie kommen am besten her, Mr Tremaine.«
»Darauf können Sie sich verlassen…«
***
Laura hielt an einer Ampel. Es war keine, die immer dort stand. Sie war aufgestellt worden, weil einige Straßenarbeiten auch in der Dunkelheit verrichtet werden mussten, und so wurde der Verkehr durch eine Ampel geregelt.
Laura wusste genau, wohin sie wollte. Sie hatte die Botschaft empfangen. Sie saß in ihrem Kopf, und sie wusste auch, wem sie diese Aufforderung zu verdanken hatte.
Es war ihr letzter Freier gewesen. Der Besucher, der ihr das Blut ausgesaugt hatte. Jetzt wollte er sie weiterhin haben und sie nicht einfach sitzen lassen. Er musste die Gedankenübertragung beherrschen, denn sonst hätte sie nicht gewusst, wohin sie zu fahren hatte. Jetzt wusste Laura es. Party machen. Zu einem Ball fahren. Dort wollte der Anführer seine Freundinnen treffen und sie auf die Gäste vorbereiten, die nach und nach eintreffen würden.
Aber nicht in dieser Nacht, erst später in der nächsten oder übernächsten. So genau wusste sie das nicht. Aber sie wollte unter ihres gleichen sein, und um das zu schaffen, musste sie sich schon beeilen, und sie durfte sich nicht erwischen lassen. Wenn jetzt irgendwelche Bullen auftauchten, um sie zu kontrollieren, hätte sie diese angefallen, um das Blut zu trinken, und sie hätte dann Spuren hinterlassen, und das wollte sie auf keinen Fall.
Die Ampel schlug um. Laura fuhr Weiter.
Innerlich musste sie lachen. Sie konnte es einfach nicht begreifen. Sie wusste selbst, dass sie kein Mensch war, aber sie handelte so. Sie fuhr ein Auto, wie es jeder normale Mensch tat. Und doch war sie etwas anderes.
Sie brauchte keine normale Nahrung mehr, um weiterhin existieren zu können. Was sie haben musste, was das Blut der Menschen, und das würde sie sich holen, wenn auch nicht in dieser Nacht, denn das wäre zu gefährlich gewesen.
Laura musste das
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