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155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Karte des Wechsels. »Wie bitte?« Chandra runzelte die Stirn. »Also doch Baumschule?«
    Seufzend deckte sie die dritte Karte auf. »Bitte nicht…«
    Chandra biss sich auf die Unterlippe. Vor einer blasenartigen Kulisse mit allerhand Getier – mit eigenen Augen hatte Chandra auf dem Mars bisher nur die Schlange und eine Abart des Skorpions gesehen – tanzte ein Skelett mit einer Sense. Die Todeskarte. »Mist…«
    Hektisch räumte sie die Karten zusammen, verstaute das Etui wieder in der untersten Schublade und sprang auf.
    »Arbeit, Veränderung, Tod und ein Termin bei der Ratspräsidentin…«
    Sie lief zu ihrem Garderobenschrank, brachte ihr kurzes weißes Haar mit drei, vier gezielten Handgriffen in die gewünschte Unordnung. »Herzlichen Glückwunsch, Chandra Tsuyoshi!« Sie zog sich ein schwarzes Kunstseidenjäckchen über den roten Ganzkörperanzug und stieg in schwarze, extrem hochhackige Stiefeletten, die ihre für marsianische Verhältnisse mit einem Meter achtundachtzig geringe Körpergröße kompensieren sollten. Dann raus aus dem Arbeitsraum und durch den Gang zu den Liften. Das Knallen ihrer Absätze hallte von den Wänden wider.
    Während sie in der eiförmigen Kabine nach oben glitt, ging ihr einer der Lieblingssätze ihrer Großmutter durch den Kopf: Jede Veränderung ist ein kleiner Tod.
    Die Lifttüren glitten auseinander. Vor der hohen, gewölbten Fensterfront war es längst Abend geworden. An den Ausgängen zur Terrasse, am Ratssaal und an den Portalen zu den Bürotrakten der Ratsmitglieder vorbei lief Chandra zur Bürosuite der Präsidialverwaltung.
    Außenterrasse, Fensterfront und Gang umgaben das mehrstöckige Herzstück der Marsregierung wie eine ovale Fassung einen Edelstein. Die Terrasse war von jedem Bürotrakt der Ratsresidenz aus zugänglich. Unterhalb dieser monumentalen Gebäudespitze glitzerte das Kunstlichtmeer der abendlichen Skyline von Elysium, über der gläsernen Deckenwölbung glitzerten die Sterne. Sie betrat das Foyer der Präsidialsuite.
    Mach dich nicht verrückt, die Todeskarte muss ja nicht gleich auf den physischen Tod hinweisen…
    An der Sicherheitskontrolle gab sie ihre persönliche Kennzahl ein und verharrte ein paar Sekunden im Detektorbereich.
    Bei den Monden – wie viele Tode muss man nicht sterben, bevor man für immer die Augen schließt. Das Ende einer Beziehung, das Ende eines Arbeitsverhältnisses – das sind doch alles kleine Tode, das hat Großmutter doch gemeint…
    Ein Schott schob sich auf, Chandra betrat einen großen Büroraum.
    Todeskarte und Wechselkarte korrespondieren also miteinander, klar, wie aber passt die verdammte Arbeitskarte da rein… ?
    An zehn Terminals vorbei – die meisten waren mit jungen Männern besetzt – schritt sie zum nächsten Schott. Das öffnete sich automatisch. Wie immer, es sei denn, der Zentralrechner hatte beim Abgleichen der persönlichen Kontrollzahl mit dem Zentralregister irgendwelche Auffälligkeiten entdeckt.
    Kontakte mit Wurzelfressern zum Beispiel, illegale Waffenkäufe, oder so was in der Art. Chandra betrat einen Raum, in dem drei Männer und eine Frau an Rechen- und Kommunikationsterminals arbeiteten.
    Arbeit, Wechsel, gravierende Veränderungen – also doch ein neuer Auftrag? Ein Aufstieg in den Beraterstab des Rates womöglich? Alt genug bin ich ja. Höchste Zeit für einen Karrieresprung. Hab ich nicht verdammt gute Arbeit abgeliefert? Hab ich nicht eine Menge Erfahrung gesammelt?
    Ein Sessel im Beraterstab… Wann denn, wenn nicht jetzt?
    Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Hinter einem der Terminals erkannte sie den Kerl, der ihr die Vorladung zur Präsidentin an den Kopf geworfen hatte. Sie blieb stehen, ging zu ihm und stützte sich auf seinem Pult auf. »Ich werde Sie der Präsidentin für einen Grundkurs in Kommunikationstechniken vorschlagen.« Flüchtig registrierte sie sein Namensschild: Ein gewisser Curd Renatus aus dem Hause Braxton. »Thema: Wie gebe ich Informationen angemessen an wissenschaftliche Assistenten des Rates weiter? Möglicherweise haben Sie dann doch noch eine Chance, das zu lernen.« Ihre Stimme klirrte vor Kälte, die wächserne Haut des Mannes färbte sich rosa.
    Zum nächsten Raum führten vier Stufen hinauf. Dort arbeiteten zwei Frauen aus dem Hause Tsuyoshi; im nächsten, nach wiederum vier Stufen, die Chefsekretärin der Präsidentin, ebenfalls eine Tsuyoshi. Die begleitete sie persönlich weitere vier Stufen hinauf in das Büro der Präsidentin.
    Cansu Alison

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