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157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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inneren Verfassung zeigen! Die Präsidentin hörte nicht auf, ihn zu taxieren, und plötzlich durchfuhr es ihn siedend heiß: Als ihr stellvertretender Berater hätte er im leeren Sessel an ihrer Seite Platz nehmen müssen. Seine innere Unruhe und die Macht der Gewohnheit hatten in verführt, den Sessel aufzusuchen, den er seit über dreißig Jahren benutzte…!
    »Zur Stunde haben wir den Tod von siebzehn Exekutivern zu beklagen«, sagte Neronus Ginkgoson. Jetzt erst registrierte Fedor Lux die Anwesenheit des Sicherheitsmagisters. »Dazu den Verlust von drei Gleitern. Wir müssen von einer noch nie da gewesenen…«
    »Genug!« Die Präsidentin sprang auf. »Ich stehe zu unserer Entscheidung, den Barbaren von der Erde auf diese Weise zur Strecke zu bringen!« Sie deutete ins D-Feld, wo ein Scheinwerferkegel über die rauchenden Trümmer eines Gleiters wanderte. »Was Sie hier sehen, verehrte Herren und Damen Räte, ist die direkte Folge der Anwesenheit eines kriegerischen Erdmannes in unserer friedlichen Gesellschaft…!«
    »Ich sehe die Folgen einer Fehlentscheidung!«, brauste Kyra Jolana Braxton auf. »Und ich sehe die Folgen miserabler Technik und Software aus dem Hause Gonzales…!«
    »Ungeheuerlich…!« Isbell Antara Gonzales schlug mit der Faust auf die Tafel.
    Allgemeines Stimmengewirr erhob sich. Nur die Vertreter der Häuser Angelis und Gonzales hielten sich auffallend zurück. Die Idee, einen Roboter mit dem Bewusstsein eines anderen Erdbewohners auf Maddrax zu hetzen, war auf Peer Rodrich Angelis’ Mist gewachsen; und Ettondo Lupos Gonzales hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diese Idee zu verwirklichen.
    »Wie ich höre, liegt dem Präsidium ein offizielles Protestschreiben der Baumseparatisten wegen der brennenden Wälder vor!«, rief Joshen Margou Saintdemar. »Warum informieren Sie uns nicht darüber, Dame Ratspräsidentin?!«
    »Das wollte ich soeben tun…«
    »Und warum haben Sie versäumt, den Einsatz des Cyborgs in geeigneter Weise vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen?«, krähte der Ratsneuling Hendrix Peter Braxton.
    »Eine mehr als berechtigte Frage«, pflichtete seine Mutter Kyra Jolana Braxton ihm bei. »Die Leute sind nicht informiert worden! Aus allen Städten liegen entsprechende Anfragen mit unüberhörbar kritischem Unterton vor.«
    »Wenn es denn ein Versäumnis war, so haben wir alle es zu verantworten«, entgegnete Cansu Alison. Ihre Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn.
    »Wir stehen vor einem neuen Bruderkrieg«, sagte der unabhängige Berater Ruman Delphis pathetisch. »Wenn wir nicht sofort handeln, wird er ausbrechen…«
    Die Präsidentin schwang die Tischglocke; ein Part, der eigentlich Fedor Lux zugekommen wäre. »Jetzt den Cyborg zurückzuziehen, hieße das Gesicht und jede Glaubwürdigkeit einzubüßen!«
    Nach und nach begriff Fedor Lux, welch verheerendes Signal er mit seiner versehentlichen Platzwahl gegeben hatte: Die meisten Männer und Frauen um die Tafelrunde schienen diese Geste als Misstrauenserklärung gegen Cansu Alison Tsuyoshi zu verstehen. Der erfahrene Städtebauer hatte mal wieder seine eigene Autorität im Rat unterschätzt…
    »Was Sie da brennen sehen, ist doch indirekt von der barbarischen Kriegslust des Erdmannes entzündet worden!« Die Ratspräsidentin fuchtelte mit der geballten Rechten. »Die Toten, von denen Sie hören, sind doch indirekte Opfer der Zerstörungswut, die sein Blut vergiftet! Wir dürfen jetzt nicht aufgeben, verehrte Herren und Damen Räte! Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende…!«
    Es kam, wie es kommen musste: Die Präsidentin beantragte offiziell, den Einsatz des Tsuyoshi-Cyborgs fortzusetzen, und es wurde abgestimmt. Fedor Lux enthielt sich aus nahe liegenden Gründen der Stimme. Ebenso Merú Viveca Saintdemar und ihre Beraterin Joshen Margou. Gegen den Antrag stimmten Ruman Delphis und die Vertreter des Hauses Braxton. Die anderen sechs Ratsmitglieder unterstützten ihn. Damit ging die Jagd auf den Erdmann und seine Fluchthelfer weiter, denn ein Antrag der Ratspräsidentin konnte nur mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt werden.
    ***
    Gleichförmig schwarze Nacht vor der Cockpitkuppel. Mit bloßem Auge konnte Curd Renatus Braxton keine einzige der vielen Inseln erkennen, die als Reflexe im Radarfeld schimmerten und als rote topografische Skizzen im 3D-Schirm des Navigationsmoduls schwebten.
    Noch dreihunderteinundachtzig Kilometer bis nach Utopia.
    Einmal, als sie gerade die Küstenlinie

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