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1558 - Pentaskopie

Titel: 1558 - Pentaskopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bewegen, noch ließ sich etwas damit fühlen. Er enthielt keine Nerven.
    Eine Narbe an der rechten Hüfte wies darauf hin, daß Glendorp früher einmal auch ein drittes Bein besessen hatte. Dieses mußte ihm aber noch in den Klon-Fabriken der Cantaro operativ entfernt worden sein, denn eine Erinnerung daran besaß er nicht. Warum man ihm den nutzlosen Arm nicht auch abgenommen hatte, blieb ein Rätsel. Vielleicht hatten die Schöpfer des Bionten gehofft, dieses Glied noch zu echtem Leben erwecken zu können.
    Nachdem der Biont sein Hemd und die halblange Hose abgelegt hatte, streifte er sich die klobigen, bis zu den Knien reichenden Stiefel ab. Seine verkrüppelten Zehen, die an beiden Füßen zusammengewachsen waren, kamen zum Vorschein. „Es war eine Riesenschlange", sagte er zu Vainu und tauchte seine Hände in die Schüssel mit dem heißen Wasser. „Sie hat sich nicht nur ein Kalb geholt, sondern auch die Umzäunung so zerstört, daß über zwanzig andere Rinder in den Urwald entkommen konnten. Acht konnte ich einfangen und zurückbringen.
    Die anderen sind sicher die Beute anderer Schlangen oder Echsen geworden. Oder sie haben sich verlaufen.
    Ich mußte die Suche jedenfalls aufgeben."
    „Ich verstehe eins nicht", meinte die Biontin. „Früher waren die Tiere doch nicht so aggressiv."
    „Vergiß den sehr harten Winter nicht. Da sind viele Kleintiere umgekommen. Dadurch haben die größeren, die problemlos überlebten, ein viel geringeres Nahrungsangebot. Das steigert ihren Hunger, und sie gehen größere Risiken bei der Nahrungssuche ein."
    „Eine genauere Untersuchung der Zusammenhänge wäre sicher reizvoll", meinte Vainu.
    Sie waren beide Forscher und Wissenschaftler, wenngleich sie keine entsprechende Ausbildung genossen hatten. Ihr Grundwissen hatten sie aus Büchern, Aufzeichnungen und Datenspeichern gewonnen, die sie im Zeughaus von Ybor gefunden und entwendet hatten.
    Heute bezeichneten Glendorp und Vainu sich als Amateurwissenschaftler. Und die Bionten von Ybor nannten sie „Unwissende", „Feinde der Technik und des Fortschritts" oder „Unbewegliche".
    Kränkungen lagen ihnen fern. Und außerdem konnten sie die Abneigung der Artgenossen gegenüber jeglicher Forschung und Technik auch irgendwie verstehen. Schließlich waren die Bionten ohne denkbare Ausnahme unfruchtbar und somit zum Aussterben verurteilt.
    Den Sinn ihres Daseins sahen sie darin, daß sie es bis zum Tod einigermaßen erträglich und sinnvoll gestalteten. Nach den Vorstellungen der überwiegenden Mehrzahl der Bionten paßte das aber nicht zu Forschungen oder technischen Entwicklungen.
    Als vor Jahren ihre der Technik abholden Mitwesen sich über ihren Forschungsdrang aufzuregen begonnen hatten, hatte Glendorp die Idee entwickelt, sein Leben in der Einsamkeit fortzusetzen. In Vainu hatte er eine Gesinnungsgenossin gefunden, die sich ihm anschließen wollte.
    Ihre beiden engsten Freunde, Sigrat und Janasie, konnten sie allerdings nicht dazu überreden, ihnen in die Wildnis zu folgen.
    Zu Sigrat und Janasie sowie zu einigen wenigen anderen Yborern hatten die beiden auch immer per Radiokom Kontakt gehalten und sich so über die Ereignisse in der Siedlung informieren können.
    Gelegentlich waren sie auch mit ihrem Gleiter nach Ybor geflogen, um die Freunde zu sehen. Oder um sich heimlich etwas aus dem Zeughaus zu holen, was sie für ihr Dasein oder für ihre Forschungen benötigten.
    Nun lag eine Nachricht vor, die in das Bild paßte, das sich schon seit Monaten abgezeichnet hatte. Aus der Siedlung Ybor, der einzigen der Bionten auf Drumbar, waren immer wieder einzelne Mitglieder spurlos verschwunden. Und kein einziges Klon-Geschöpf war je wiederaufgetaucht oder hatte irgendein Lebenszeichen von sich gegeben.
    An diesem trüben Tag im Juli 1172 hatten die beiden Amateurwissenschaftler zwei Hiobsbotschaften zu verkraften. Sie hatten fast die Hälfte ihrer Wildrinderherde verloren.
    Und der alte Freund Sigrat war verschollen.
     
    *
     
    Vainu war im Unterschied zu ihrem Gefährten weniger verunstaltet. Dennoch war auch ihr auf Anhieb anzusehen, daß sie ein Produkt aus den Klon-Fabriken der Cantaro war. Auch ihr genetisches Basismaterial hatte terranischen Ursprung.
    Sie maß gerade 168 Zentimeter. Ihr Körper war überaus kräftig; fast konnte man sagen, sie neigte zur Fülle. Ihr dichtes blondes Haar, die aufmerksamen grauen Augen und die mäßig stark ausgebildete Nase über einem vollippigen Mund hatten nichts Außergewöhnliches

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