1544 - Der Monster-Killer
suchen.«
»Nein!«
Klar und knapp hatte die Russin geantwortet. Sie zeigte nicht eine Spur von Furcht. Ihr Blick blieb nach wie vor auf den Killer gerichtet, als wollte sie ihn damit durchbohren. Sie ließ sich auch nicht von der Stichwaffe einschüchtern, denn sie bewegte ihre Hand und zog die Pistole hervor.
Es war eine russische Waffe, deren Fabrikat ich nicht kannte. In ihrer Stimme klang kein Zittern nach, als sie Igor Rankin ansprach.
»Eine Kugel ist immer schneller als dein Messer, Igor. Das solltest du wissen. Deshalb sind deine Chancen auch nicht besonders. Wenn einer von uns zurück nach Russland kehrt, dann bist du es, und zwar als Leiche. Das kann ich dir versprechen.«
Die Drohung stand im Raum. Ich war gespannt, wie Rankin reagieren würde. Dass Karina bluffte, glaubte ich nicht.
Auch der Pope hatte alles gehört, und ich vernahm hinter mir sein leises Stöhnen.
Es hätte mich gewundert, wenn Rankin seine Ruhe verloren hätte. Das trat zum Glück nicht ein. Er blieb recht gelassen und konnte sogar lächeln.
»Das schaffst du nicht, Karina. Du hast mich nicht umsonst ausgewählt. Ich bin nicht irgendwer. Ich bin jemand, der nicht so leicht zu vernichten ist. Ich kann von dir überhaupt nicht umgebracht werden, denn es gibt jemanden, der an meiner Seite steht und mir den nötigen Schutz und die große Sicherheit gibt.«
Ich verstand jedes Wort und war froh, dass die beiden Englisch sprachen. Rankins Sicherheit allerdings machte mich schon unsicher. So konnte nur jemand sprechen, der alle Trümpfe auf seiner Seite hatte und der das genau wusste.
»Wer sollte denn auf deiner Seite stehen?«
Der Russe bewegte sich. Er griff nicht an, wie man hätte meinen können.
Er drehte sich zur Seite und dann noch etwas weiter, sodass er nach hinten schauen konnte.
Dort war es dunkel. Aus dieser Sphäre war er auch gekommen. Da konnte sich eigentlich niemand aufhalten.
Karina und ich irrten uns. Gleichzeitig sahen wir die Bewegung in dieser Schattenwelt. Etwas trat aus ihr hervor. Es war noch nicht zu erkennen, wer diesen Platz verlassen hatte. Wir sahen nur etwas Helles erscheinen, und es war Rankin, der uns die Erklärung gab.
»Er sorgt dafür, dass mir nichts geschehen wird. Denn er ist mein Helfer, mein Schutzgeist, und er macht mich unbesiegbar…«
***
Keiner von uns konnte über seine Worte lachen. Es stand nicht fest, ob sie stimmten, doch Rankin verließ sich darauf, und wie ich ihn einschätzte, hatte er sich auch zuvor auf die Erscheinung verlassen, die wir jetzt etwas deutlicher sahen und trotzdem nicht unbedingt viel mehr erkannten.
Der Geist ging nicht, er schwebte. Seine Gestalt war auch nicht stofflich.
Sie zitterte, sie warf leichte Wellen, sie hatte kein Gesicht, aber sie wusste genau, was sie zu tun hatte, denn wenig später umschwebte sie Rankin wie ein Vorhang und sorgte dafür, dass seine Konturen verwischten.
»Er ist mein Engel, und jetzt hat er mich unbesiegbar gemacht. Das schwöre ich.« Traf es zu?
Weder Karina noch ich konnten es bestätigen. Aber es war schon etwas Besonderes, was wir hier erlebten, und wir hatten uns diesen Geist nicht eingebildet. Er konnte Rankin durchaus Schutz geben, aber war er deshalb ein Engel?
Das konnte zutreffen. Ich stand den Engeln positiv gegenüber. Doch ich wusste auch, dass sie nicht alle positiv waren. Es gab die Guten, es gab die Bösen, und es gab die Gestalten oder Wesen, die sich nicht für eine Seite entscheiden konnten.
Wenn ich davon ausging, dass Rankin recht hatte, auf welcher Seite stand dann dieser Engel?
Keine Ahnung. Vielleicht war er ein Pendler, der sich mal zu der einen und dann wieder zur anderen Seite hingezogen fühlte. Es war alles möglich, und ich musste auch zugeben, dass er mich überrascht hatte, wobei das auch auf Karina Grischin zutraf.
»Verdammt, John, glaubst du ihm?«
»Schon. Das ist nicht normal. Er verlässt sich auf seinen Schutzgeist, das steht fest.«
»Und eine Kugel?«
»Wird ihm nichts tun.« Ich hatte keinen Beweis für meine Behauptung, ich glaubte nur daran, denn Rankin sah aus wie von einem Nebelstreif umgeben, der zugleich eine Schicht gebildet hatte, die ihn gegen Angriffe schützte.
»Was sagst du, Karina? Bin ich nicht mächtig genug? Bin ich nicht stark durch meinen Beschützer? Ich darf das Böse auf der Welt vernichten. Ich kille die Monster, und mein Freund hier gibt mir die nötige Rückendeckung und einen sicheren Schutz.«
»Nein, das ist…«
»Sag nicht nein, Karina.
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