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1578 - Geschäfte mit dem Frieden

Titel: 1578 - Geschäfte mit dem Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gestanden. Von dort aus hatten sie ihre Welt gewissermaßen von unten herauf betrachtet. Infolgedessen hatten sie auch nur den unteren, unbedeutenderen Teil der Welt wahrgenommen: All die kleinen, alltäglichen, bodennahen Probleme, die sie bisher aus purer Un.wissenheit heraus für wichtig gehalten hatten.
    Jetzt hatten sie die Grube verlassen.
    Mehr als das: Sie stiegen immer noch weiter in die Höhe.
    Dadurch weitete sich ihr Blick. Probleme, die ihnen früher als ungeheuer bedeutend erschienen waren, verloren plötzlich an Gewicht, schienen förmlich in sich zusammenzuschrumpfen, wurden zu unbedeutenden Randerscheinungen, mit denen man sich gar nicht mehr im einzelnen zu befassen brauchte.
    All diese Scheinprobleme erwiesen sich plötzlich als winzige Bestandteile anderer, viel größerer Zusammenhänge.
    Galaktischer Zusammenhänge.
    Kosmischer Zusammenhänge.
    Die Friedensstifter lebten wie in einem Rausch. Es war, als würden sie einen hohen Berg erklimmen - Tag für Tag, Stunde für Stunde. Und mit je'dem Meter, den sie zurücklegten, entdeckten sie immer wieder neue Muster in der Tiefe, aus der sie heraufgestiegen waren.
    Was sie vorher nur als Gestrüpp von kaum durchschaubaren Wechselbeziehungen wahrgenommen hatten, das entpuppte sich beim Blick aus größerer Höhe als Teil eines Musters, das wiederum nur ein Teil in einem Teil eines anderen Musters war.
    Und so weiter.
    Es war verwirrend, manchmal sogar beängstigend.
    Dorina Vaccer hatte oft ein seltsames, enges Gefühl in der Kehle. Dieses Gefühl erinnerte sie an die Zeit ihrer Ausbildung. Da hatte es Tage gegeben, in denen sie sich Hals über Kopf durch das gesamte Spektrum der Emotionen gestürzt hatte, blindlings, ohne Rücksicht auf sich selbst, nur diesem Strudel der Gefühle hingegeben, die sie selbst in sich erzeugt hatte.
    Es war durchaus nicht so, daß Dorina Vaccer früher das Gefühl der Euphorie nicht gekannt hatte. Aber es hatte niemals lange angehalten.
    Jetzt war es ein Dauerzustand.
    Sollte das schlecht sein?
    Nein! dachte sie ärgerlich. Warum denn auch?
    Und Garyo Kaymars düstere Befürchtungen?
    Allem Anschein nach waren sie nichts weiter als eine Alterserscheinung; eine depressive Verstimmung, wie sie sich häufig einstellte, wenn das Leben sich seinem Ende entgegenneigte.
    Die Friedensstifter waren nicht übergeschnappt, und die neue Rolle, die sie auf dem Parkett der galaktischen Politik zu spielen begannen, hatte nichts mit Überheblichkeit Und Selbstüberschätzung zu tun.
    Woher hätten wir früher wissen sollen, wie einmalig wir sind? dachte Dorina Vaccer beinahe trotzig.
    Kein anderes Volk hatte sich und seine Probleme so gut im Griff.
    Kein anderes Volk konnte von sich selbst behaupten, daß es niemals „die Schuld auf sich geladen hatte, kriegerische Handlungen zumindest begünstigt oder ausgelöst, wenn nicht gar begangen zu haben.
    Kein anderes Volk konnte Kriege verhindern und beenden, ohne dabei selbst zu Mitteln der Gewalt greifen zu müssen.
    Die Linguiden waren durchaus nicht ohne Fehl und Tadel, aber sie waren den Idealvorstellungen fast aller Intelligenzen näher als irgendein anderes Volk.
    Sie waren gerecht, friedfertig und weise.
    Und die Friedensstifter verkörperten die Quintessenz all dessen, was man als linguidische Lebensweise bezeichnen konnte.
    Das - und nichts anderes - war der Grund dafür, daß ES die Friedensstifter mit dem Geschenk der Unsterblichkeit bedacht hatte.
    Nein, sie waren wahrhaftig nicht überheblich, wenn sie zu dem Schluß kamen} daß sie einmalig waren. Sie hatten nur endlich gelernt, die Dinge realistisch zu sehen.
    Und sie hatten erkannt, daß sie eine Verpflichtung hatten.
    Die Völker der Milchstraße sehnten sich nach Ruhe und Frieden. Die Friedensstifter würden ihnen diesen Frieden verschaffen. Niemand würde sie daran hindern können.
    Wir sind im Recht! dachte Dorina Vaccer. Und das Gekläff der anderen braucht uns nicht zu kümmern. Sie können einem leid tun. Das ist aber auch schon alles. Kein Grund, auch nur um einen einzigen Schritt vom Wege abzuweichen.
    Was die philosophischen Grundlagen der linguidischen Kultur anging, so durfte man sie natürlich nicht einfach für null und nichtig erklären.
    Aber wir müssen unsere Philosophie den tatsächlichen Gegebenheiten anpassen! überlegte die Fiedensstifterin. War das nicht schon seit jeher unsere besondere Stärke? Und sind es nicht gerade unser Realismus und unsere Fähigkeit zur Selbstkontrolle, die uns so stark

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