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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf. „Der ganze Stamm weiß, daß außer euch beiden niemand der neue Anführer werden kann. Ihr zwei habt euch schon lange hervorgetan. Aber wer ist der Richtige?"
    Ein Röcheln ließ ihn kurz verstummen. „Für dich, Trüüt, spricht deine Rücksichtslosigkeit, deine Verschlagenheit. Das kann ein Vorteil sein im täglichen Kavernenkrieg. Chirxiil ist ein schlimmer Ort, und die Kaverne Xiim wird stets umkämpft sein. Man muß hart sein, sehr hart ... Diese Voraussetzung erfüllst du anderen gegenüber, nicht jedoch gegen dich selbst."
    „Aber ..."
    Biityghi ließ sich nicht beirren. „Und du, Yeshki, bist ein Blue von großer Intelligenz. Doch deine neuen Ideen ... Ich mag keine neuen Ideen. Besonders nicht, wenn es um den Kampf gegen das Wasser geht."
    „So ist es", pflichtete Trüüt triumphierend bei.
    Der Protek warf ihm einen strafenden Blick zu. „Schweig! Selbst jetzt gebührt mir noch Respekt." Er hustete qualvoll, als habe die Energieleistung ihn vollends erschöpft. „Aber schaut mich an. Diese Entscheidung soll keiner fällen, dessen Leben versiegt."
    „Was heißt das?" fragte Yeshki mit schriller Stimme. „Ja, antworte!" pflichtete Trüüt bei.
    Bange Sekunden verstrichen.
    Einige Male öffnete sich noch der Mund. Doch Biityghi hatte nicht mehr die Kraft zu reden.
    Der alte Protek spuckte dunklen Schleim, dann stand seine Atmung still. Der Tellerkopf sackte auf die Brust.
    Yeshki stampfte zornig mit den Beinen auf. „Er ist tot, Trüüt. Wir müssen die Sache unter uns regeln."
    „Und wie?" fragte der andere lauernd. „Ein Zweikampf am Weltenspalt. Komm. Wir wollen es den anderen bekanntgeben."
     
    *
     
    Yeshki ging voraus. Sein erbeutetes Schwert ließ er neben Biityghis Leiche liegen.
    Indessen verschwand Trüüt nach hinten, in die angrenzenden Zimmer. Was wollte er dort? Ein Verdacht schoß Yeshki durch den Kopf, blieb aber vage und nicht greifbar. Überall in der Siedlung der Vyynyit würden die Blues inzwischen Bescheid wissen; sie warteten auf den neuen Protek des Stammes.
    Als sie die Hütte verlassen hatten, handelte Trüüt. Es war Yeshkis Glück, daß das Licht der cholidischen Pilze ausreichte. So erkannte er den Anschlag ... und zwar bevor Trüüt ihn noch zu Ende führen konnte.
    Das Messer glitt an seinem Rückengurt ab.
    Die zackige Schneide riß eine tiefe Wunde in sein Fell, doch sie drang nicht bis ins Innere vor. Er sprang beiseite, rollte sich ab und kam auf die Beine. „Trüüt! Bei allen Lichtgöttern! Was tust du!"
    Der andere stand ihm mit wild rollenden Augenpaaren gegenüber. Die Schneide seines Messers war blutig, die stämmigen Beine waren in den Felsuntergrund der Siedlung gekrallt. „Ha! Es gibt keinen Zweikampf, Yeshki!" lachte der andere wild. „Jedenfalls nicht zu deinen Bedingungen!"
    Trüüt war kein großer Blue, dafür ausgesprochen kräftig. In dieser Hinsicht hatte Yeshki keine Chance gegen ihm. Nur seine Klugheit konnte ihn retten, solange er selbst unbewaffnet war.
    Der tote Protek ... In Gedanken verdammte Yeshki ihn.
    Biityghi und seine Unentschlossenheit. Sollte er ins Licht fahren und dort verbrannt werden, bis von seiner Seele nur noch Funkenstaub übrig war! Soweit die Erzählungen des Stammes auch zurückreichten ... einen solchen Fall hatte es nie gegeben.
    Yeshki fuhr herum.
    Er rannte, so schnell die Beine ihn trugen.
    Seltsam ... Hinter ihm folgten keine Schritte. Aus den Augenwinkeln sah er etwas, was den Verdacht von vorhin in ihm wieder aufflackern ließ.
    Yeshki folgte seinem Reflex. Er ließ sich fallen und schlug mit dem Schädel auf den Boden.
    Gleichzeitig fuhr ein sonnenheller Blitz über ihn hinweg. Eine Strahlwaffe! Trüüt hatte das Arsenal des Proteks betreten!
    Unglaublich heiße Luft verbrannte ihm den Pelz. Seine Augen funktionierten nicht mehr; nur das vordere Paar sah noch ein bißchen Licht und Schatten.
    Behende rollte er zur Seite. Trüüt war jetzt ebenfalls geblendet. „Was tust du!" schrie Yeshki. „Trüüt! Hör auf!"
    In derselben Sekunde erkannte er, daß der Ruf ein Fehler war. Trüüt orientierte sich daran. Als Bewohner der Kaverne Xiim war er daran gewöhnt, mit Echosteinen und sogar in völliger Dunkelheit zu arbeiten.
    Ein weiterer Schuß schlug direkt neben ihm in den Steinboden. Yeshki wurde von spritzender Glut und Gesteinssplittern getroffen. Er brüllte vor Schmerz und sprang trotz seiner Blindheit auf. „Hilfe!" schrie er. „Helft mir doch!"
    Mit unsicheren Schritten entfernte er sich.

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