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157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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er dort Stimmen hörte – und sah zwei Stiefelpaare, zwei Paar Beine, und als er den Kopf hob, sah er in zwei alte Frauengesichter.
    Die Leute aus dem ersten Gleiter waren ausgestiegen. Matt verstand nicht genau, was die Frauen schrien, aber er sah, dass eine von ihnen eine rohrförmige schwarze Waffe auf ihn richtete…
    »Zu spät!«, brüllte er. »Bring dich in Sicherheit, Chandra! Es ist vorbei…!«
    ***
    Die Morgensonne stieg über den Kraterrand, und im Laub der gegenüberliegenden Westhänge leuchteten von einem Atemzug zum anderen Milliarden von Tautropfen auf. Es sah aus, als hätte die Natur sich ihr schönstes Festkleid übergeworfen.
    Das war das erste Mal nach so vielen Stunden, dass Aquarius die Stimme brach. Der Mund blieb ihm offen stehen und in seiner Kehle platzte ein Knoten.
    Nie mehr würde Schwarzstein einen solchen Morgen erleben, nie mehr würde der Wind in die weiße Zopfpracht des Gefährten fahren, nie mehr sein junger klarer Bass den Gesang der Sippe tragen…
    Eine Windböe schüttelte die Krone des Starkbaums, in der sie saßen. Irgendwo fern, aber dennoch gut sichtbar stiegen Rauchfahnen in den Himmel. Dort brannte der Wald, und es erschreckte Aquarius nicht einmal. Sollte nicht der ganze Mars brennen, wenn einer wie Schwarzstein tot war? Heftiger Wind fuhr unter Rauchpilze und riss sie auseinander. Hinter Tränenschleiern sah die Welt aus wie ein Traum, der nie wahr werden würde.
    Aquarius neigte den Kopf, barg sein Gesicht in den Händen und überließ sich seiner Trauer. Eine Sturmböe riss an seinem Haar. Windtänzer und der Meister des Strahls sangen ohne ihn weiter. Er aber weinte leise in sich hinein.
    Den langen Schädel zur Seite geneigt, lauschte Faust dem Gesang seines Gefährten. Vogler stand auf dem untersten Ast des Korallenbaums und schmetterte seinen Tenor in den Wald hinein, als könnte er damit die dunklen Wolken des Schicksals vertreiben, die sich über den Wäldern und den Städten gleichermaßen zusammengebraut hatten; oder den sterbenden Städter unter seinem Wohnbaum ins Leben zurückreißen.
    Die gesamte Sippe hatte sich unter Voglers Wohnbaum versammelt. Viele hatten Fackeln mitgebracht, denn trotz des Tagesanbruchs wollte es nicht hell werden.
    Da hockten Frauen, die drückten saugende Babys an ihre Brüste, während sie sangen. Da lagen Kranke, die waren von Tjorks auf niedrigen Wagen herbeigezogen worden. Da lagen Greise, die schaukelten in Basttüchern hin und her, deren Enden auf den Schultern junger, kräftiger Männer ruhten. Alle sangen sie mit ihrem Baumsprecher den Großen Hymnus vom Sieg des Lebens über den Tod.
    Es klang so erhaben, so feierlich und so schön, dass Faust nicht wagte, sein eigenes Krächzen in dieses feine Stimmgewebe zu mischen. Also lauschte er, und sonst nichts.
    Manchmal wechselte der Siebentöner den Ast, weil der, auf dem er saß, merkwürdig vibrierte. Doch die Vibrationen schienen ihn zu verfolgen. War es Voglers Gesang? War es der Wind, der plötzlich durch die Krone fegte? Von fern grollte Donner.
    Starkholz sang. Der Himmel zog sich zu. Schwarze Wolken löschten den letzten Flecken Morgenrot. Manchmal blickte der Baumsprecher sich um. In allen Wipfeln hockten die Sänger.
    Noch übertönte ihre Hymne das Rauschen der Blätter. Der Wind war der Erste gewesen, der sich hatte rufen lassen. Er schwoll allmählich zum Sturm an. Noch konnte Starkholz sich festhalten. Doch nicht mehr lange, und die Sänger würden sich an die Stämme der Kristallbäume und in ihre Baumhäuser zurückziehen müssen…
    Der Wächter hatte nicht abgeschlossen. Felsspalter stand an der runden Fensteröffnung seines Kerkers und starrte die Tür an.
    Eine Falle? Und was hatte der Mann da auf seine Decke gelegt?
    Felsspalter ging zu seinem Lager, bückte sich nach dem Stoffbündel und wickelte es auf. Ein Anzug. Er fühlte sich ein wenig metallen an, und er schimmerte silbrig wie die Kleidung jener Städter, die dem Rat dienten und die sie Exekutiver nannten.
    Felsspalter betrachtete den Anzug und konnte es nicht glauben. Hatte er Freunde in Elysium? Er fasste nach dem Türknauf und drehte ihn nach rechts. Nicht abgeschlossen. Er konnte gehen, wenn er wollte.
    Er drückte den kalten Stoff an sich und lief zurück zum Fenster. Sie hatten ihn in einer alten Werkstatt eingesperrt. Der Raum lag etwa auf halber Höhe des Regierungsturms.
    Felsspalter stieg auf den Stuhl und lehnte sich zur Fensteröffnung hinaus. Eine Sturmböe riss an seinem grünen

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