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1578 - Geschäfte mit dem Frieden

Titel: 1578 - Geschäfte mit dem Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fügte sie für sich selbst hinzu.
    Obwohl es nur logisch war, daß es gerade die Friedensstifterin getroffen hatte.
    Wer hätte es sonst sein sollen?
    Garyo Kaymar war ein Schlichter gewesen - einer der besten, die es je gegeben hatte. Im Lauf der Jahre hatte er Hunderte von Schülern unterrichtet.
    Einige seiner Schüler waren groß und berühmt geworden, aber Dorina Vaccer war mit Abstand die berühmteste unter ihnen.
    Garyo Kaymar hatte unter den gegebenen Umständen nicht unbedingt damit rechnen können, daß die Friedensstifterin nach Taumond kommen würde, um ihrem ersten Lehrer die letzte Ehre zu erweisen.
    Aber eines hatte er sehr wohl gewußt: Wenn sie kam, würde man ausschließlich ihr die zweifelhafte Ehre antragen, den Fayum zu zerstören.
    Und noch etwas anderes war ihm bekannt gewesen: Wie sehr Dorina Vaccer derartige Riten haßte.
    Er hat einfach nicht daran geglaubt, daß ich kommen würde! redete sie sich ein.
    Aber das hätte bedeutet, daß Garyo Kaymar seiner berühmtesten Schülerin schon damals nicht mehr vertraut hatte, lange vor seinem Tode, als er die entsprechenden Anordnungen getroffen hatte.
    Und das war kein angenehmer Ge
     
    *
     
    danke.
    Dorina erinnerte sich sehr deutlich daran, daß Garyo sich früher ziemlich abfällig über derartige Bräuche geäußert hatte.
    Allem Anschein nach mußte er jedoch seine Meinung geändert haben.
    Aber warum?
    Und wann?
    Wann hatte er sich dazu entschlossen, seinen Fayum zerschlagen zu lassen?
    War es vor oder nach jenem Tag geschehen, an dem ES die Linguiden zu seinem neuen Hilfsvolk erhoben hatte?
    Dieses Ereignis hatte Garyo Kaymar zutiefst erschüttert. Es mochte auch seine Einstellung zu den alten Riten geändert haben.
    Dorina Vaccer sah sich um.
    Cappla Desden lehnte frierend am Stamm eines alten Baumes. Sie hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen.
    Die anderen Trauergäste standen schweigend im Nieselregen und warteten.
    Einer von Garyos Verwandten hatte inzwischen die Reste des Kima-Strauches samt der Erde aus dem Topf entfernt und auf das Grab gelegt. Der Fayum - eine Schale aus feinem, gelbem Ton - stand auf einem grauen Tuch.
    Grau - die Farbe des Todes und der Leere.
    Also gut, Garyo, dachte die .Friedensstifterin. Du warst mir ein guter Lehrer. Es hat wohl dazugehört, daß du mich ab und zu gezwungen hast, Dinge zu tun, die mir unangenehm waren.
    Das wirst du nie wieder tun können. Es ist aus und vorbei. Dies ist unwiderruflich das letzte Mal.
    Dorina Vaccer hob den schweren Hammer und schwang ihn in einer weiten, kreisförmigen Bewegung in die Luft.
    Der Hammer traf den Fayum genau in der Mitte.
    Das Gefäß zerbrach in tausend Stücke.
    Die Angehörigen des Schlichters sammelten die Scherben ein und taten sie in eine Schale.
    Dorina Vaccer sah regungslos zu. Sie war innerlich wie erstarrt. Sie fühlte sich, als hätte sie Garyo Kaymar soeben mit eigener Hand erschlagen.
    Jemand hielt ihr die Schale mit den Scherben hin. „Ich werde mich auch ohne ein solches Souvenir an ihn erinnern!" sagte Dorina Vaccer schroff.
    Der Linguide, der die Schale trug, starrte sie erschrocken an, verletzt und schockiert bis zur Sprachlosigkeit angesichts eines solchen Verstoßes gegen die guten Sitten.
    Die Friedensstifterin wurde sich betroffen der Tatsache bewußt, daß sie nicht die einzige war, die hier, an diesem Grab, mit ihrer Trauer und ihren Erinnerungen zu kämpfen hatte. „Ich werde Garyo Kaymar niemals vergessen", sagte sie in einem wesentlich sanfteren Tonfall und nahm eine kleine Scherbe aus der Schale.
    Die Miene des Linguiden hellte sich auf. Beruhigt ging er weiter, zum nächsten Trauergast.
    Dorina Vaccer beobachtete ihn, und plötzlich wurde ihr klar, daß dies Hennok sein mußte, Garyos Sohn.
    Wie alt mochte er jetzt sein?
    Dreizehn oder vierzehn, wenn sie sich nicht irrte.
    Sie wartete, bis die Zeremonie zu Ende war, dann sprach sie ihn an. „Es tut mir leid, daß ich nicht früher kommen konnte", sagte sie. „Ich hoffe, daß Garyo nicht zu sehr darunter gelitten hat."
    „Er hatte Verständnis für dich und die Situation, in der du dich befindest", erklärte Hennok reserviert. „Er hat nicht mit einem Besuch von dir gerechnet. Aber er war fest davon Überzeugt, daß du kommen würdest, um seinen Fayum zu zerschlagen."
    Etwas in Hennoks Tonfall machte Dorina Vaccer stutzig. „Ist das eine Botschaft, die Garyo dir für mich aufgetragen hat?" fragte sie. „Ja", erwiderte Hennok. „Er hat mir gleich gesagt, daß du das

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