1558 - Im Griff der Hölle
vorhanden, die auf etwas Bestimmtes hindeuten, wobei unser Erzfeind eine Rolle spielt.«
»Du meinst den Teufel?«
»Kann man so sagen. Es könnte auch jemand sein, der ihm nahe steht. Lassen wir das mal zur Seite. Ich möchte, dass du an einer Exhumierung teilnimmst.«
»Oh, das ist eine Überraschung.«
»Kann man sagen. Es geht dabei um einen spanischen Priester namens Alvarez, der allerdings in Irland starb und dort begraben wurde.«
»Und ich soll hinfahren?«
»Wenn es dir möglich ist.«
Es war mir möglich. Außerdem hätte ich meinem Freund Ignatius nie eine Bitte abschlagen können.
»Natürlich werde ich fahren, wenn ich Einzelheiten weiß. Darf ich fragen, weshalb er exhumiert werden soll?«
»Wir müssen einem bestimmten Verdacht nachgehen, John.«
»Der sicher begründet ist - oder?«
»Ja, ganz sicher. Es kann gefährlich werden, wenn sich das bestätigt, was wir befürchten.«
»Dann raus damit.«
»Es ist möglich, dass Pater Alvarez die Seiten gewechselt hat.«
»Er diente der Hölle?«
»So ähnlich.«
»Und wie hat es dazu kommen können? Wer war er? Mit welch einer Aufgabe war er betreut?«
»Er war so etwas wie ein Missionar.«
»Gehörte er zur Weißen Macht?«
»Nicht direkt. Er war uns aber sehr verbunden. Dir als Polizist wird der Begriff Spitzel etwas sagen. In einer ähnlichen Funktion ist er für uns unterwegs gewesen.«
»Und was sollte er bespitzeln?«
»Sich einfach hur umhören.«
»Und das im sehr katholischen Irland.«
»Ja, aber du weißt selbst, dass man sich nie ganz sicher sein kann. Unsere Feinde sind auf der Hut und suchen nach Schwachstellen, um uns Schaden zufügen zu können.«
»Und du glaubst, dass Alvarez eine solche Schwachstelle gewesen ist?«
»Es könnte sein. Die Art seines Todes ist sehr seltsam gewesen. Er starb in einem Krankenhaus. Stunden nach seinem Ableben hat er plötzlich geschrieen. Er hat Flüche ausgestoßen, und dabei sind Begriffe wie Hölle und Teufel gefallen.«
»Ist das sicher?«, fragte ich.
»Eine Krankenschwester war Zeugin. Sie hat es sogar auf ihren Eid genommen. Aber das war nicht alles. Vor seinen Lippen hat sich dabei ein Schaumstreifen gebildet. Es war kein blutiger Schaum, nein, dieser Schaum war grau.«
»Das ist ungewöhnlich.«
»Du sagst es, John.«
»Und weshalb hatte man ihn eingeliefert? Wie schwer krank ist er denn gewesen? Und welche Krankheit hatte er?«
»Das wurde nicht festgestellt.«
»Wie?«
»Du musst es mir glauben, John, aber keiner der Ärzte wusste, an was er erkrankt war. Er war eben nur so krank, dass er daran gestorben ist.«
»Und was war mit seiner Psyche?«
»Genau das ist das Problem«, erklärte Ignatius. »Sie wurde nicht untersucht, und ich gehe mit meiner Ferndiagnose davon aus, dass seine Krankheit ihr Motiv in der Psyche hat, und genau das bringt mich wieder auf unsere Feinde.«
»Dann hat er vielleicht Druck von der Hölle bekommen.«
»Es ist zu befürchten.«
»Und weshalb die Exhumierung?«
»Hm, es gibt geheime Berichte von Menschen, die sich dem Teufel oder der Hölle verschrieben haben. Und deshalb wird immer mehr über eine Rückkehr der Exorzisten diskutiert. Aber ich komme wieder zu den Toten. Man hat welche gefunden, denen noch nach ihrem offiziellen Ableben alle Knochen im Leib gebrochen wurden, obwohl sie bereits in ihren Särgen lagen. Es ist möglich, dass sie dies allein getan haben…«
»Als Tote?«, unterbrach ich ihn.
»Wenn sie dann wirklich tot waren…«
»Dann denkst du an Scheintote?«
»Auch, aber nicht nur. Vielleicht haben sie eine ganz andere Todesart erlebt, die wir noch nicht kennen. Wie dem auch sei, ich möchte wissen, ob das bei Alvarez auch der Fall gewesen ist. Deshalb bitte ich dich, bei der Exhumierung anwesend zu sein. Es kann auch nichts zu bedeuten haben und alles normal sein, doch ich möchte da schon sicher sein und dich als einen neutralen Beobachter schicken. Ich habe den Bischof von Cork bereits informiert und hoffe, dass man dir keine Steine in den Weg legen wird. Es kann eine kurze Dienstreise werden, aber auch eine längere. Ich hoffe auf eine kurze.«
Das hoffte ich auch.
Dann wollte ich noch wissen, ob sich Father Ignatius schon Gedanken darüber gemacht hatte, was wirklich hinter allem stecken könnte.
»Wenn man den Berichten glauben darf, die ich erhalten habe, dann planen unsere Feinde wieder einen Angriff, und dagegen müssen wir uns zur Wehr setzen.«
»Okay, das hört sich wahrlich nicht alles gut an,
Weitere Kostenlose Bücher