1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
Sprung brachte ihn weg von der Gefahrenstelle. Auf dem unebenen Boden wäre er beinahe gestolpert und auf den Rücken gefallen. Er konnte sich im letzten Augenblick fangen und kannte nur noch einen Gedanken.
Flucht!
Doch es kam anders.
Die unheimliche Gestalt hockte noch immer im Sarg und starrte ihn an. Er sah, dass sich die Lippen zu einem Lächeln verzogen hatten, das ihm nicht mal unsympathisch vorkam, und er sah auch den Blick der Augen, den er nicht richtig deuten konnte, denn als feindselig wollte er ihn nicht einstufen. Es war irgendwie lockend, beinahe schon freundlich.
»Lass dich nicht täuschen!«
Kosta hörte die Stimme. Zugleich packte ihn jemand an der Schulter und zog ihn zurück.
Kosta stolperte, wollte sich umdrehen, was er nicht schaffte. Er wurde von einer Kraft oder Macht erwischt, für die es keine Erklärung gab.
Es war plötzlich alles anders. Er verlor den Boden unter den Füßen. Er schwebte, er wollte laut schreien, was er nicht schaffte. Dafür sah er die Vampirin entschwinden, die sich aus ihrem Sarg gewuchtet hatte und von Sekunde zu Sekunde kleiner wurde.
Wie lange der Zustand angedauert hatte, wusste Kosta nicht mal abzuschätzen, aber als er die Beine ausstreckte, mehr zufällig als bewusst, da berührte er mit seinen Sohlen festen Boden, und auch der Schwindelanfall ging zurück.
Er stand.
Aber er war an einer anderen Stelle gelandet und befand sich nicht weit von dem Ort entfernt, in dem er wohnte.
Von seinem Standort aus konnte er auf die Dächer schauen.
Sein Herz schlug schnell, die Angst war noch nicht vergessen, denn zwei unbegreifliche Vorgänge nacheinander zu erleben, das war für ihn fast unerträglich.
Trotz seiner Standfestigkeit zitterte er am ganzen Körper. Nach wie vor spürte er den Druck in seinem Kopf, als sollte dieser gleich zerplatzen.
»Es war ein Fehler, den Sarg zu öffnen, mein Freund!«
Kosta hörte die fremde Stimme hinter sich. Er erschrak heftig, und er musste sich überwinden, sich umzudrehen.
Vor ihm stand jemand.
Ein kleiner Mann mit spitzem Gesicht, einer grünlichen Haut und funkelnden Augen.
Eine derartige Gestalt war ihm ebenfalls noch nie zuvor in seinem Leben begegnet.
Erneut glaubte er sich in ein böses Märchen versetzt.
Der Mann hatte keine Haare. Kopf und Gesicht sahen irgendwie glatt und gleich aus, und Kosta hatte auch nicht die Worte der Begrüßung vergessen.
»Wer bist du?«, hauchte er.
»Myxin, der Magier…«
***
Ich war in die Küche der kleinen Wohnung gegangen, wo auch ein Kühlschrank stand. Ihn öffnete ich, um eine Flasche Wasser zu holen. Durch ein kleines Fenster schaute ich hinaus ins Freie. Auf andere Häuser, die dem glichen, in dem ich mich befand. Sie lagen auf unterschiedlichen Niveaus. Sie alle bildeten einen Ort, in den wir durch eine magische Reise gebracht worden waren.
Wir!
Über diesen Begriff musste ich lachen, und ich konnte mir selbst immer noch nicht vorstellen, dass dies tatsächlich so geschehen war.
Myxin war bei mir erschienen, um mich für ein atlantisches Problem zu sensibilisieren. Es bestand die große Gefahr, dass jemand in unserer Welt erschien, in der er nichts zu suchen hatte.
Dabei war dieser Er eine Frau, doch schon deren Name verursachte bei mir eine Gänsehaut, denn Myxin hatte von der Blutbraut aus Atlantis gesprochen.
Eine mächtige Vampirin, die leider den Untergang des alten Kontinents überlebt hatte. Es wäre auch alles so geblieben, hätte es nicht im Mittelmeer dieses starke Seebeben gegeben, bei dem der Grund des Meeres aufgewühlt und verändert worden war. Und so war auch das wieder hervorgeholt worden, das eigentlich für immer hätte in der Tiefe verschollen bleiben müssen.
Die Blutbraut aus Atlantis!
Eine atlantische Vampirin, die Myxin sehr wohl bekannt war. Eine Unperson wie er selbst. Sie allerdings war das geblieben, was sie immer schon gewesen war. Sie hatte geschlafen, und das weit über zehntausend Jahre lang.
Sie war nicht vernichtet worden, das war damals nicht möglich gewesen, und auch Myxin, der zu atlantischen Zeiten Herr einer fliegenden Vampirhorde gewesen war, hatte sich zu der Zeit nicht gegen sie stellen können, denn sie waren einfach zu gleich gewesen. Im Prinzip hatten sie sogar zusammengehört.
Das war jetzt nicht mehr der Fall. Myxin hatte nach einer Befreiung die Seiten gewechselt. Er führte jetzt ein anderes Leben gemeinsam mit seinen Freunden im Verborgenen, und alles, für das er damals gestanden hatte, war für ihn
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