1570 - Jackpot für den Teufel
sich schwach und krank und er war kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Wenn er ging, hatte er das Gefühl, als müsste er doppelte Kraft einsetzen, um überhaupt einen Fuß vom Boden zu bekommen.
Er war praktisch ins Bad gekrochen und hatte sich dort übergeben. Es ging einfach nicht anders. Er hatte minutenlang die Kloschüssel umarmt, dem Druck in seinem Kopf »gelauscht«, das Hämmern seines Herzen mitbekommen, und er hätte manchmal nicht sagen können, wo er sich befand.
Dann kehrten die Erinnerungen zurück, und sie waren keine Träume. Sie waren Tatsachen. Er sah sich auf dem Spielplatz, er hatte sich gegen drei Angreifer wehren müssen, und bei einem hatte er zugeschlagen.
Und dann?
JACKPOT.
Plötzlich war der Begriff wieder da. Er strahlte durch seinen Kopf. Der Gewinner. Ja, das war er tatsächlich gewesen, aber nicht mehr, und auch kein richtiger Sieger.
Da hatte der Mann vor ihm gelegen. Tot, mit verbranntem Gesicht. Nur durch seinen Schlag.
JACKPOT!
So sahen Sieger aus. Aber keine echten. Er wusste nicht, ob er sich dazu zählen konnte, denn der junge Mann hatte sich nicht mehr erhoben. Er war tot gewesen.
Und ich bin der Mörder!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich habe ihn umgebracht!
Am Waschbecken zog er sich hoch, trank ein paar Schlucke Wasser, um den schlechten Geschmack aus seinem Mund zu spülen. Er trug nur die dünne Hose, zog sie aus und hatte das Gefühl, sich selbst nicht mehr riechen zu können. Er betrat die Dusche und hoffte, dass ihm das heiße Wasser ein wenig half.
Es tat ihm gut. Es spülte vieles weg, aber leider nicht die Erinnerungen, denn die waren weiterhin in seinem Kopf.
Er wusste nicht, wie er sie wegbekommen sollte, aber eines stand schon jetzt fest. Er würde auf keinen Fall zum Dienst gehen. Er musste sich krankmelden. In seinem Zustand konnte er nicht arbeiten.
Er stand vor dem Spiegel und trocknete sich ab. Sein Gesicht war in der Spiegelfläche deutlich zu sehen, und er hatte das Gefühl, einen Fremden anzuschauen.
Der dunkle Bart. Das längere Haar, die dunklen Augen. Die etwas zu große Nase, das kräftige Kinn, und der Mund, der einen bitteren Zug aufwies.
Ja, das bin ich!, dachte er. Aber er hatte den Eindruck, noch mehr zu sein. Dass etwas hinzugekommen war. Etwas, das er nicht erklären konnte.
Er starrte sein Spiegelbild an, spürte auch das Zittern in seinen Armen und schüttelte mehrmals den Kopf. Aus seinen Haaren rannen noch Wassertropfen, die ihren Weg über die Wangen in Richtung Hals fanden.
Er drehte sich vom Spiegel weg und dachte daran, dass er seinen Dienst aufnehmen musste. Aber das war unmöglich. Terry Moran fühlte sich in diesen Momenten wie ein Fußabtreter, wie ein Verlierer, wie jemand, der tief unten stand.
Er ging in sein kombiniertes Wohnschlafzimmer zurück, um sich dort anzuziehen. Während dieser Prozedur wollte er darüber nachdenken, ob und wie er sich krankmelden musste. Die richtigen Worte würden ihm schon einfallen.
Noch während er sich anzog, merkte er, dass er zitterte. Er fluchte darüber, doch er konnte es nicht unterdrücken. In seinem Kopf war ein völliges Durcheinander. JACKPOT!
Da war es wieder. Er hatte den Jackpot gewonnen. Sein Traum hatte sich erfüllt. Wer ihn gewann, der war alle Sorgen los. Er fragte sich nur, zu welch einem Preis das geschah, und darauf hatte er bisher noch keine Antwort gefunden.
So manches Mal hatte er seine Spielleidenschaft verflucht und sich immer wieder vorgenommen, damit aufzuhören.
Es war beim Vorsatz geblieben. Er hatte es nicht geschafft. Es hatte ihn immer wieder in das Casino gezogen. Zu sehr hatte der Jackpot gereizt, der etwas ganz Besonderes war und um den nicht dort gespielt wurde, wo auch die anderen Spieler ihr Glück versuchten.
Nicht jeder durfte um ihn spielen. Wer ihn aber gewann, für den standen alle Türen im Leben offen, und er würde einen wunderbaren Begleiter und Beschützer an seiner Seite haben. Wer das war, wusste Terry Moran nicht. Aber Alexa King kannte sich aus.
Die Besitzerin des Casinos war eine besondere Frau, die über vieles informiert war, was den meisten Menschen für immer verborgen blieb.
Terry Moran wollte sein Hemd zuknöpfen, als sich sein Handy meldete.
Es war ein leicht schrilles Geräusch, jedoch nicht unangenehm für die Ohren.
Er konnte sich nicht vorstellen, wer ihn um diese Zeit anrief, melden wollte er sich trotzdem. Noch bevor er etwas sagen konnte, fragte eine weibliche Stimme: »Na, wie hast du die
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