1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
sich.
»Jetzt habe ich wohl die ganze Schuld an dem Dilemma, wie?«
»Nein, das hast du nicht, aber wir stecken nun mal in der Tinte und müssen zusehen, dass wir da wieder rauskommen.«
Kosta Gavos fing an zu fluchen. Das tat er in seiner Heimatsprache.
Ich verstand nichts davon, aber ich wollte auch nicht länger nur reden.
Es war die Zeit gekommen, um zu handeln, und das bedeutete, dass wir diese Blutbraut unter allen Umständen finden mussten.
»Haben Sie das Gesicht nach dem ersten Erscheinen noch mal gesehen? Oder war es das einzige Mal?«
»Ja, das war es.«
Ich schaute Rebecca an, die gesprochen hatte.
»Wir müssen weiterhin davon ausgehen, dass sie nicht verschwunden ist und sich nach wie vor auf der Suche nach einem Bräutigam befindet. Ich muss Ihnen leider sagen, dass Isana Sie ausgesucht hat, Kosta. Sie sind es gewesen, der sie befreit hat. Und zum Dank dafür wird sie Sie erwählt haben. Sie sollen ihr Bräutigam sein.«
»Danke, darauf kann ich verzichten.«
»Das sehen Sie so. Aber Isana wird es anders sehen. Damit müssen Sie sich abfinden. Sie wissen selbst, wie gefährlich diese Person ist. Seien Sie deshalb auf der Hut. Ich werde versuchen, Sie nicht mehr aus den Augen zu lassen.«
»Oh, danke«, sagte er spöttisch, »da habe ich ja einen tollen Schutz.«
»John meint es ehrlich, Kosta.«
»Ja, Rebecca, schon gut. Aber es ist ein blödes Gefühl, an so etwas denken zu müssen.«
Ich dachte an etwas anderes. Ein Gesicht hinter der Scheibe. Die mit Blut beschmierten Lippen.
Sie hatte also schon ein Opfer gefunden, und so musste ich davon ausgehen, dass sie nicht mehr der einzige Wiedergänger war, der in dieser Gegend herumlief.
Dabei kam mir der Gedanke an Justine Cavallo.
Ich fragte mich wirklich, warum ich sie mitgenommen hatte.
Bisher hatte es mir nichts gebracht. Sie hatte sich verzogen, um ihre eigenen Pläne zu verfolgen. Da hätte ich auch auf sie verzichten können.
Ich wandte mich an Kosta Gavos.
»Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie hier im Haus bleiben werden?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Weil ich mich draußen umschauen möchte, und Sie kennen den Grund.«
Er grinste schief.
»Ach ja, dann wollen Sie wohl den Bräutigam spielen - oder?«
»Ob Sie es glauben oder nicht, Kosta, das wäre mir sogar am allerliebsten.«
»Mir auch«, murmelte der junge Grieche.
Rebecca sprach für ihren Freund. »Wir bleiben hier, John, das verspreche ich Ihnen. Die Haustür werden wir verschließen. Sie ist recht stabil. Die wird auch jemand wie diese Blutbraut nicht so einfach sprengen können.«
»Gut.«
Ich ging zur Tür. Zuvor schaute ich noch mal auf Kosta, der seinen Blick gesenkt hielt und auf die Fliesen auf dem Boden starrte.
Gemeinsam mit Rebecca West ging ich zur Tür.
»Nehmen Sie es meinem Freund nicht übel, John«, sagte sie leise. »Er ist wirklich ziemlich durcheinander. Die Begegnung mit dieser Person hat ihn schrecklich mitgenommen. Da ist etwas in unseren Alltag eingedrungen, das alles durcheinander gebracht hat, und das nur, weil dieses schwere Seebeben über uns gekommen ist.«
Ich zwinkerte ihr zu.
»Seien Sie unbesorgt. Es wird schon gut ausgehen.«
»Ja, darauf setze ich.«
Ich öffnete die Tür und trat ins Freie. Ich hörte noch, dass hinter mir abgeschlossen wurde, und konnte nur hoffen, dass sie stabil genug war, um die Blutfrau aufzuhalten, die mir leider noch immer nicht begegnet war…
***
Es war schwer, sich vorzustellen, dass im Sommer und im Herbst der Tourismus hier die erste Geige spielte, denn der Ort war bis auf die Einwohner ziemlich leer.
Hier wurden Häuser und Wohnungen vermietet. Jetzt ständen die meisten leer, denn die Anzahl der Bewohner lag bei Weitem nicht so hoch wie die der Touristen. So etwas führte im Endeffekt dazu, dass sich eine Unperson wie diese Isana jede Menge Verstecke in den leer stehenden Häusern aussuchen konnte.
Mein Gefühl sagte mir, dass sich die Blutbraut in der Nähe aufhielt, allerdings gut versteckt, und da sie sich auch durch die Luft bewegen konnte, vergaß ich nicht, meine Blicke auch in die Höhe zu richten, um nicht nur den Himmel abzusuchen, sondern auch die Hausdächer, sofern sie für mich einsehbar waren.
Es wäre gar nicht mal schlecht gewesen, auf eines von ihnen hinaufzusteigen. Da hatte man sicherlich einen guten Überblick.
Deshalb wollte ich nach einer Möglichkeit suchen, ungesehen auf eines der Dächer zu gelangen.
Ich ärgerte mich darüber, dass Myxin mich
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