1544 - Der Monster-Killer
Beschützer, und ich bin mir sicher, dass ich mich stärker auf sie verlassen kann als du auf deinen Schutzgeist.«
Er hatte jedes Wort verstanden, denn er war ein sehr aufmerksamer Zuhörer gewesen. Aber bei seiner Vergangenheit war er nicht so leicht zu beeindrucken. Rankin hatte voll und ganz auf seinen Schutzgeist gesetzt, der für ihn ebenfalls so etwas wie ein Engel war und ihn bisher nicht im Stich gelassen hatte.
»Ich sehe es«, flüsterte er mir zu. »Ich spüre es auch. Von ihm geht etwas aus.. Es ist kein normales Kreuz, aber ich werde von jemand anderem beschützt. Er ist so etwas wie ein Weißer Dämon. Er ist mächtig. Er hat mir die Kraft und den Schutz gegeben. Er stand immer an meiner Seite, wenn ich die Feinde des Guten vernichtet habe. Ich hole mir diese Monster, ich befreie die Welt von ihnen, und ich werde es auch weiterhin tun.«
»Es sind keine Monster.«
»In meiner Heimat waren sie es.«
»Aber nicht hier, Rankin. Alex und sicherlich auch die anderen, die dort unten liegen, waren gestörte Menschen, die Hilfe gebraucht hätten. Aber nicht so, wie du es dir gedacht hast. Sie brauchten die Hilfe von Therapeuten, von Fachleuten. Sie sind den falschen Weg gegangen, aber Monster waren sie nicht.«
»Sie dienten dem Teufel!«
»Und? Was hat dich daran gestört?« Diese Frage von meiner Seite zu stellen, war schon provokant.
»Ich hasse ihn!«, fuhr Rankin mich an. »Ich habe meinen Schutzgeist erhalten. Er hasst die Hölle ebenso wie ich. Deshalb ist er zu mir gekommen, um mich zu beschützen. Kannst du das nicht begreifen, zum Teufel noch mal?«
»Teufel ist gut. Warum hasst dein Schutzgeist ihn denn?«
»Weil er nicht akzeptiert wurde. Man hat ihn verstoßen. Man wollte ihn nicht haben. Er war den anderen Dämonen nicht gut genug. Aber er hat seine Sphäre verlassen, in die man ihn hineingestoßen hat. Er ging auf die Suche und hat mich gefunden. Er hat mich zu seinem Partner gemacht, und ich handle in seinem Auftrag.«
»Ja, das glaube ich dir sogar. Das tut er, aber ich glaube nicht, dass er stärker ist als ich.«
»Nein?«, höhnte Rankin.
Ich gab ihm die passende Antwort. »Lass es uns auf einen Versuch ankommen.«
In meiner Nähe hörte ich Karina Grischin leise stöhnen. Die Zeit konnte sie sich nehmen, denn der Monster-Killer musste noch über eine Antwort nachdenken.
Es kam darauf an, wie stark er sich fühlte. Ich war in meine Rolle hineingewachsen und vertraute auf mein Kreuz.
Rankin überlegte noch.
»Soll ich es mit einem dritten Schuss versuchen und dabei auf seinen Kopf zielen, John?«
»Nein, das bitte nicht. Wir fechten es so durch. Ich bin sicher, dass ich gewinne.«
»Ich will ihn auch nicht mehr zurück haben.«
»Verstehe.«
Noch taten wir beide nichts. Aber die Spannung stieg immer mehr an.
Ich musste auch auf die Waffe des Killers achten. Nach wie vor wies die Spitze in eine bestimmte Richtung, nämlich auf mich. Deshalb traute ich mich auch nicht näher heran. Bei einem schnellen Wurf hätte ich Probleme gehabt, rechtzeitig auszuweichen.
»Ich warte auf deine Antwort!«
Sein freies Auge zuckte. »Hier hast du sie!«
Es kam wie ich es mir schon gedacht hatte. Seine rechte Hand brauchte nur kurz zu zucken, um diese verdammte Waffe loszuwerden. Er schleuderte sie auf mich zu, und sie hätte sich in meinen Leib gewühlt, wäre ich nicht auf der Hut gewesen.
Ich wuchtete mich so schnell zur Seite wie eben möglich. Mit dem gesamten Körpergewicht prallte ich gegen Karina Grischin, die ich noch mit umriss.
Das Messer jagte an mir vorbei. Ob hautnah oder weniger dicht, bekam ich nicht mit, weil ich mir jetzt keine Pause gönnte, mit einem heftigen Schwung auf die Beine kam und den Monster-Killer angriff…
***
Mit dem Kreuz in der Hand rannte ich praktisch in ihn hinein. Ich spürte deutlich diese weiße und feinstoffliche Schutzschicht, die ich erst durchbrechen musste, und prallte dann gegen den starken, muskulösen Körper.
Ich warf Rankin um.
Noch während wir fielen, reagierte mein Kreuz, das auf eine gegensätzliche Magie getroffen war, obwohl Rankin sie für positiv gehalten hatte. Genau das war sie aber nicht.
Plötzlich strahlte das Licht auf. Sehr hell, so weiß und auch so blendend.
Ich war für einen Moment gezwungen, die Augen zu schließen, wobei ich mich von Rankin wegrollte, um nicht in einen heftigen Bodenkampf verwickelt zu werden.
Und das hatte ich geschafft. Ich schaute nun zu, wie sehr Rankin mit sich selbst zu tun hatte.
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