1548 - Orbit im Nichts
allen Seiten, und wenn der Raum mit dem blauen Hintergrundleuchten in der Tat der Hyperraum war, dann befand sich Sato Ambush mitten in der fünften Dimension - eine Vorstellung, die ihn ein wenig beunruhigte, obwohl er wußte, daß sie keine ernst zu nehmende Wirklichkeit widerspiegelte. Irgendwo jenseits des blauen Schimmers, das wußte er, befand sich die aktuelle Realität, und dort war auch Chukdar, der fest davon überzeugt war, daß der Sinn seines Vertrags dem Zuhörer ohne weiteres offenbar sein müsse.
Was Sato Ambush immer wieder von neuem faszinierte, war, wie die nakkische Vorstellung Dinge und Phänomene, in denen das an menschliche Denkweise gewöhnte Wesen etwas Höherliegendes, Übergeordnetes sah, als etwas weiter innen Befindliches betrachtete. So war der Hyperraum für die Nakken der innere Kosmos.
Sie selbst bezeichneten sich als Bewohner des inneren Kreises, und die Superintelligenz, nach der sie ebenso wie die terranische Menschheit suchten, galt ihnen als das Innerste. Was für den Menschen „oben" war, war für den Nakken „innen". Es wäre aus philosophischer Sicht gewiß interessant gewesen, die Unterschiede in der Mentalität der beiden Spezies anhand der Diskrepanz der Betrachtungsweisen zu demonstrieren, und tatsächlich begann Sato Ambush, ein paar lose Gedanken in dieser Hinsicht zu verfolgen, da holte ihn etwas, das Chukdar gerade sagte, in die Wirklichkeit des Augenblicks zurück. „Was du siehst sind Aufzeichnungen, die ich bei vergangenen Beobachtungen angefertigt haben", erklärte der Nakk. „Daher war es mir möglich, die Ereignisse, die für uns von Bedeutung sind, gesondert kenntlich zu machen. Sieh dort!"
Der Pararealist konzentrierte sich auf das Bild. So sah ein Nakk, wenn er seine paranormalen Sinne aktivierte, den Hyperraum. Sato Ambush gewahrte mehrere grelle, violett gefärbte Leuchterscheinungen, die in geringer Entfernung voneinander aufblitzten und miteinander verschmolzen, bevor ihre Leuchtkraft zu schwinden begann. „Das ist das Muster des Erfolges", verkündete Chukdar. Seine Stimme war mit einemmal nicht mehr so monoton wie bisher. Erregung schwang in den Worten mit. Es geschah selten, daß ein Nakk eine Gemütsbewegung zu erkennen gab. Chukdars Gemütszustand war verständlich. Er glaubte sich dem Ziel nahe, nach dem sein Volk seit Äonen strebte. „So wird es aussehen, wenn wir in Kürze den Erwartungswert für den Aufenthaltsort des Innersten entlang der von uns zu ermittelnden Umlaufbahn bestimmen", fuhr der Nakk fort. „Du hast die bunten Blitze gesehen?"
Sato Ambush tastete nach dem Lautlos-Simulator, als hätte er Angst, das kostbare Gerät könnte ihm ausgerechnet jetzt den Dienst versagen. Das Kästchen hing an einem Band um den Hals. Es verarbeitete akustische Informationen und setzte sie in hyperenergetische Signale der nakkischen Stillsprache um. „Ja", antwortete der Pararealist. „Ich habe sie gesehen."
„Wie viele waren es?"
„Ich zählte acht."
„Es waren acht", bestätigte Chukdar. „Wenn es fünfundzwanzig sind und sie sich alle auf dieselbe Art miteinander vereinigen, wie du es eben gesehen hast, sind wir am Ziel."
„Warum müssen es gerade fünfundzwanzig sein?" erkundigte sich Sato Ambush und kam sich, kaum daß er die Frage ausgesprochen hatte, ein wenig einfaltig vor. Das, wonach er fragte, hatte mit den Prinzipien der nakkischen Vektoralgebra zu tun. Deren Logik und Funktionsweise zu begreifen, hatte der Pararealist mehrere Wochen lang ohne den geringsten Erfolg versucht. Seine Frage war überflüssig gewesen. Er würde die Antwort ohnehin nicht verstehen. „Zur Beschreibung der Umlaufbahn sind fünf Vektorsysteme erforderlich", erklärte der Nakk nichtsdestoweniger bereitwillig, da er von den Verständnisschwierigkeiten seines Zuhörers keine Ahnung hatte. „Fünfundzwanzig hyperkomplexe Komponenten sind hinreichend, um die fünf benötigten Systeme zu bestimmen."
„Wann wird es soweit sein?" wollte der Terraner wissen.
Chukdar antwortete nicht. Damit gab er zu verstehen, daß er die Frage nicht für sinnvoll hielt.
Mit anderen Worten: Der Nakk wußte nicht, wie lange er noch brauchen würde, um alle Daten zusammenzutragen, die er benötigte, um den Orbit des Kunstplaneten Wanderer zu bestimmen. Sato Ambush kam sich wie ein Ausgesperrter vor. Er hatte in verantwortlicher Funktion mitgeholfen, den Lautlos-Simulator, Lasim genannt, zu entwicklen, der eine einigermaßen problemfreie Verständigung zwischen Menschen
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