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1585 - Eine Leiche nach Akkartil

Titel: 1585 - Eine Leiche nach Akkartil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lächelte noch immer. „Ich glaube nicht, daß du eine Wahl hast", sagte er. „O doch!"
    Panische Angst hatte den Pararealisten erfaßt. Er wollte nicht in ES aufgehen. Er hatte noch ein halbes Leben vor sich. Es gab noch so viel zu tun! Er mußte in seine eigene Wirklichkeit zurückkehren. Er hatte hier nichts verloren. Der Teufel sollte Balinor holen, der ihm dieses angetan hatte! Die Seele bäumte sich auf, und mit der Seele regte sich das Ki.
    Mit einemmal war Ernst Ellert durchsichtig und in der nächsten Sekunde überhaupt nicht mehr zu sehen. Der Nebel löste sich auf. Einen halben Atemzug lang sah Sato Ambush die schimmernde Fläche des Meeres. Dann löste die Szene sich auf.
    Wirre Bilder huschten vor seinen Augen vorbei. Einen winzigen Augenblick lang glaubte er, wieder in der düsteren Kammer zu sein, in der das Modell der Milchstraße mit der langgestreckten Bahn des Kunstplaneten Wanderer schwebte. Er sah Balinor.
    Dann war auch das vorbei. Die Angst vor dem Verlust der körperlichen Existenz hatte das Ki derart beflügelt, daß es ihn nahezu ohne Unterbrechung bis in die aktuelle Wirklichkeit zurückbeförderte.
    Er war erschöpft. Auf dem Boden des Labors, in dem der gläserne Sarg mit den sterblichen Überresten des Nakken Balinor stand, brach er zusammen. Das Bewußtsein verließ ihn. Es wurde dunkel.
     
    *
     
    Vor ihm schwebte das Kantormobil. Myles Kantor saß bequem in den Sessel zurückgelehnt und hielt die rechte Hand über dem Knauf am oberen Ende der Stange, die ihm als Steuerknüppel diente. „Du machst uns ganz schön Angst", sagte der junge Wissenschaftler vorwurfsvoll. „Fällst einfach um und liegst bewußtlos am Boden."
    Sato Ambush sah sich um. Er ruhte auf einer pneumatischen Liege. Der Raum, in dem er sich befand, strahlte die antiseptische Reinheit eines Krankenzimmers aus. An der Wand seitwärts der Liege war ein stationärer Medo-Robot montiert. Er wachte über das Befinden des Patienten.
    Der Pararealist fühlte sich ein wenig schwach, aber ansonsten in normaler Verfassung. Er hatte Hunger. Das allein war ein gutes Zeichen. Über der Tür hing ein Chronometer. Er erinnerte sich, daß es achtzehn Uhr gewesen war, als er vor Balinors gläsernem Behältnis zu meditieren begonnen hatte. Der Betrag an Zeit, den er auf den beiden parallelen Wirklichkeitsebenen verbracht hatte, ließ sich erfahrungsgemäß nicht definieren. Das Chronometer zeigte fast einundzwanzig Uhr an. Somit war er wohl knapp drei Stunden bewußtlos gewesen. „Wie heißt die Diagnose?" fragte er. An Myles Kantors Stelle antwortete der Medo-Robot: „Trauma mittlerer Intensität."
    „Vorschriften für die Therapie?"
    „Keine. Du kannst aufstehen, wenn du dich danach fühlst. Du solltest dich ein paar Tage lang schonen und nach der Diät leben, die deinem Hauscomputer mitgeteilt wurde."
    „Ausgezeichnet", lobte Sato Ambush, richtete sich auf und schwang die Beine aus dem Bett.
    Er trug das übliche Hospitalgewand; einen formlosen, weißen Umhang. Myles Kantor steuerte das Kantormobil ein wenig zur Seite, um dem Pararealisten Platz beim Aufstehen zu machen. „Da du für gesund erklärt wirst, kann ich dir vorspielen, was inzwischen an Nachrichten für dich eingetroffen ist", sagte Myles. „Viel?"
    „Nur eine Mitteilung. Aber sie ist wichtig."
    Er hantierte am Knauf seines Steuerknüppels, und noch im selben Augenblick materialisierte, scheinbar aus dem Nichts, eine Bildfläche. Ein kleiner Mann mit verkrümmtem Rücken und schütterem Haar war darauf zu sehen. „Sato Ambush", sagte er, „ich hatte vor ein paar Minuten den Besuch eines Nakken. Er nennt sich Carteel. Er fordert die Herausgabe der Überreste seines Artgenossen Balinor." Der kleine Mann fuhr sich mit der Hand zur Schläfe und kratzte sich am Kopf. Seine Verlegenheit war unübersehbar. „Ich nehme an, du hast einen guten Grund, warum du die Leiche behalten willst. Aber um ganz ehrlich zu sein: Ich kann den Nakken nicht verübeln, daß sie Balinor wiederhaben wollen. Du wirst ihn herausgeben müssen - es sei denn, es fällt dir etwas ein, was man den Schneckenartigen plausibel machen kann. Irgend etwas mit planetarischer Sicherheit oder drohender Realitätsüberlappung, was weiß ich. Du mußt mir helfen, Sato."
    Die Übertragung war beendet. Das Bild erlosch. Sato Ambush saß immer noch auf der Kante der Liege. „Kannst du eine Verbindung mit ihm herstellen?" fragte er. Myles Kantor grinste. „Dieses Mobil ist mit allem ausgestattet, was

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