1558 - Pentaskopie
Glendorp sich nach der gründlichen Wäsche wieder angekleidet hatte, wandte er sich an seine Gefährtin: „Das Gatter ist provisorisch repariert. Wir werden bei der nächsten Gelegenheit einen Energiezaun aus dem Zeughaus holen und ihn hier installieren. Damit dürfte das Problem mit den Riesenschlangen und den anderen Tieren gelöst sein. Was mir viel größeres Kopfzerbrechen bereitet, ist das Verschwinden Sigrats.
Oder besser gesagt: das Verschwinden von Artgenossen aus Ybor. Wir haben diesem Geschehen nie besondere Aufmerksamkeit gewidmet."
Vainu rührte in einer Schüssel, aus der es verlockend roch. „Meinst du, daß diese Ereignisse etwas mit den seltsamen Beobachtungen zu tun haben, die wir seit ein paar Jahren in unregelmäßigen Abständen gemacht haben?" fragte sie.
Er blickte auf. „Daran habe ich lange nicht mehr gedacht. Einen Hinweis auf eine mögliche Verbindung gibt es meines Erachtens nicht. Aber jetzt, da es unseren alten Freund Sigrat erwischt hat, müssen wir uns intensiver damit befassen. Wie mag die arme Janasie diesen Schlag verkraftet haben?"
„Ich habe auch mit ihr gesprochen", antwortete die Biontin. „Sie wirkte eher zuversichtlich. Aber sie ließ auch anklingen, daß sie mit unserer Hilfe rechnet. Natürlich wollte ich deiner Entscheidung nicht vorgreifen und habe nur gesagt, daß ich mit dir darüber reden werde."
„Wir fliegen morgen nach Ybor", sagte Glendorp. „Auch wenn einige uns dort wie Ausgestoßene behandeln, ich muß mit Faragit und seinen Beratern sprechen. Es muß etwas geschehen, um die Verschwundenen aufzuspüren."
„Ich treffe die notwendigen Vorbereitungen", antwortete seine Gefährtin.
Eine schnelle Folge von Pfeiftönen erklang aus dem Laborraum.
Die beiden Bionten blickten sich überrascht an. Das Radiokom hatte sich gemeldet, ein Anruf war eingegangen.
Es war noch nie vorgekommen, daß sie von Ybor aus über Funk angerufen worden waren. Oder kam diese Nachricht gar von einer anderen Stelle? 2.
Nikki Frickel war alles andere als zufrieden. Das ließ sie ihre Begleiter auch Spüren, obwohl die gar keine Schuld hatten. Jedenfalls fluchte und tobte sie.
Die Fortschritte, die sie seit der Ankunft auf Drumbar erzielt hatte, waren sehr bescheiden. Und obendrein hatte sie mit Nuurim dak Alban noch ein wertvolles Besatzungsmitglied verloren.
Zwei Komplexe beschäftigten die Kommandantin der TABATINGA in besonderem Maß. Da ging es einmal um einen Hyperfunksender, der von Drumbar aus gesendet hatte und dessen Notruf sie ebenso wie die beiden linguidischen Friedensstifter Aramus Shaenor und Dorina Vaccer gefolgt war.
An der Existenz dieses Senders gab es keinen Zweifel. Und es galt auch als gesichert, daß er sich früher einmal im Zeughaus der Bionten von Ybor befunden hatte.
Die Frage war, wo er sich jetzt befand. Er war spurlos verschwunden, und nach den glaubhaften Berichten des Vorstehers Faragit hatten er und seine Yborer damit nichts zu tun.
Auch war völlig unklar, wer den Hilferuf von Drumbar aus gesendet hatte. Faragit, der hier praktisch das Staatsoberhaupt der rund 12000 Bionten war, hatte von der Sendung keine Ahnung gehabt.
Der Absender der Nachricht hatte sich scheinbar in nichts aufgelöst.
Verschwunden!
Dieses Wort elektrisierte die Frau förmlich, wenn sie daran dachte, was sie noch erfahren hatte.
Aus der Siedlung der Klon-Geschöpfe waren in den letzten Jahren immer wieder einzelne Mitbewohner spurlos verschwunden. Anfangs hatten die Verantwortlichen und die näheren Freunde an Selbstmorde geglaubt. Aber die Suizidrate war seit jeher gleich Null. Und nie hatte sich einer wiedergefunden, weder tot noch lebendig, nie hatte sich einer in irgendeiner Art und Weise noch einmal gemeldet.
Für Nikki waren das ein paar Rätsel zuviel. Sie hatte beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, denn sie sagte sich, daß der Hilferuf nicht grundlos erfolgt sein konnte. Nicht nur von den Monkin drohte der Siedlung Gefahr. Davon war sie längst überzeugt. Hier spielte sich noch etwas anderes ab, und das hatte wohl den Hilferuf provoziert.
Bei der letzten Unterredung mit dem Vorsteher hatte dieser zwei neue Figuren ins Spiel gebracht, die beiden in der Einsamkeit des nördlichen Dschungels von Vissao lebenden Amateurwissenschaftler Glendorp und Vainu.
Von ihnen erhoffte sich Nikki Frickel zumindest weitere Hinweise auf die rätselhaften Geschehnisse.
Sie hatte ihre kleine Mannschaft für den Besuch der beiden Eremiten schon
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