1579 - Roi Danton der Pirat
die PUNTA-PONO linguidische Siedler transportiert, hättest du dich mit deinem Schiff zurückziehen können. Du hattest es doch nicht auf uns Linguiden abgesehen, oder?"
Roi Danton machte ein bekümmertes Gesicht. „Natürlich nicht", erwiderte er mit gedämpfter Stimme und sah sich vorsichtig dabei um, als wollte er nicht, daß außer der Linguidin jemand seine Worte hörte. „Meine Informanten berichteten mir, die PUNTA-PONO sei mit einer Ladung modernster Hochenergiewaffen nach Pfado unterwegs. Wahrscheinlich stimmt das auch, nur wußte ich nicht, daß sich auch linguidische Siedler an Bord befinden. Sonst wäre die PUNTA-PONO von uns in Ruhe gelassen worden, obwohl wir die Waffen gut gebrauchen können."
„Dieses Schiff hat überhaupt keine Waffen geladen!" protestierte Angqa erregt. „Ich weiß es, denn ich habe die Übernahme der Ladung persönlich überwacht. Es handelt sich nur um Wirtschaftsgüter und Produktionsmittel.
König Danton, ich verlange, daß ihr euch aus der PUNTA-PONO zurückzieht, denn ihr habt das Schiff unter völlig falschen Voraussetzungen überfallen!"
Dantons Gesicht wirkte noch eine Schattierung bekümmerter. „Wie heißt du eigentlich?" fragte er und beugte sich ein wenig zu ihr hinab. „Angqa Jandavari", antwortete die Linguidin.
Roi Danton fuhr zurück, als wäre er von einer Giftnatter gebissen worden. Er wirkte plötzlich nicht mehr nur bekümmert, sondern ausgesprochen betroffen. „Jandavari?" wiederholte er. „Bist du etwa mit der Friedensstifterin Cebu Jandavari verwandt?"
„Ja", sagte sie. „Ich will dir die etwas komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse bei uns erklären ..."
Danton winkte ab. „Nicht nötig, Angqa!" Er seufzte tief, dann verbeugte er sich vor ihr und sagte bedauernd: „In diesem Fall tut mir mein Fauxpas besonders leid - obwohl ich, hm, allein schon bei deinem Anblick die größten Skrupel empfand. Das aber ist eine ausschließlich persönliche Gefühlssache. Was eure Friedensstifter angeht, so empfinde ich für sie aus rein rationalen Motiven Hochachtung, weil sie sich die Gunst der Superintelligenz ES erarbeiten konnten und es sogar schafften, Zellaktivatoren verliehen zu bekommen."
Angqa blickte ihm in die Augen und sah darin ein Feuer leuchten, das etwas in ihr anrührte, etwas, das sie nicht verstand, aber das sie den König der Freibeuter plötzlich in einem anderen Licht sehen ließ. „So wirst du die PUNTA-PONO in Frieden ziehen lassen", stellte sie fest, überzeugt davon, daß das keine Frage mehr war.
Roi Danton sah sich abermals um, dann beugte er sich noch tiefer zu ihr und flüsterte verschwörerisch: „Ich würde gern, aber so einfach ist das nicht, Angqa. Mein Ruf als König der Freibeuter steht auf dem Spiel.
Man würde mich nicht mehr ernst nehmen, falls ich dieses Schiff so mir nichts, dir nichts freigäbe."
„Aber du mußt doch nicht von Piraterie leben, Roi!" beschwor sie ihn. „Auch durch positive Taten kannst du Ruhm erwerben. Arbeite für den Frieden!"
„Für dich würde ich es tun", platzte Danton heraus. Dann schüttelte er ärgerlich den Kopf. „Schöne Worte!" sagte er verächtlich. „Ich bin nicht für langweilige zivile Arbeit geschaffen. Nur durch kriegerische Taten kann ich mich so hervortun, daß ES mir eines Tages ..." Er brach mit finsterem Gesicht ab. „ES ...?" flüsterte die Linguidin mit neuerwachter Hoffnung. „Du hoffst, dich so hervorzutun, daß ES dir eines Tages deinen Zellaktivator zurückgibt? Aber dann solltest du doch auf mich hören, denn ES ist nur auf der Seite der Friedfertigen."
„ES ist auf der Seite derer, die ihr und ihren Zielen nützen", konterte der Terraner mit unverhohlenem Zynismus. „Superintelligenzen sind keineswegs die reinen Engel, für die du sie zu halten scheinst. Sie sind im Gegenteil für unsere Begriffe unmoralisch, ehrlos und hinterhältig."
Er hüstelte, packte Angqa an den Schultern - ließ sie sofort wieder los und lächelte verlegen. „Ich weiß nicht, warum ich vor dir nichts verbergen kann." Er zuckte die Schultern. „Aber was dich und die Siedler angeht, kannst du beruhigt sein. Ich habe mich entschieden, nur die Überschweren als Beute zu behandeln, und werde sie auf einer Umschlagwelt für Gentech-Sklaven verkaufen. Das sichert mir die Erhaltung meines Rufes. Danach bringe ich die PUNTA-PONO zu einer Position, von der aus ihr Linguiden sie mühelos nach Pfado steuern könnt. Selbstverständlich lasse ich euch die
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