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1582 - Herr der Unterwelt

1582 - Herr der Unterwelt

Titel: 1582 - Herr der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kerzen brannten.
    Das war das Zentrum, in dem der Herr der Unterwelt herrschte, und sie fragte sich zum ersten Mal, ob an diesem Ort auch ihr Bruder gestorben war, bevor man ihn auf der Straße in Gilfach einfach abgelegt hatte.
    Ihr Herz schlug wieder schneller. Der Gedanke an ihren Bruder hatte sie aufgeputscht, und erneut wurde ihr klar, dass sie zu voreilig gewesen war.
    Den Gedanken führte sie nicht zu Ende, denn der grausame Unhold hatte mit ihr das Zentrum seines Verstecks erreicht. Er wand sich durch eine Lücke zwischen den Kerzen, ging noch einen Schritt weiter und legte dann seine Beute ab.
    Für einen winzigen Moment gelang Grace eine Kopfdrehung, und sie sah unter sich eine Platte, die nicht auf dem Boden lag, sondern erhöht stand.
    Für sie war es so etwas wie ein Altar.
    Aber ein Altar des Bösen, eine Stelle, wo der Tod regierte.
    Die Hände ließen sie los. Grace lag auf dem Rücken und starrte nach oben. Eine Decke sah sie nicht, sie lag zu hoch über ihr und auf dem Weg dorthin verlor sich das Licht.
    Aber was sah sie noch?
    Trotz der Angst bewegte sie ihre Augen, auch wenn ansonsten alles bei ihr in eine Starre gefallen war.
    Der Herr der Unterwelt stand neben ihr. Er war jetzt deutlicher zu erkennen. Er hatte den Kopf gesenkt. Das widerliche Totengesicht mit der dünnen Haut und den verdrehten Augen glotzte auf sie nieder. Den Mund hatte er nicht geschlossen, sodass sie die kräftigen Zähne sah, die wie blanke Steinstummel wirkten. Spitz waren sie nicht, aber er würde sicher damit zubeißen können.
    Die Gestalt war in einen langen Umhang gehüllt. Die Kapuze, die er sich über den Kopf gestreift hatte, ließ sein Gesicht frei.
    Es war keine Mutation, die da auf sie nieder starrte. Er sah irgendwie noch menschlich aus und bot trotzdem einen grauenvollen Anblick.
    Nicht tot, nicht richtig lebendig.
    Hier unten war er eingemauert worden, doch eine Mauer war auf dem Weg hier nicht zu sehen gewesen.
    Er war freigekommen.
    Wie hatte er das geschafft?
    Grace Taylor bewegte ihre Lippen. Sie wollte etwas sagen. Es blieb beim Versuch. Da drang nicht ein Wort aus ihrem Mund. Der innerliche Druck war zu stark, für den sie nur einen Ausdruck hatte: Angst.
    War er noch ein Mensch oder bereits ein Geschöpf der Hölle? Hatte der Teufel ihn am Leben gehalten?
    Sie fand keine Antwort darauf. Auch der Unhold schwieg. Sie las nichts in den toten Augen ab, und trotzdem wusste sie, was er mit ihr vorhatte.
    Wieder bewegte die Gestalt ihren Mund. Und sofort danach hörte Grace, dass er sprechen konnte. Das war so überraschend für sie, dass ihre eigene Furcht zunächst zurückgedrängt wurde.
    »Ich habe dich…«
    Schlichte Worte. Nur ein einfacher Satz. Dennoch fasste er alles zusammen, was ihr Schicksal betraf. Er hatte sie, und er würde sie nie mehr hergeben. Es sei denn als Leiche.
    Jetzt wurde ihr richtig klar, welchen Fehler sie begangen hatte. Zugleich spürte sie, wie der Überlebenswille in ihr immer stärker wurde. Sie wollte nicht sterben. Sie wollte nicht den gleichen Weg gehen wie ihr Bruder.
    Sie war auf einmal wieder mutig geworden, sie war fest entschlossen, zu fliehen.
    Frauen sind oft fantasievoller als Männer. Das war auch bei Grace Taylor nicht anders. Sie musste den Unhold überraschen, damit ihre Flucht nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
    Außerdem hatte sie den Vorteil, dass sie den Weg kannte.
    In ihrem Mund sammelte sie den Speichel und hoffte, dass dem Unhold diese Bewegung nicht auffiel.
    Sie sah, dass er seinen Kopf etwas tiefer zu ihr senkte.
    Dann spuckte sie und die Ladung Schleim traf zielsicher das Gesicht über ihr.
    Der Mörder schrie nicht. Aber er zuckte zurück und seine Hände glitten auch aus ihrer Nähe weg.
    Sie nutzte ihre Chance. Grace fuhr hoch und sprang auf. Der Unhold wischte sich den Schleim aus dem Gesicht. Er war für einen Moment abgelenkt.
    Grace wollte ihm einen Stoß vor die Brust versetzen, überlegte es sich aber anders und glitt zur anderen Seite hin weg. Hinein ins Dunkel, weg aus dem Kerzenschein, so schnell wie möglich sein, um dem Grauen zu entkommen.
    Sie kam genau drei Schritte weit. Dann war es vorbei.
    Etwas Hartes traf ihre Stirn. Es war so überraschend geschehen, dass sie sich darauf nicht hatte einstellen können.
    Plötzlich sah sie Sterne vor den Augen. Der Schmerz zuckte in Wellen durch ihren Kopf, und einen Moment später wankte sie zurück, weil sie den Überblick verloren hatte.
    Sie merkte nur, dass etwas Warmes aus

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