1558 - Im Griff der Hölle
zu fassen kriegen. Er hat mir praktisch den Urlaubsschein ausgestellt.«
Sir James hob die Brauen, als er sagte: »Sogar für Ihre Begleitung, wie ich hörte.«
»Stimmt.«
»Wie heißt sie noch gleich?«
Ich grinste schmal, denn ich wusste ja, dass Powell genau über die blonde Bestie informiert war.
»Justine Cavallo.«
Der Superintendent verzog die Lippen. »Ja, ein interessanter Name, aber eine Frau, die zwar aussieht wie ein Mensch, aber keiner ist. Damit liege ich richtig - oder?«
»Liegen Sie, Sir.«
»Sie ist eine Vampirin.« Bei dieser Bemerkung schaute er mich fast strafend an.
Ich hob die Schultern, da ich ihm kein Gegenargument liefern konnte.
»Finden Sie das gut?«
Sir James hatte seine Prinzipien, die musste er einfach haben, aber in Fällen, mit denen ich zu tun hatte, ging es um andere Dinge, und da musste man ab und zu seine Prinzipien über Bord werfen. Zudem hatte ich die Cavallo nicht gebeten, mit mir zu kommen. Myxin hatte darauf bestanden, und am Ende war ich sogar froh gewesen, sie an meiner Seite zu haben.
»Manchmal muss man in den sauren Apfel beißen, Sir. Dass Justine mitkam, hat sich letztendlich gelohnt, denn sie konnte die Blutbraut aus Atlantis endgültig killen. Das sollten wir bei allem, was vorgefallen ist, nicht vergessen. Außerdem war ihr Mitwirken eine Ausnahme. Leider hatte ich keine Gelegenheit, Sie noch zu informieren. Es war eine magische Reise und keine mit dem Flugzeug. Schließlich rechtfertigt der Erfolg, den ich letztendlich zusammen mit der Cavallo errungen habe, alles.«
»Das ist schon richtig.« Sir James nickte. »Es ist ja nicht offiziell geworden, aber denken Sie, dass dieses Beispiel Schule machen sollte?«
»Sie meinen, dass so etwas öfter passieren könnte?«
»Unter anderem.«
»Nein!«
»Sind Sie sicher?«
»Sicher kann man nie sein. Wie gesagt, es war eine Ausnahme. Sie war die Folge einer Extremlage. Myxin musste eingreifen, und es kam noch hinzu, dass auch Dracula II mitmischen wollte. Er muss sich umorientieren, nachdem er Saladin verloren hat.«
»Ja, das sehe ich ein. Es wird nicht leichter werden.«
»Sie sagen es, Sir.«
»Dennoch möchte ich informiert sein, wenn Sie plötzlich wieder verschwinden.«
»Ich werde mich daran halten, Sir, wenn möglich.«
»Danke.«
»Haben Sie mich deshalb kommen lassen? Bin ich jetzt entlassen?«
»Noch nicht ganz.«
»Aha.« Ich hatte es schon geahnt, dass noch etwas folgen würde, aber mein Chef hielt sich zunächst noch zurück. Er warf mir nur einen etwas schrägen Blick zu, bevor er mir den wahren Grund mitteilte, weshalb er mich hatte zu sich kommen lassen.
»Während Sie nicht hier waren, John, traf hier bei uns eine Nachricht von Father Ignatius ein.«
Meine Augen weiteten sich.
Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde für einen Schlag aussetzen.
Father Ignatius war ein guter Freund von mir. Wir kannten uns schon lange. Er war einen ähnlichen Weg gegangen wie ich. Nur aus einem schottischen Kloster heraus, und dort waren ihm auch die Augen geöffnet worden. Er kannte sich aus in den Dimensionen der Finsternis, er wusste, dass die Hölle nicht schlief, und weil er das wusste, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, sie zu bekämpfen.
Zudem war er derjenige, der meine geweihten Silberkugeln herstellte. Damit hatte er im Kloster begonnen, und er hatte auch bis heute nicht damit aufgehört. Nach wie vor erhielt ich die Pakete mit der wertvollen Munition zugeschickt, auch wenn Father Ignatius in der Hierarchie der Kirche aufgestiegen war. Von oberster Stelle hatte man ihn zum Chef der Weißen Macht ernannt, dem Geheimdienst des Vatikans.
Als Sir James seinen Namen erwähnt hatte, war die Spannung in mir fast unerträglich geworden, und ich beugte mich leicht vor, was der Superintendent mit einem Lächeln quittierte.
»Ja, es ist so, John.«
»Und was wollte er?«
»Das weiß ich nicht so genau. Jedenfalls hat er mich gebeten, Ihnen freie Hand zu lassen, und wenn ich mich nicht sehr täusche, hörte sich das nach einem Einsatz an, der wieder einmal außerhalb unseres Landes liegen könnte. Ich habe natürlich zugestimmt.«
»Und um was geht es?«
Der Superintendent lehnte sich zurück.
»Das hat er mir nicht gesagt. Er will es Ihnen persönlich mitteilen, deshalb bittet er auch um einen Anruf.«
»Das werde ich sofort erledigen.«
»Dachte ich mir. Aber informieren Sie mich bitte darüber, was Father Ignatius von Ihren wollte.«
»Das versteht sich. Wenn es tatsächlich
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