1593 - Der Hexentöter
einem kleinen Schild stand sein Name - Bert Ivory.
»Hi, Bert, hast du was gesagt?«
Ivory hätte es gern wiederholt, doch es war ihm nicht möglich. Der Blick auf die Vorderseite des Kunden hatte ihm die Sprache verschlagen. Erst jetzt sah er Chinok genauer und musste sich selbst gegenüber zugeben, dass er nie zuvor mit einer derartigen Gestalt konfrontiert worden war.
Es stiegen vom Gefühl her auch erste Warnungen in ihm hoch, aber er dachte daran, was sein Job war.
»Sir, ich muss Sie bitten…«
»Du willst mich bitten, du Wicht?« Zischend hatte Chinok die Worte ausgesprochen, und der Hexentöter war noch nicht fertig, denn eine Hand verschwand unter seinem Mantel und griff nach dem, was darunter versteckt war.
Im nächsten Moment schimmerte die schmale Klinge des Messers im künstlichen Licht der Kaufhausbeleuchtung.
Es dauerte nicht lange, und bevor Ivory es begreifen konnte, stieß die Klinge nach vorn und bohrte sich unterhalb seines Herzens in seinen Körper hinein. 5 Es gab so gut wie keine Zeugen. Gilda war die Einzige, und sie sah sich in einen Albtraum versetzt. Was hier geschah, konnte und durfte nicht wahr sein. Aber es war Realität.
Da geschah ein Mord vor ihren Augen. Richtig bewusst wurde ihr das erst, als sie die schlimmen Laute hörte, die aus dem Mund ihres Kollegen drangen. Das war eine Mischung aus Stöhnen und Röcheln.
Dabei sank er langsam in die Knie. Er kippte leicht zur Seite, sodass Gilda ihn sah. Sein Mund stand offen, aber er war nicht mehr leer. Blut füllte ihn, das über die Lippen sickerte und in breiten Bahnen über sein Kinn rann.
Dann schlug er auf.
Genau da merkten die ersten Kunden, was sich hier abspielte.
Zuerst waren sie stumm vor Entsetzen, bis der Bann brach und gellende Schreie durch den Raum hallten…
***
Das Kaufhaus hatte nicht nur einen Eingang. Schlecht für uns, denn wir wussten nicht, in welchem Teil des hohen Gebäudes sich die Kosmetikabteilung befand. Ich hatte von unterwegs Glenda Perkins angerufen. Sie hatte uns auch nicht helfen können, und jetzt noch nach den Telefonnummern irgendwelcher leitenden Angestellten zu forschen, das hätte uns nur aufgehalten.
Das Gebäude befand sich in einem Fußgängerbereich. Mit dem Auto kamen wir normalerweise nicht dorthin, in diesem Fall scherten wie uns einen Teufel darum.
Ich hatte den Hexentöter bereits gesehen. Leider nur auf weite Entfernung hin, aber ich fühlte, dass sich das bald ändern würde. Es wurde Zeit, mit ihm abzurechnen, denn es waren genug Morde geschehen.
Auch ging es mir darum, endlich Aufklärung darüber zu bekommen, warum sich selbst Assunga vor ihm fürchtete oder ihm aus dem Weg ging.
Er hatte etwas Besonderes an sich, und in ihm steckte eine wahrlich mörderische Macht.
Der Bereich der Fußgängerzone war nicht völlig abgesperrt. Schließlich mussten Waren angeliefert werden.
Es war nur dieses langsame Fahren, das mich nervös machte, weil ich einfach nicht von dem Gedanken loskam, dass jede Sekunde zählte.
Die bösen Blicke und Beschimpfungen die uns nachgeworfen wurden, beachteten wir nicht. Ich setzte schließlich das Blaulicht auf das Dach, als noch gegen den Wagen geschlagen wurde, schaltete aber nicht die Sirene ein.
»Gute Idee«, lobte Suko.
Wir kamen jetzt besser durch. Die Leute machten uns Platz, und als wir an einigen Straßenmusikern vorbeirollten, da sahen wir linkerhand das Kaufhaus.
Es stand dort als mächtiger Klotz. Ob der Eingang, den wir vor uns sahen, genau der war, den wir brauchten, wussten wir nicht. Jedenfalls drängten sich in seiner Nähe die Menschen.
Suko stoppte. Schnell waren wir aus dem Wagen und sahen die beiden Sicherheitsleute, die uns längst entdeckt hatten und mit schnellen Schritten auf uns zukamen.
Bevor die Männer in ihren eng sitzenden dunklen Anzügen etwas unternehmen konnten, schauten sie bereits auf meinen Ausweis.
Außerdem mussten sie das Licht auf dem Roverdach gesehen haben, wenn sie nicht blind waren.
»Scotland Yard!«, sagte ich.
Sie nickten.
Bevor einer was sagen konnte, fragte ich: »Wo finden wir die Kosmetikabteilung?«
»Nicht hier.«
»Was heißt das genau?«
»Sie müssen auf die andere Seite.«
»Auch unten?«
»Ja.«
»Quer durch die Etage?«
»Genau.«
Das hatte ich mir schon gedacht. Mein Gesicht zeigte nicht eben einen fröhlichen Ausdruck.
Uns blieb nichts anderes übrig, als einen der Männer zu bitten, uns zu begleiten.
»Aber schnell. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
»Was ist
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