1558 - Im Griff der Hölle
eine Reise bedeutet, sage ich Ihnen natürlich Bescheid.«
»Klar.« Er lächelte, und zwischen uns war wieder alles okay.
Die Anspannung in mir hatte allerdings nicht nachgelassen. Ich war mehr als neugierig darauf, was Father Ignatius mir zu sagen hatte. Nach meinem Befinden würde er mich nicht fragen wollen, das stand fest. Da lag etwas in der Luft, und ich war mir sicher, dass es mit den Mächten der Finsternis in Verbindung stand…
***
»Na?«, fragte Glenda Perkins mich, als ich die Tür zum Vorzimmer schloss, und lächelte mich dabei so falschfreundlich an, wie man nur lächeln konnte.
»Wieso na?«
»Was hat es gegeben?«
»Alles normal.«
»Du hast keinen Anschiss bekommen?«
Ich blieb an der Kaffeemaschine stehen. »Kannst du dir Sir James vorstellen, dass er Anschisse verteilt?«
»Man weiß nie. Im Moment sind fast alle Menschen genervt. Das kann auch am Wetter liegen.«
Da hatte sie ein wahres Wort gesprochen. Der Winter war wieder zurückgekehrt.
Und das knallhart - oder ekelhaft kalt.
In London fällt ja nicht oft Schnee, doch an diesem Morgen hatten wir bereits dichte Flocken fallen sehen, die allerdings sofort wieder geschmolzen waren, nachdem sie den Boden berührt hatten.
»Was war denn wirklich?«
Ich winkte mit der freien Hand ab.
»Ich soll mich mit Father Ignatius in Verbindung setzen. Er hatte angerufen, als ich mich in Griechenland herumtreiben musste.«
Sie bekam große Augen. »Ach, davon weiß ich ja gar nichts.«
»Du lässt eben nach.«
»Haha, wer ist denn der Ältere von uns?«
»Ich weiß ja auch nicht, was Sache ist. In einer halben Stunde bin ich informiert.«
»Dann setz dich mal mit ihm in Verbindung.«
Das wollte ich von meinem Büro aus erledigen, in das ich eintrat, ohne Suko an seinem Platz zu sehen, denn er hatte drei Tage Urlaub genommen, weil er an einer Geburtstagsfeier teilnehmen wollte und auch musste. Die fand nur nicht hier in London statt. Er und Shao waren nach New York geflogen, denn dort lebte die Person, die Suko noch aus alten Klosterzeiten her kannte.
Der Mann hatte sich aus seiner Heimat China abgesetzt und sich in den Staaten eine Existenz aufgebaut, die allerdings wenig mit einem klösterlichen Leben zu tun hatte.
Er war ein Geschäftsmann mit internationalen Beziehungen geworden.
Glenda war mir gefolgt. Sie sprach davon, dass Suko und Shao noch zwei Tage in New York bleiben würden. Bei dem günstigen Dollarkurs wollte Shao die Gelegenheit nutzen und ein wenig in der Fifth Avenue shoppen.
»Die hat es gut.«
Ich trank den ersten Schluck Kaffee. »Wieso? Du hättest ja mitfliegen können.«
»Das wäre ich auch gern. Aber hätte ich Sir James hier allein lassen sollen? Du hast dich ja nach Griechenland abgesetzt, und dann wäre die Abteilung nicht besetzt gewesen.«
»Ich bin abgesetzt worden!«, korrigierte ich.
»Das ändert nichts am Ergebnis. Also habe ich in den sauren Apfel gebissen und bin hier geblieben.«
»Bei dem Wetter eine Wohltat. Auch an der amerikanischen Ostküste ist es ziemlich kalt.«
»Woher weiß du das?«
»Ich bin manchmal ein Hellseher.«
Glenda lächelte wieder breit und meinte. »Ich könnte mich ja hinbeamen, aber man soll ja nichts übertreiben.«
Ja, das konnte sie. Jetzt, wo es keinen Hypnotiseur Saladin mehr gab, war sie die einzige Person auf der Welt, in deren Adern noch das geheimnisvolle Serum floss.
Doch Glenda setzte diese Eigenschaft nur in Notfällen ein.
Sie ließ mich allein zurück, und ich konnte mich endlich um den Anruf kümmern.
Nachdem ich die Tasse geleert hatte, wählte ich eine geheime Nummer, die nur wenigen Menschen bekannt war, und ich wurde so direkt mit meinem alten Freund Father Ignatius verbunden.
»Ja, bitte…?«
Ich lächelte, denn ich war froh, wieder mal die Stimme des Mannes zu hören, der seinen Platz in der Vatikanstadt gefunden hatte. Von dort aus zog er seine. Fäden als Chef der Weißen Macht.
»John, das ist aber nett! Wie geht es dir denn?«
»Man schlägt sich so durch.«
Father Ignatius lachte. Er hatte noch immer seine kräftige und volltönende Stimme.
Danach meinte er: »Hin und wieder hört man ja etwas von dir.«
»Tatsächlich?«
»Ja, ich lasse mich gern informieren und freue mich immer, wenn der Gegenseite eine Niederlage beigebracht wird.«
»Und diesmal wolltest du mich sprechen.«
»Genau, John. Ich wollte dich um einen großen Gefallen bitten. Dabei bin ich nicht sicher, ob ich richtig liege, aber es sind Verdachtsmomente
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