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1566 - Das Musical-Gespenst

1566 - Das Musical-Gespenst

Titel: 1566 - Das Musical-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht kommen lassen. Beide wussten, dass Indra mit dieser Aktion etwas Bestimmtes in die Wege leiten würde, und es konnte sich nur noch um eine kurze Zeitspanne handeln.
    Sie trat wieder bis dicht an die Rampe heran, beugte sich vor und flüsterte: »Na, Johnny? So heißt du doch? Wir beide kennen uns. Ich denke, dass du dort falsch sitzt. Du solltest zu mir hochkommen, damit wir einiges regeln können.« Sie lachte. »Aber beeile dich. Zu lange warte ich nicht.«
    »Was soll ich tun?«, flüsterte Johnny abermals.
    Obwohl Bill die Antwort sehr schwer fiel, musste er sie geben. »Geh hoch, die spaßt nicht.«
    »Und dann?«
    »Du musst gehen. Oder willst du, dass deinetwegen jemand stirbt? Nein, ich will es auch nicht, aber um mich kümmert sie sich nicht. Das ist vielleicht unsere Chance.«
    Bill hatte bewusst nicht zu ihm gesprochen wie ein besorgter Vater zu seinem Sohn. Johnny war ein erwachsener junger Mann, zumindest vom Gesetz her. Zudem hatte er schon einige Feuertaufen hinter sich, und als Bill so etwas wie ein Nicken andeutete, stand Johnny auf.
    Indra war etwas nach hinten getreten und schaute ihm bei seinen Bemühungen zu. Kein Wort wurde gesprochen. Kein Zuschauer meldete sich. Alle blieben stumm. Niemand sprach ein Wort, die Spannung lag zwischen ihnen und hatte sie bewegungsunfähig gemacht.
    Schließlich stand Johnny.
    »Na, komm schon her!«
    Und Johnny ging auf die Stelle zu, von der aus er die Bühne betreten konnte. Auch jetzt begleitete ihn nur die Stille.
    Bill blieb noch auf seinem Platz. Er glich den anderen Zuschauern und kam sich ebenfalls vor wie von einem Bannstrahl getroffen. Aber hinter seiner Stirn arbeitete es. So leicht würde er nicht aufgeben. Er musste sich nur von seiner Starre lösen.
    Es musste zu schaffen sein, denn Indra konzentrierte sich jetzt ganz auf Johnny, der noch einige Schritte gehen musste, um die kleine Treppe zu erreichen, die hoch zur Bühne führte, wo Indra lauerte.
    Bill bewegte seine rechte Hand. Er holte die Beretta hervor. Auch wenn er die Kreatur der Finsternis nicht mit einer geweihten Silberkugel vernichten konnte, er würde trotzdem schießen und sie zumindest von ihrer Tötungsabsicht ablenken.
    Johnny schritt mit zittrigen Bewegungen über die Rampe und erreichte die Bühne. Das alles gehörte nicht zum Stück, aber Hunderte von Augenpaaren verfolgten seinen Weg.
    Indra breitete die Arme aus.
    »Wie schön, dich hier zu sehen, mein Freund. Man trifft sich immer zweimal im Leben, und jetzt sind wir wieder zusammen. Dein Schutzengel wird dir nicht wieder helfen. Ich habe mir für dich etwas Besonderes ausgedacht. Du wirst den echten Bühnentod sterben. Die Menschen werden zuschauen können, wie du stirbst, und ich denke, dass der Tod dich noch vor Jack Kerry erreichen wird.«
    »Das glaube ich nicht!«
    Bill Conolly hatte nur auf eine derartige Erklärung gewartet. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich in die Höhe drücken konnte. Er stand nicht nur auf, er hob auch den rechten Arm mit der Waffe, sodass er schräg nach oben auf Indra zielte.
    »Was willst du?«, fragte sie völlig cool.
    »Meinen Sohn!«
    Indra konnte nicht anders. Sie musste lachen. Sie legte den Kopf zurück, und das aus dem Mund dringende Gelächter hallte quer durch den Zuschauerraum.
    Abrupt endete es.
    Da war Bill schon zur Rampe geeilt und war dabei, sie zu erklimmen. Er hörte den Pfiff, und noch in derselben Sekunde löste sich das kleine Monster von Jack Kerrys Hals und huschte auf Johnny Connolly zu…
    ***
    Es war unglaublich, aber es entsprach den Tatsachen, was ich sah und hörte. Das hatte mit dem Inhalt des Musicals nichts mehr zu tun. Hier lief ein Stück ab, dem das Grauen seinen Stempel aufgedrückt hatte.
    Ich hatte gehört, um wen es sich bei Indra handelte. Sie war eine Kreatur der Finsternis. Wieder mal bekam ich bestätigt, dass auch weibliche Dämonen zu diesem Kreis gehörten.
    Die Atmosphäre hatte sich verändert. Das Stück war normal angefangen, doch seit Indras Auftritt war alles anders geworden. Sie hatte ihre ganze Macht ausgespielt, um die Menschen in ihren Bann zu zwingen.
    Nur die Conollys nicht.
    Und auch ich war dagegen gefeit, denn ich trug das Kreuz, das Zeichen des Sieges über das Böse, und das bekamen auch die Kreaturen der Finsternis zu spüren, denn dieses Kreuz gehörte zu den wenigen Waffen, die sie vernichten konnten.
    Es hing längst nicht mehr vor meiner Brust. Inzwischen steckte es griffbereit in meiner rechten Tasche, und

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