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157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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unsichtbare Kraft: Chandra. Wieder und wieder trat sie nach der Glut, um sie auf die beiden Unbekannten zu schleudern. Schrie sie vor Wut, vor Schmerz oder Angst? Ein Sturmböe fegte in die Flammen. Funkenflug und Rauch hüllte den Mann aus der Vergangenheit ein.
    Tatsächlich: Es donnerte.
    Die bewaffnete Frau schlug auf ihren brennenden Mantel und verlor dabei ihren Neuronenblocker. Der prallte gegen das Schwebetaxi, fiel auf die Trasse und rutschte ein Stück den Trassenhang hinab. Nur zwei Schritte von Matthew Drax entfernt blieb er liegen. Viel zu weit für den Erdmann, so verzweifelt er sich auch mit den Ellenbogen abstieß, um näher heran zu kommen. Ein Hustenanfall schüttelte ihn, seine Augen tränten.
    Auf einmal war Chandra neben ihm. »Kommen Sie endlich!« Sie griff sich den Neuronenblocker. Der Sturm riss an der Jacke ihres Outdoor-Anzugs, zerwühlte ihr kurzes weißblondes Haar.
    »Ich kann nicht…!« Matt hustete, er rieb sich die versengte Kopfhaut, versuchte sich zur Seite zu wälzen. »Verflucht, ich kann nicht…«
    Hinter einem Schleier aus Funkenflug und Qualm sah er den Spinnenrobot heranstelzen. Keine hundertfünfzig Meter entfernt war er noch. Über ihm zuckten tausend Blitze im stockfinsteren Himmel. »Fliehen Sie, Chandra…!«
    »Aussteigen!«, hörte er sie schreien. »Sie räumen das Taxi oder ich drücke ab…!« Mit vorgehaltenem Neuroblocker zwang sie die Fahrgäste aus Utopia auszusteigen. »Packen Sie mit an, schaffen Sie mir den Mann in den Wagen…!«
    Zwei Paar Hände griffen unter seine Achseln, schleiften ihn auf die Trasse und zum Magnetfeldschweber, der in Fahrtrichtung Strahlgrotte stand. Drax hob den Kopf. Wo war der Cyborg? Das Feuer auf der linken Trassenhälfte und dahinter das andere Fahrzeug verdeckten ihm die Sicht.
    Ächzend schoben sie ihn auf die Rückbank. Von innen zog Chandra. Als er endlich im Taxi lag, sprang sie aus dem Wagen und kickte die letzten brennenden Äste von der rechten Trassenhälfte. Auf der linken hatte der Magnetschweber nach Utopia Feuer gefangen.
    Sturmböen fegten Funken und Qualm nach allen Seiten.
    Drax richtete sich wieder auf. Und jetzt sah er den Cyborg.
    Vierzig oder fünfzig Meter entfernt schwebte er heran. Um ihn herum war Rauch, über ihm das Blitzgewitter. Der Sturm drückte ihn zur Seite; er trudelte aus Matts Blickfeld. Die drei Frauen und ihre Begleiter flohen schreiend in den Kraterhang.
    Der Sturm peitschte ihnen die Schöße ihrer Mäntel um die Beine.
    Endlich fuhr das Taxi an. Chandra rannte neben ihm her und hielt sich im Rahmen der offenen Tür fest. Ihre schlanken Finger waren schwarz von Ruß. Der Wagen nahm Fahrt auf.
    Fehlte ihr die Kraft, aufzuspringen? Drax packte ihre Handgelenke, riss sie in die Türöffnung und zerrte sie ins Wageninnere.
    Schwer atmend blieb sie schließlich auf ihm liegen. Die Tür fiel zu, das Taxi beschleunigte.
    »Warum haben Sie das getan?«, keuchte der Mann aus der Vergangenheit. »Sie könnten längst in Sicherheit sein, und mich wären Sie auf elegante Weise los gewesen…« Sie wich seinem Blick aus, sie hustete. Er hielt ihren Kopf mit beiden Händen über seinem Gesicht fest. »Warum…?«
    »Was weiß denn ich…?« Jetzt konnte sie seinem Blick nicht mehr ausweichen. »Vielleicht…« Sekundenlang sahen sie sich einfach nur an, dann fuhr sie fort: »Vielleicht mag ich Sie ja doch… irgendwie.«
    Ein harter Schlag erschütterte plötzlich das Fahrzeug. Sie hielten einander fest. Metall scharrte über Metall. Es wurde noch dunkler. Drei Metallbeine schlugen auf die Frontscheibe ein.
    »Schade«, flüsterte Chandra nahe an seinem Ohr. »Wirklich schade…«
    ***
    »Spinnt das Wetter öfter so in dieser Gegend?« Barcon Petero Gonzales hatte die Steuerung des Waldläufers übernommen.
    Der Autopilot streikte und empfahl, das Ende des Gewittersturms abzuwarten. Das Kettenfahrzeug pflügte den Hang hinauf. Dreihundert Meter noch bis zum Kraterkamm.
    »Da! Endlich!« Reza Gundol deutete auf das Sichtfeld.
    Rechts und links von ihm drängten sich Braxton, Tartus Marvin und Lill. »Auf der Taxitrasse!«
    »Er hockt auf einem Magnetfeldschweber!«, rief Curd Renatus Braxton. »Warum versucht er das Fahrzeug umzuwerfen?«
    »Weil der Erdmann drinsitzt.« Reza Gundol wandte sich nach Marsbone um. »Funkgerät aktivieren!«, und schließlich an Braxtons Adresse. »Alarmieren Sie den Rest der Truppe! Gehen sie mit den Frauen in den Laderaum und machen sie den Container fertig zum Ausladen!«

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