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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Jungensiedlung bis zum nächsten Einschnitt im Fels; ein herausgeputzter, respektvoller Halbkreis. Keiner redete mehr, das letzte Zirpen erstarb.
    Nur leises Scharren erfüllt die Kaverne. Viele Junge hatten noch nicht gelernt, still zu sitzen.
    Als ältester und stärkster Krieger trat der riesige Liir vor. Er war mit einer schweren Lanze aus geschmiedetem Höhleneisen bewaffnet.
    Die Zeremonie war kurz. Niemand konnte sich großen Zeitverlust leisten, denn das Leben in der Kaverne erforderte ständige Aufmerksamkeit. „Yeshki!" begann der andere. „Protek Biityghi ist gestorben. Ich kenne den Willen des Toten; und ich weiß, was das beste für den Stamm sein wird. Deshalb bist du ab heute unser neuer Protek."
    Er trat vor und überreichte Yeshki die Lanze.
    Die versammelten Blues brachen in zirpende Jubelschreie aus. Sie winkten und riefen anfeuernde Worte. Doch Yeshki entging nicht, daß einige ältere Vyynyit verdächtig still blieben.
    Eine Geste mit beiden Armen ließ den Lärm verstummen. „Ich bedanke mich!" rief er. „Und ich fordere euren Gehorsam, besonders in schwierigen Zeiten."
    Niemand verursachte einen Laut.
    Yeshki wandte sich nach rechts, wo Trüüt in Fesseln kniete. „Nun zu dir, Verräter. Du hast nicht nur versucht, mich zu töten. Du hast außerdem die Legestöcke in Gefahr gebracht. Diese Verbrechen kennen nur eine Strafe."
    „Töte ihn!" schrien die Vyynyit. „Er soll sterben! - Weg mit der Fehlbrut!"
    Yeshki brachte sie erneut zum Schweigen. „Nein", zirpte er bedächtig, „ich werde Trüüt nicht töten. Ich stoße ihn nicht in den Weltenspalt, und ich enthaupte ihn nicht. Ich will meine Herrschaft nicht mit Töten beginnen, sondern mit Milde. Mit dem heutigen Tag fangt ein neues Zeitalter an."
    „Große Worte ..." Trüüt stieß schrille, amüsierte Laute aus. „Und was geschieht dann mit ihm?"
    Die Frage kam von Liir. „Er mag gehen, wohin er will. Aber er darf die Kaverne Xiim nie wieder betreten. Sonst wird er unter der Folter sterben. - Liir! Nimm seine Fesseln ab!"
    Der alte Krieger trat widerwillig vor.
    Aber ausgerechnet ihm mußte Yeshki dies zumuten - schon um seine neue Autorität als Protek zu testen. „Ich danke dir!" rief Trüüt. Aber sein vorderes Augenpaar sprach eine ganz andere Sprache. Es verriet nichts als unauslöschlichen Haß.
    Liir zog Trüüt auf die Beine und trieb ihn vor sich her. An einer Stelle öffneten die Blues ihren Halbkreis; die beiden passierten in Richtung des Nordwesttunnels. „Geht jetzt!" rief Yeshki allen zu. „Es gibt viel Arbeit zu tun."
    Während sich die Vyynyit zerstreuten, wartete er Liirs Rückkehr ab. „Wohin hat Trüüt sich gewandt?" wollte er wissen.
    Liir antwortete: „Er hat den Tunnel genommen, der zu den Vecú führt. Er wird bald tot sein, Protek."
    Ja, überlegte Yeshki; denn die Vecú lagen zu jeder Zeit auf der Lauer. Ein Fremder aus Richtung der Xiim-Kaverne hatte nur den Tod zu erwarten. Doch was hätte Trüüt tun sollen?
    Ein Ausgestoßener in den Kavernen ...
    Dieses Schicksal war vielleicht noch grausamer als der Sturz in den Weltenspalt. Als er ging, war nur ein einziger Blue zurückgeblieben. Es handelte sich um Yülkizz. „Was willst du noch hier, Speichellecker?"
    Yülkizz setzte sich gehorsam in Bewegung. Aber in seiner Miene stand derselbe Haß wie in der von Trüüt. Auf ihn mußte Yeshki ein Auge haben
     
    4.
     
    Eine Zeit lang ließ Yeshki den Betrieb in der Kaverne laufen, wie es seit jeher der Fall gewesen war.
    Veränderungen brauchten Ruhe, keine Hast.
    Alles, was er tat, wollte gut durchdacht sein.
    Außerdem füllte die tägliche Arbeit ihn voll und ganz aus. Er war froh, wenn er Gelegenheit fand, in Biityghis Hinterlassenschaft zu stöbern.
    Eine Kammer seines neuen Hauses barg die Strahlwaffen, Lichtschutzlappen für den Weg nach oben, Schwerter und Echosteine mit besonders reinem Ton.
    Und eine weitere Kammer befand sich direkt daneben.
    Was er darin fand, erzählte Yeshki niemandem - genausowenig wie Biityghi und offenbar die Proteks vor ihm.
    Sonderbare Gegenstände lagerten hier. Ihre blankpolierte Erscheinung erinnerte ihn an das, was er in den Gebäuden der Cantar gesehen hatte.
    Spitze Stäbe, die mühelos einen Stein spalten konnten, durchsichtige Flächen, die trotzdem fest waren ... Eine echte Schatzkammer, deren Werte er leider nicht zu ermessen imstande war.
    Als er mit einem der Gegenstände herumspielte, geschah es.
    Yeshki berührte eine kleine Erhebung, und plötzlich

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