1573 - Grauen im Geisterschloss
mitbekommen, aber es musste was Entscheidendes gewesen sein, denn sie befand sich plötzlich in einer anderen Umgebung wieder, die sie sehr gut kannte.
Sie lag auch nicht mehr auf einer harten Unterlage. Ihr blutiger und verletzter Rücken lag jetzt weicher, und es war das Bett, in dem auch ihr Vater gestorben war.
Das Bett, das Zimmer und ihre Feinde!
Sie waren mitgekommen. Zum einen der bösartige Schänder und der Killer ihres Vaters. Das Untier mit den kalten Augen und der Keule als Waffe.
Die Agentin machte sich nichts vor. Sie war schwach, sie war verletzt, und sie würde es nicht schaffen, der Brutalität der beiden etwas entgegenzusetzen.
Aber sie taten nichts.
Sie hatten mit sich selbst zu tun. Der Schänder konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er brauchte die Wand als Stütze.
Der Killer mit der Keule schwankte ebenfalls. Er stand nicht weit von der offenen Tür entfernt. Seine Mordwaffe hatte er über die Schulter gelegt und sein Gesicht vor Anstrengung verzogen. Obwohl sein Kopf von einer Seite zur anderen schwang, ließ er die Frau auf dem Bett nicht aus den Augen.
Der Schänder sagte etwas zu ihm. Jenny Holland verstand es nicht. Sie sah nur wenig später, dass sie gemeint war, denn der Killer ließ seine Keule von der Schulter rutschen, was sehr schwerfällig aussah, als litte er unter einem Schwächeanfall.
Der Schänder nickte.
Der Keulenmann stieß sich von der Tür ab. Sein Ziel war das Bett. Den ersten Schritt ging er, knickte aber ein und musste sich stark zusammenreißen, um nicht zu fallen.
Jenny Holland beobachtete jede seiner Bewegungen, als wollte sie sich ausrechnen, wann er sie erreicht hatte.
Trotz seiner Schwäche würde es nicht mehr lange dauern. Aber da gab es etwas anderes, was ihn ablenkte. Durch die offene Tür waren Geräusche aus dem Flur zu hören, und plötzlich änderte der Krieger sein Vorhaben und drehte sich zur Tür hin.
Dort erschien ein Mann. Es war Dr. Morton. Im Schlepptau hatte er seine Krankenschwester, die sich hinter ihm hielt. Sie warf nur einen kurzen Blick in das Krankenzimmer. Dann machte sie kehrt und rannte weg.
Nicht so der Arzt.
Er ging hinein.
Er sah das Bett mit der verletzten Frau, aber er sah nicht die Gestalt im toten Winkel.
Die Keule fuhr nach unten.
Wäre der Killer bei vollen Kräften gewesen, er hätte den Arzt tödlich getroffen.
So aber glitt die schwere Keule mit den Spitzen zur Seite und streifte nur die linke Schulter des Mannes.
Dr. Morton schrie auf und brach auf der Stelle zusammen. Seine linke Schulter war blutüberströmt. Wimmernd kroch er zur Seite und wartete darauf, dass der Keulenmann ein zweites Mal zuschlagen würde.
Er tat es nicht.
Ein schwacher Ruf hielt ihn davon ab.
Mason, der Schänder, hatte ihn ausgestoßen, und er hatte auch seine rechte Hand bewegt, die jetzt auf das Bett wies.
Es war klar, was dies bedeutete. Der Krieger sollte sich um die Frau kümmern.
Genau das sah auch die Agentin. Ihr war klar, dass sich ihre Überlebenschancen dem Nullpunkt näherten. Sie selbst war einfach zu schwach, um sich wehren zu können. Sie schaffte es nicht mal, sich auf die Seite zu wälzen, und so hatte sie nur den Kopf gedreht.
Der Schänder murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Auch seine Kräfte nahmen immer mehr ab. Vor seinem Maul stand grauer flockiger Schaum.
Er wollte noch einen letzten Sieg erringen, und den sollte der Krieger ihm verschaffen.
Noch hatte der sein archaisches Mordinstrument nicht wieder angehoben. Er schlenkerte es vor und zurück, als wollte er zunächst Anlauf nehmen, um ans Ziel zu gelangen.
Der nächste wacklige Schritt brachte ihn in gefährliche Nähe ans Opfer heran. Er blieb jetzt stehen, und Jenny Holland wusste, dass es so weit war.
Der Krieger musste nur noch die Arme anheben und die Keule in Position bringen. Dann einfach nur zuschlagen und ihren Kopf treffen. So würde sie den gleichen Tod erleiden wie ihr Vater.
Er hob die Waffe an, auch wenn es ihm schwerfiel und es so aussah, als würde er es nicht mehr schaffen, die Höhe zu erreichen, die er brauchte.
Aber es klappte.
Jenny konnte ihn nicht aus dem Blick lassen. Es war ihr nicht mal möglich, die Augen zu schließen. Mit offenen Augen den Tod zu erleben, so hatte sie sich ihr Ende beileibe nicht vorgestellt.
Ein anderes Geräusch lenkte sie ab. Der Schänder war an der Wand in die Knie gesackt. Er saß jetzt auf dem Boden, und seine Haut war dabei, sich zu verändern.
Das Gleiche geschah mit
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