155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
weich hinzu. „Keane ist für mich der feinste und nobelste Mann, den ich mir vorstellen kann. Was er tat, tat er für Irland. Das Opfer, das er brachte, war größer, als sich irgendein Mensch vorstellen kann.“
Briana schaute in die Runde. Sie war zufrieden, dass alle ihr wie gebannt zuhörten.
„Ich verrate euch noch etwas“, fuhr sie beinahe im Flüsterton fort, „um euch ein Beispiel von Keanes Ehrenhaftigkeit zu geben. Nicht er hat mich verführt, ganz im Gegenteil. Er tat alles, wirklich alles, um mich als Jungfrau in Ballinarin abzuliefern. Doch ich verführte ihn nach allen Regeln der Kunst und habe es noch keine Minute lang bereut. Denn ich gab mich ihm freiwillig hin, weil ich ihn liebe!“
Gavin war außer sich über Brianas Unverfrorenheit. „Denkst du denn gar nicht daran, was du mit deinem losen Mundwerk und deinem schamlosen Gerede deiner Mutter und deinen Schwägerinnen antust, die alle unbescholtene, gute Frauen sind?“
„Pah!“ Briana lachte ironisch auf. „Wollt ihr mir etwa weismachen, Rory und Conor, dass ihr eure wunderschönen Frauen erst nach der Trauung zum ersten Mal geliebt habt? Würdet ihr das hier im Beisein unseres Priesters beschwören?“
Rory und sein Bruder wollten aufbrausen, hielten sich dann aber zurück. Sie hatten gesehen, wie sich Anna Claire und Emma in stiller Übereinstimmung hinter vorgehaltener Hand zugelächelt hatten. Auch Moira konnte sich in Erinnerung an ihre Jugendzeit mit Gavin eines Lächelns nicht erwehren.
Briana wandte sich an Keane. „Und jetzt zu Euch, Mylord!“ Sie setzte ihm die Schwertspitze auf die Brust. „Glaubt Ihr tatsächlich, Ihr wüsstet, was gut ist für mich? Ihr glaubt, Ihr könntet ganz allein entscheiden, ohne mich um meine Meinung zu fragen, was mich glücklich machen würde?“
„Briana, ich habe die Freudentränen in deinen Augen gesehen, als wir Ballinarin erreichten. Und ich sah die grenzenlose Liebe in deinen Augen leuchten, als du von deiner Familie umringt wurdest. Du kannst doch nicht leugnen, dass dich diese Dinge glücklich gemacht haben.“
„Nein, ich liebe Ballinarin und alle, die hier leben. Und daran wird sich bis an mein Lebensende nichts ändern. Aber das alles ändert doch nichts an meiner Liebe zu dir. Und du kannst nicht bestreiten, dass du meine Gefühle erwiderst, oder?“
Keane war sprachlos. Er beobachtete, wie die Sonnenstrahlen Funken in Brianas Haare zu zaubern schienen und ihre Augen in einen warmen Goldton tauchten.
„Was muss ich denn nur tun, damit du dir und dem Rest der Welt endlich deine Liebe für mich eingestehst?“
„Du könntest zum Beispiel dieses verdammte Schwert weglegen.“
„Nein, auf keinen Fall. Es ist meine einzige Macht. Ohne …“
Ehe sie sich’s versah, hatte er ihr die Waffe aus den Händen gewunden und zu Boden geworfen. Ungestüm riss er Briana in die Arme und flüsterte: „Wann wirst du wohl begreifen, worin deine wahre Macht besteht!“ Er presste sie dicht an sich und küsste sie leidenschaftlich. Endlich! Wie lange hatte er sich danach gesehnt, sie endlich wieder in den Armen halten zu können!
Als er und Briana sich irgendwann schwer atmend voneinander lösten, bemerkten sie, dass sämtliche Bewohner sie in fassungslosem Schweigen beobachteten.
„Nun, ich glaube, ich habe soeben meine Pläne ein weiteres Mal geändert“, erklärte Keane und lachte. In einer kraftvollen Bewegung schwang er sich auf Brianas Hengst und hob sie sogleich zu sich hoch. „Tja, Gavin, außerdem scheint mir, Briana hat uns alle durchschaut. Wenn sie mir all die Sünden meiner Vergangenheit verzeihen kann wie auch dir, bleibt mir nichts anderes übrig, als ihren Wünschen zu gehorchen.“
„Wohin geht ihr?“, wollte Gavin O’Neil wissen.
„Für den Moment suchen wir uns nur ein ruhiges Plätzchen, wo wir diesen kleinen … Streit eines Liebespaares angemessen beenden können.“
„Und dann?“, rief Gavin hinter ihnen her, denn Keane war bereits losgeritten.
„Ich glaube, der Priester und du, ihr solltet die Vorbereitungen für eine baldige Hochzeit treffen. Und natürlich erwarte ich eine überaus großzügige Mitgift dafür, dass ich dir dieses widerspenstige, ungehorsame und aufsässige Wesen abnehme!“
Als die Türme von Ballinarin kaum noch zu erkennen waren, brachte Keane das Pferd zum Stehen und zog Briana mit sich zu Boden. „Eine überaus großzügige Mitgift, um mich meinem Vater abzunehmen …“ Briana konnte nicht weitersprechen, denn Keane
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