1573 - Grauen im Geisterschloss
er immer neben dem Apparat liegen.
Als er den Hörer abhob, schüttelte er den Kopf. Er glaubte dem Verletzten kein Wort.
Wer weiß, was der erlebt hat, dachte er. Nur sah er es als seine Christenpflicht an, ihm zu helfen.
Das kleine Krankenhaus war natürlich auch in der Nacht besetzt, und so bekam er schnell Anschluss.
Es meldete sich eine Schwester.
Tudor ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. Er sprach davon, dass er einen verletzten Mann in seinem Laden hatte, der unbedingt ärztliche Hilfe brauchte.
»Ja, und wie haben Sie sich das vorgestellt?«
»Sie müssen den Mann bei mir abholen.« Tudor gab seinen Namen und seine Anschrift durch.
»Ist es so schlimm?«
»Ja. Der Verletzte liegt bei mir auf dem Fußboden und blutet aus einigen Wunden. Verdammt noch mal, ich will nicht, dass er mir hier noch stirbt. Ich weiß ja auch nicht, wie schwer seine Verletzungen wirklich sind. Vielleicht hat er auch noch innere Blutungen.«
»Ja, schon gut, Mr. Tudor. Ich werde Ihnen unseren Wagen schicken.«
»Das ist okay.«
»Ist der Mann denn von hier?«
»Nein, ich kenne ihn nicht. Er braucht erst mal Hilfe.«
»Ja, ja, das geht in Ordnung.«
Die Frau legte auf, und Tudor war beruhigt.
Er atmete tief durch. Mehr konnte er für den Mann im Moment nicht tun.
Er ging wieder zu ihm und wollte ihm klarmachen, dass er bald Hilfe erhalten würde, doch das war nicht mehr möglich. Jack Holland würde nichts mehr verstehen.
Tudors erster Eindruck täuschte jedoch. Der Mann war nicht tot, sondern nur bewusstlos geworden, aber diese Tatsache hatte ihm auch bewiesen, dass die Verletzungen doch ziemlich schwer waren.
Und wo hatte er sich sie geholt? In einem Schloss! Scott Tudor schüttelte den Kopf. Wenn er alles glaubte, das aber nicht.
Hier gab es kein Schloss. Hier existierte nur das einsame schottische Hochland.
Tudor wusste nicht mal, wo sich das nächste Schloss befand. Also musste sich dieser Jack Holland seine Verletzungen woanders geholt haben.
Möglicherweise war er in ein Verbrechen verwickelt, und deshalb beschloss der Wirt, auch der Polizei einen Tipp zu geben, damit man sich mal um die Sache kümmerte…
***
Es war für Jack Holland ein ungewöhnliches Erlebnis gewesen, sich in einem Zustand zu befinden, der zwischen Wachen und Träumen lag. Er war an einem anderen Ort erwacht. Er hatte Stimmen um sich herum gehört. Er wusste auch, dass man sich mit ihm beschäftigte, ihn reinigte und sich um seine Wunden kümmerte. Dann war er wieder weggesackt, und das mit einem wirklich guten Gefühl.
Das nächste Erwachen erlebte er wie in einem Nebel. Aber er merkte, dass er lag und dass sich jemand in seiner Nähe aufhielt.
Eine Frauenstimme sprach ihn an. Sie fragte nach seinem Namen, und Jack konnte die Frage beantworten. Dann war er wieder eingeschlafen oder auch bewusstlos geworden. So genau wusste er das nicht.
Das dritte Erwachen gestaltete sich schon anders. Er fühlte sich zwar nicht fit, aber er war hellwach. Das dumpfe Gefühl in seinem Kopf war nicht mehr vorhanden. Er war an einen Tropf angeschlossen und lag im Bett eines fremden Zimmers. Errichtete sich etwas auf, um sich umzusehen.
Ein kleiner Raum mit einer Tür und mit einem Fenster. Aber es war ein Krankenzimmer, wie auch sein Bett ein Krankenbett war. Man hatte ihn also in ein Krankenhaus gebracht, in dem seine Verletzungen versorgt werden konnten.
Überall an seinem Körper sah er die kleinen Verbände und Pflaster. Auch in seinem Gesicht klebte ein Pflaster, aber die meisten befanden sich an den Armen. Dort waren die Verletzungen am schlimmsten gewesen, da hatten ihn die P-Waffen getroffen. Jack Holland zuckte zusammen, als er daran dachte.
Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Er war in eine Falle gelaufen oder etwas Ähnliches. Plötzlich war das Schloss da gewesen. Und er war von irgendwelchen Gestalten geschnappt und in eine Folterkammer gezerrt worden. Eiskalt, ohne dass die andere Seite einen Grund dafür gehabt hätte.
Und dann hatten sie ihn gefoltert. Sie hatten ihn angeschrien, aber er hätte nicht sagen können, was ihm da an den Kopf geworfen worden war.
Alles lag in einem Nebel - nur nicht dieses Schloss.
Später war alles vorbei gewesen. Er hatte wieder verschwinden können.
Er war einfach nur gelaufen und dann bei einem fremden Menschen gelandet, mit dem er wohl gesprochen hatte, wobei er nicht mehr wusste, über welches Thema.
Und jetzt lag er hier. In einem Krankenhaus. Und er war froh, sich ausruhen zu
Weitere Kostenlose Bücher