1594 - Das Böse in dir
schon zu weit weg, um das Nummernschild erkennen zu können.
Ich raffte mich auf, und erst jetzt kam mir zu Bewusstsein, wie knapp ich dem Tod entgangen war.
Mein Herz schlug schon um einiges schneller, und auch das Gefühl von weichen Knien gehörte dazu. Schließlich war ich ein Mensch und keine Maschine.
Das war eindeutig ein Mordanschlag gewesen. Aber wer, zum Teufel, steckte dahinter?
Darüber konnte ich mir jetzt den Kopf zerbrechen.
Dabei wollte mir ein Name nicht aus dem Kopf - Michael Mayers. Dieser Fahrer hatte fast so ausgesehen. Ein sehr bleiches und auch starres Gesicht, wie mit Kreide bemalt. Das passte zu Halloween, und ich hatte immer gedacht, dass dieses Fest uns nichts anging Irren ist eben menschlich.
Das war jedoch das kleinste Problem. Es kam ein anderes hinzu. Wer war diese Gestalt, die mich hatte abschießen wollen?
Jeder Mensch hat Feinde. Dazu zählte ich mich natürlich auch. Gerade ich hatte so viele Feinde, dass ich sie gar nicht mehr zählen konnte.
Auch die Maske war als Halloween-Verkleidung nicht neu. Vor Jahren, als der Film groß Furore gemacht hatte, da waren sie zu Tausenden verkauft worden. Inzwischen hatte sich das abgeschwächt, aber jetzt schien die Maske eine Renaissance zu erleben. Zumindest bei dem Killer, der es auf mich abgesehen hatte.
Wer steckte dahinter?
Ich überlegte und dachte an verschiedene Feinde. Sie aber traten mir meist offen entgegen, ob es sich nun um einen Unhold aus den Bereichen der Finsternis handelte oder um jemanden, dem ich anderweitig auf die Füße getreten war.
Es war jedenfalls ein bewusster Anschlag gewesen, bei dem ich hatte sterben sollen.
Während mir diese Gedanken durch den Kopf zuckten, reinigte ich provisorisch meine Kleidung. Ein ruhiger Abend hatte vor mir liegen sollen.
Daraus würde nichts werden. Mir würde nichts anderes übrig bleiben, als mich mit diesem Attentat zu beschäftigen. Noch eine andere Frage stellte sich mir. Es stand fest, dass der Anschlag mit gegolten hatte. Aber war ich die einzige Zielperson? Da kamen mir schon Bedenken, denn normalerweise war Suko bei mir, wenn wir nach Hause kamen.
Sobald er zu Hause war, würde ich ihn informieren müssen, damit wir uns beide darauf einstellten und der eine ein Auge auf den anderen werfen konnte.
Ich war durch unzählige Gefahren gegangen, aber dieses Attentat zerrte schon an meinen Nerven. Es war einfach zu plötzlich gekommen.
Eine Fahndung nach dem BMW einzuleiten brachte bestimmt nichts.
Das Auto war längst im Londoner Verkehr untergetaucht, und sein Fahrer würde genau wissen, was er tat.
Dass der Killer in die Garage hatte hineinfahren können, war kein Wunder, da das Tor um diese Zeit meist offen stand.
Der BMW kehrte nicht mehr zurück. Auch für mich hatte die Warterei ein Ende. Ich fuhr hoch in die zehnte Etage und betrat meine Wohnung vorsichtiger als sonst.
Es war alles so, wie ich meine Behausung verlassen hatte. Ich konnte es mir bequem machen. Abschalten allerdings würde ich nicht können, und ich wartete auch gespannt darauf, dass Suko von seiner Einkaufstour mit Shao zurückkehrte. Möglicherweise hatte er eine Idee, die uns weiterbrachte.
Im Kühlschrank fand ich eine Pizza, die ich nicht aufwärmte. Mir war der Appetit vergangen, aber zwei hart gekochte Eier aß ich trotzdem und trank dazu ein Bier aus der Flasche.
Die letzten Eireste befanden sich noch in meinem Mund, als das Telefon läutete. Mit ein paar Schritten hatte ich den Apparat erreicht und brauchte mich nicht erst zu melden, denn mir fauchte ein heiser klingendes Lachen ins Ohr.
Einen Beweis hatte ich nicht, aber ich ging davon aus, dass der Anrufer vor Kurzem noch in einem BMW gesessen hatte und es nicht bei einem Lachen belassen würde.
So kam es dann auch. Ich hörte eine Stimme, die menschlich war, aber sehr böse klang, und ich auch nicht herausfand, ob sie einer Frau oder einem Mann gehörte.
»Du hast Glück gehabt!«, zischte es.
»Möglich.«
»Aber das wird nicht immer so sein. Ihr werdet euch nicht wehren können. Ich bin immer da. Lange genug hat es gedauert, aber jetzt bin ich nicht mehr zu stoppen.«
»Und wer bist du«, fragte ich. »Meinen Namen kennst du. Hast du auch einen, Mister Unbekannt?«
»Du kannst mich Schläfer nennen. Ihr alle könnt mich so nennen.«
Er waren die letzten Worte, dann stach mir ein scharfes Gelächter ins Ohr. Danach hatte der Anrufer aufgelegt.
Ich stand da, hielt das Telefon in der Hand, und in meinem Kopf jagten sich
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