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1582 - Herr der Unterwelt

1582 - Herr der Unterwelt

Titel: 1582 - Herr der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihrer Nase rann und von den Lippen aufgefangen wurde. Wie in einem bösen Traum hörte sie eine Frauenstimme.
    »Du hast wohl gedacht, du könntest uns entkommen, du kleine Schlampe! Aber das wird dir nicht gelingen. Dir wird es nicht anders ergehen als deinem Bruder, das verspreche ich dir.«
    Trotz der Schmerzen jagten die Gedanken durch Graces Hirn.
    Das konnte nicht wahr sein, das durfte einfach nicht wahr sein!
    Und doch wusste sie, dass sie sich diese Stimme nicht eingebildet hatte.
    Ab jetzt stand für sie etwas fest.
    Der König der Unterwelt, dieses menschenverachtende Monstrum, hatte eine Helferin, auf die er sich verlassen konnte.
    Die Stimme hatte Grace schon im Ort gehört, und sie kannte die Frau auch. Es war die alte Kate!
    ***
    Wir gingen langsam, und wir machten kein Licht mehr. Wohin wir gehen mussten, wurde uns angezeigt, denn das Kerzenlicht war nicht zu übersehen.
    Ebenso wie die plötzliche Unruhe der Flammen nicht. Sie tanzten jetzt hin und her. Etwas war dort, was die flackernden Bewegungen verursacht hatte.
    Bill hielt mich an der Schulter fest.
    »Eines möchte ich noch wissen, John.«
    »Und was ist das?«
    »Wie verhält sich dein Kreuz?«
    »Keine Reaktion, gar nichts. Es ist kalt, wenn du es genau wissen willst.«
    »Das verstehe ich nicht. Sonst warnt es dich immer. Wieso geschieht das hier nicht?«
    »Dafür gibt es nur eine Erklärung, Bill. Wir haben es nicht mit einem magischen Phänomen zu tun, denke ich mal.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Keine Sorge, wir werden es bald herausfinden…«
    ***
    Diesmal waren es nicht nur zwei Hände, die Zugriffen, sondern gleich vier. Grace Taylor spürte die Finger der Alten wie Klauen an ihrem Körper. Die alte Frau und dieser Willow gehörten zusammen, und beide wollten ihren Tod.
    Grace wehrte sich. Gern hätte sie geschrien. Es war nicht möglich. In ihrer Kehle schien ein dicker Pfropfen zu stecken. Sie gab trotzdem nicht auf, denn sie wollte auch ihre kleinste Chance zur Flucht nutzen.
    Deshalb fing sie an, sich zu wehren. Im Schein der Kerzen wurden ihre Bewegungen zu einem zuckenden Spiel aus Licht und Schatten. Noch waren ihre Arme nicht eingeklemmt, und so konnte sie um sich schlagen.
    Sie trat auch kräftig mit den Füßen zu, keuchte dabei und traf immer wieder den dunklen Körper vor ihr.
    Es war der Herr der Unterwelt, den sie erwischte. Der Körper des Unholds bot einen nur weichen Widerstand, aber er war zäh. Sie schaffte es nicht, ihn aus dem Weg zu treten.
    Hinter ihr keuchte die alte Kate. Noch umklammerten ihre Klauen Graces Schultern, aber sie sah ein, dass sie ihr Opfer mit diesem Griff nicht mehr lange aufhalten konnte, und änderte das.
    Sie löste den Griff und holte aus.
    Der Schlag traf Grace in den Nacken. Ein heftiger Schmerz zuckte bis fast unter die Stirn, und im nächsten Augenblick brach sie zusammen.
    Diesmal gab es niemanden, der sie festhielt. Sie prallte hart auf den Boden. Sie riss eine Kerze um, die allerdings nicht erlosch, sondern auf der Erde weiter brannte.
    Für einen Moment gelang es ihr, sich auf den Lichtkreis zu konzentrieren, und sie sah etwas, das sie bis ins Mark erschütterte.
    Knochen!
    Bleiches Gebein verteilte sich in ihrer Umgebung. Es war ungeheuerlich und sorgte dafür, dass sie ihr eigenes Schicksal für einen Moment vergaß.
    Durch ihren Kopf schoss eine schreckliche Vorstellung. War es möglich, dass sich der Unhold all die Jahre hindurch mit rohem Fleisch ernährt hatte?
    Das konnte durchaus so gewesen sein, denn er hatte eine perfekte Helferin gehabt. Rohes Fleisch, das von Tieren, was sie hoffte, aber es konnte auch das von Menschen gewesen sein.
    So schlimm und grauenvoll es war, doch auch in der heutigen Zeit gab es hin und wieder noch Kannibalismus.
    Graces Gedankenkette wurde brutal unterbrochen, denn die harten Klauen der Alten rissen sie hoch.
    Grace war nicht mehr in der Lage, sich zu wehren. Sie fühlte sich so schlecht, so matt. Was sie da entdeckt hatte, war einfach zu schlimm.
    Das Kichern der alten Kate drang in ihr rechtes Ohr.
    »Hast du wirklich gedacht, du könntest Willow zur Strecke bringen? Du und deine beiden Freunde werden die nächsten Opfer sein. Willow ist nicht tot. Willow braucht Nahrung. Ja, er hat einen Fehler gemacht. Er hätte deinen Bruder nicht auf die Straße legen sollen, aber auch er hat Gefühle. Er wollte zeigen, dass es ihn noch gibt, dass er überlebt hat. Dass er stark ist, dass ich ihn stark gemacht habe.«
    Es war eine Erklärung, die Grace

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